Die Flughafenangestellten fürchten sich vor "Billigunternehmen" und Lohndumping und bangen um ihre Jobs. In Deutschland sind am Montag 14 Flughäfen - darunter Frankfurt, Hamburg, Köln und München - betroffen, in Österreich Wien-Schwechat und Linz. Die Betriebsversammlung in Schwechat ist auf eineinhalb bis zwei Stunden anberaumt, kündigte Flughafen-Betriebsrat Dieter Rozboril am Sonntag an. Auch von norditalienischen Airports wurden für Montagnachmittag Protestaktionen angekündigt.
Wegen Verzögerungen bei Gepäckabfertigung, Kabinenreinigung, Betankung, Transport von Fracht oder Catering-Anlieferung müssen sich die Passagiere auf Verspätungen einstellen.
Laut Rozboril werden die betroffenen Mitarbeiter in Wien-Schwechat in einer ersten Informationsveranstaltung über die anstehenden Änderungen informiert. "Wir werden sie fragen, ob sie bereit sind für weitere Maßnahmen." In erster Linie werde es dann erneut Betriebsversammlungen geben, "vielleicht nicht zu solch freundlichen Zeiten wie jetzt", und auch eine große europaweit organisierte Demonstration in Brüssel. "Im zweiten Schritt werden auch mehr Länder dabei sein", ist der Betriebsratschef überzeugt.
Ärger wegen neuer EU-Richtlinie
Grund für den Protest ist eine neue EU-Richtlinie. Sie verpflichtet zur rechtlichen Trennung der Bodenverkehrsdienste-Tätigkeiten der Flughafengesellschaften ab zwei Millionen Passagieren bzw. 50.000 Tonnen Fracht. Brüssel will die Airports zwingen, die Bodenabfertigung auszugliedern. Ab fünf Millionen Passagieren sollen nicht weniger als drei Bodendienste-Anbieter vorgeschrieben sein, und zudem soll jede Airline soll an jedem Flughafen die Bodenverkehrsdienste selbst abwickeln dürfen.
Am Flughafen Wien werden pro Jahr etwa 20 Millionen Passagiere abgefertigt. In Wien sind derzeit zwei Abfertiger tätig, neben dem Flughafen Wien auch eine Österreich-Tochter von Fraport.
Protestbrief der Flughafen-Wien-Chefs
Nicht nur die Arbeitnehmer des Wiener Flughafens fühlen sich aus Brüssel unter Druck gesetzt. In einem Brief an Verkehrsministerin Doris Bures und EU-Abgeordnete haben die Airport-Vorstände Julian Jäger und Günther Ofner ebenfalls ihre Bedenken vorgetragen. Tenor: Durch weitere Liberalisierungsschritte würde der Druck auf die Flughäfen stark erhöht. Wirtschaftlich sei ein derartiger Schritt ein "massiver Schlag" für alle Anbieter, da sich die Kundenbasis verringern und wirtschaftlicher Erfolg fast unmöglich gemacht werde, warnen die Chefs in dem Brief.
Fluglotsenstreik am Mittwoch?
Mitte der Woche könnte für die Passagiere weiteres Ungemach folgen. Nachdem am Freitagabend Verhandlungen im deutschen Fluglotsen-Gehaltsstreit gescheitert sind, droht am Mittwoch ein Streik der Lotsen. Die deutsche Gewerkschaft will bei einem Streik aber nur für einige Stunden die Arbeit niederlegen. "Es wird hier keinen 24-Stunden-Streik wie in Griechenland geben", sagte ein Gewerkschaftssprecher am Samstag. Beschlossen sei aber noch nichts.
Von einem Streik bei der deutschen Flugsicherung wären österreichische Passagiere nicht nur bei Flügen nach und von Deutschland betroffen. Es würden auch alle Flüge ausfallen, die über deutsches Gebiet führen.
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