„Route Nummer eins“

Flüchtlinge im Mittelmeer: Lage weiter dramatisch

Ausland
10.06.2019 14:03

Aufgrund der unsicheren Lage im Kriegsland Libyen versuchen wieder zahlreiche Flüchtlinge über das Mittelmeer nach Europa zu gelangen. Bei der gefährlichen Überfahrt kommt es immer wieder zu dramatischen Szenen. So darf ein ägyptisches Schiff, das vor rund zehn Tagen im Mittelmeer 75 Flüchtlinge gerettet hatte, derzeit nicht in Tunesien anlegen. 38 andere Migranten auf einem Holzboot, das Kurs auf die süditalienische Insel Lampedusa nahm, hatten dagegen mehr Glück. Die italienische Küstenwache führte sie zum Hafen. 

Das ägyptische Schiff Maridive 601 hatte die in Libyen gestarteten Flüchtlinge Ende Mai vor der tunesischen Küste in internationalen Gewässern aufgenommen. Ein Team des Roten Halbmonds in der tunesischen Stadt Zarzis hat Hilfsgüter an die Flüchtlinge auf dem Schiff geliefert, von denen einige krank sind. Der Kapitän bat die tunesischen Behörden bereits vor mehreren Tagen, im Hafen von Zarzis anlegen zu dürfen, was ihm bisher aber verwehrt wurde. Ein Vertreter des tunesischen Innenministeriums sagte lediglich, die Flüchtlinge wollten „von einem europäischen Land“ aufgenommen werden.

38 Migranten erreichten an Bord von Holzboot Insel Lampedusa
Unterdessen sind 38 Migranten am Sonntagnachmittag auf der süditalienischen Insel Lampedusa eingetroffen. Sie befanden sich an Bord eines Holzbootes, das unweit des Hafens der Insel gesichtet wurde. Ein Schiff der italienischen Küstenwache führte die Migranten zum Hafen der Insel, berichteten italienische Medien. An Bord befanden sich 20 Männer, 17 Frauen und ein Kind. Sie stammen von der Elfenbeinküste, Guinea und Tunesien. Sie sollen von Libyen abgefahren seien. Einige Migranten waren dehydriert, eine Frau in kritischem Zustand wurde medizinisch versorgt.

Schlepper suchen nach alternativen Routen
Während die italienische Regierung auf ihre Politik der „geschlossenen Häfen“ setzt, suchen Schlepper nach alternativen Routen, um Flüchtlinge mit Booten nach Italien zu bringen. 53 Migranten trafen am Sonntag an Bord eines Segelbootes in Isola di Capo Rizzuto im süditalienischen Kalabrien ein. An Bord befanden sich pakistanische Migranten, darunter zehn Kinder. Bereits am Samstag trafen rund 60 Migranten an Bord eines Segelbootes - ebenfalls in Kalabrien - an. Das Schiff, auf dem sich auch sechs Frauen und 13 Minderjährige befanden, wurde von der italienischen Küstenwache unweit von Vibo Valentia lokalisiert, berichteten italienische Medien. 

Griechischer Küstenwache gelang Schlag gegen Schlepper
Der griechischen Küstenwache gelang am Sonntag unterdessen ein Schlag gegen eine internationale Schleuserbande. Drei Griechen und zwei Ausländer seien dabei ertappt worden, 41 Migranten an Bord einer Segeljacht aus der Region der griechischen Touristeninsel Lefkada nach Italien zu schleusen, teilte die Zentrale der Küstenwache am Sonntag in Piräus mit. Die Bande soll nach Informationen aus Kreisen der Küstenwache seit Monaten Menschen aus Griechenland nach Italien gebracht haben. Neben der Segeljacht wurden auch ein Kleintransporter und ein Pkw beschlagnahmt, mit denen die Schleuser die Migranten aus anderen Regionen Griechenlands zur Westküste des Landes am Ionischen Meer gebracht haben sollen.

Frontex-Direktor: Lage an EU-Außengrenzen „deutlich verbessert“
Trotz der angespannten Situation habe sich die Lage an den EU-Außengrenzen laut die Grenzschutzagentur Frontext „deutlich verbessert“. „Insgesamt haben wir in der EU seit Beginn des Jahres rund 30.000 irreguläre Grenzübertritte registriert“, sagte Frontex-Direktor Fabrice Leggeri der „Welt“. In der ersten Jahreshälfte 2018 waren rund 60.430 registriert worden. Mit einem Ende der illegalen Zuwanderung rechnet Leggeri nicht. Er forderte die EU-Staaten dazu auf, eng mit den Herkunftsländern zusammenzuarbeiten und „dort das Leben lebenswerter machen“. „Politik darf sich nicht nur auf Grenzschutz beschränken.“

Ägäis „Route Nummer eins“
Die Ägäis sei derzeit erneut „Route Nummer eins“. Im vergangenen Jahr hatten bis Juli erstmals die meisten Flüchtlinge und Migranten die westliche Mittelmeerroute über Spanien bei der illegalen Einreise in die EU genutzt. Für die Verschiebung machte Leggeri den Grenzschutz von Spanien und Marokko verantwortlich. „Man passt zum Beispiel besser auf, dass Boote erst gar nicht ablegen können.“

Das Flüchtlingsaufkommen in der Ägäis war ungeachtet der EU-Vereinbarung mit der Türkei jüngst deutlich gestiegen. Die Zahl der Menschen, die in den Registrierlagern (sogenannte Hotspots) auf den griechischen Inseln ausharren, stieg laut griechischem Migrationsministerium Anfang Juni wieder auf mehr als 16.000. Flüchtlingshilfsorganisationen kritisieren die Zustände besonders in Auffanglagern auf Samos und Lesbos als menschenunwürdig. Zudem werden Migranten von Schleppern durch Griechenland geschleust, ohne je im Land registriert zu werden.

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