Die Welt von oben

Die spektakulärsten Satelliten-Bilder von Städten

Web
06.11.2016 09:00

Städte in extremen Lagen, Geisterstädte, die für Millionen Menschen geplant wurden, faszinierende Grundrisse, spektakuläre Architektur, sowie systematisch geplante und chaotisch gewachsene Strukturen: Der "außerirdische" Blick von Satelliten auf unsere Erde offenbart die faszinierende Vielfalt der Städte, wie der in Kooperation mit Airbus Defence und Space entstandene Bildband "CITIES - Brennpunkte der Menschheit" zeigt. krone.at zeigt eine Auswahl der besten Ansichten.

Umkämpfte weltanschauliche Heimat: Meist sind es Städte, die als Orte der Begegnung für die Entwicklung von Weltanschauungen und Religionen dienen. Jerusalem ist ein Beispiel einer derartigen Stadt und stand über die Jahrhunderte hinweg immer wieder im Zentrum religiöser Aufbrüche von Juden, Christen und Muslimen. Die Stadt erlebt allerdings auch die Schattenseiten dieser Rolle, die oft genug aus Intoleranz und daraus folgenden Konflikten bis hin zu Kriegen entstehen.

Kaiser und Großer Vorsitzender: Im Lauf der Geschichte erhielt Peking, das immer wieder zerstört und dann wieder Hauptstadt verschiedener Reiche auf dem Boden des jetzigen Chinas wurde, zahlreiche unterschiedliche Namen. Seit dem Jahr 1408 wird die Stadt mit dem Namen Beijing, "nördliche Hauptstadt", bezeichnet. Zwischen der "Verbotenen Stadt" mit dem Kaiserpalast und der Großen Halle des Volkes liegt der Tian'anmen-Platz, der einer Million Menschen Platz bietet. Mit derzeit fast 22 Millionen Einwohnern gehört Peking zu den bevölkerungsreichsten Städten der Welt und kämpft gegen die Folgen des Wachstums, das sich in Smog und permanenten Verkehrsstaus auswirkt.

Stadt in der Lagune: Venedig zeichnet sich nicht zuletzt durch seine Lage inmitten der umgebenden Lagune aus. Hinsichtlich Verteidigung und Zugänglichkeit für den Handel vorteilhaft, ist diese Lage angesichts des Absinkens der Stadt und des Meeresspiegelanstiegs infolge des Klimawandels ein Nachteil. Dem wird mit dem Projekt M.O.S.E. begegnet, in dem die Lagune durch Schleusen von der Adria abgetrennt wird.

Verstrahlte Zukunft: Das heute ukrainische Prypjat ist ein prominentes Beispiel für die Folgen negativer Einflüsse des Menschen auf seine unmittelbare Umwelt. Die Stadt, die erst 1970 für die Arbeiter des Kernkraftwerks Tschernobyl gegründet wurde, musste nach der nuklearen Katastrophe im nur vier Kilometer entfernt gelegenen Kraftwerk im Jahr 1986 aufgegeben werden. Zu diesem Zeitpunkt hatte Prypjat fast 50.000 Einwohner. Wie das Satellitenbild zeigt, erobert die Natur nach und nach das Gebiet der Stadt zurück. Einige Straßen wurden dekontaminiert, um Touristen den Besuch der Stadt zu ermöglichen.

Neuer Stadtteil: Mit New Al Falah wurde in Abu Dhabi auf mehr als zwölf Quadratkilometern Fläche ein neuer Stadtteil aus dem Boden gestampft. Mehr als 5000 Villen wurden im Rahmen des Projekts entwickelt. Der Grundriss des Viertels folgt einem streng geometrischen Rosettenmuster. Derartige, vom oft verwendeten Rechteckraster abweichende Grundrisse werden als ansprechender empfunden und deshalb gerade für Wohnviertel immer häufiger eingesetzt.

Spinnennetz am Wüstenrand: Sfax, mit 330.000 Einwohnern zweitgrößte Stadt Tunesiens, fällt im Satellitenbild durch seinen konzentrischen Aufbau auf. Vom alten Zentrum mit seinen kleinen Gebäuden und engen Gassen verlaufen die Hauptstraßen sternförmig nach außen, wo sie spinnennetzartig durch Ringstraßen verbunden sind. Gut zu sehen ist auch die allmählich nach außen lockerer werdende Bebauung. In der kreisförmigen Struktur am Meeresufer wird eine ausgedehnte Parkanlage errichtet. Sie liegt im Stadtentwicklungsgebiet Taparura, das nach Fertigstellung 50.000 Bewohner aufnehmen soll.

Paradebeispiel aktiver Stadtentwicklung: Barcelona ist wohl das Paradebeispiel einer Planstadt als Erweiterung des bestehenden Stadtkerns zur Mitte des 19. Jahrhunderts. Wie kaum in einer anderen europäischen Metropole wurde hier aktive Stadtentwicklungspolitik betrieben und so ist das aktuelle Bild der Stadt geprägt von einer Synthese aus historischer Stadtentwicklung und modernen Restrukturierungsprozessen.

Gerasterte Freiheit: San Francisco fällt wie viele amerikanische Großstädte durch ein strikt rechtwinkliges Straßennetz auf, das in der Regel ungeachtet der geografischen Verhältnisse angelegt wurde. Die Stadt liegt links außen - nicht nur geografisch: Sie gilt auch als die liberalste Stadt der USA. Deshalb ist San Francisco in Sachen Gegenwartskultur immer ganz vorne dabei. Hier befindet sich das Zentrum grüner Architektur und eingliedernder, sozial bewusster Stadtplanung. Hier liegt der Knotenpunkt radikaler Kunst, Poesie und Musik, und auch das Mekka der homosexuellen und lesbischen Szene. Das alles ist San Francisco: geografisch und kulturell der Vorreiter der Nation.

Stadt mit Lust am Experiment: Die Grachten der niederländischen Hauptstadt mit ihren unverwechselbaren geometrischen Muster waren lange Zeit die Haupttransportwege von Amsterdam. Die gesamte Stadt wurde aufgrund des freuchten und sandigen Untergrundes auf Pfählen errichtet. Die Seele der Stadt ist tolerant, frech und manchmal etwas verrückt. Hier entstehen neue Viertel mit avantgardistischer Architektur. Im alten Hafengebiet befinden sich heute trendige Restaurants und Lounges in coolen Industriekomplexen.

Beton, Baracken, Jurten: In der nomadischen Gesellschaft der Mongolen war Ulan Bator zunächst ein aus Jurten bestehendes Kloster, dessen Lage mehrfach geändert wurde. Erst im Jahr 1778 wurde am heutigen Ort eine Stadt gegründet, die zur Hauptstadt der Mongolei wurde. Der starke sowjetische Einfluss spiegelt sich in den Plattenbauten im Stadtzentrum wider. In den ärmeren Vorstädten an den Hängen um das Zentrum dominieren kleine Gebäude, zwischen denen vielfach die traditionellen Jurten als runde weiße Punkte zu sehen sind.

Wachstum ohne Plan: Die 2,1-Millionen-Einwohner-Stadt Ouagadougou in Burkina Faso ist eine der Städte mit dem weltweit höchsten Bevölkerungswachstum. Weite Teile von Ouagadougou bestehen aus "informellen Siedlungen", deren Bewohner weitgehend ohne Strom, fließendem Wasser und Kanalisation auskommen müssen.

Symbiose von Stadt- und Landschaftsplanung der arabischen Art: Die "Perle Bahrains" verspricht auf 15 künstlichen Inseln eine urbane Umgebung mit der Ruhe einer Inselwelt zu vereinen. Hier ist alles privat, Aspekte moderner Urbanität oder öffentlicher Raum spielen dabei allerdings keine Rolle. Das Projekt fügt sich nahtlos in die Reihe künstlicher Inselwelten, die mittlerweile die südliche Küste des Persischen Golfs säumen.

Neue politische Macht: Durch die Teilung der Stadt nach dem Zweiten Weltkrieg hatte die ursprüngliche Reichshauptstadt Berlin viel von ihrer Bedeutung verloren und war über Jahrzehnte in ihrer Entwicklung beschränkt. Als die Stadt nach der Wiedervereinigung im Jahr 1990 zur deutschen Hauptstadt wurde, setzte eine intensive Entwicklung ein, die mit einem deutlichen Bevölkerungswachstum auf derzeit etwa 3,5 Millionen Einwohner einherging. Die gewachsene Bedeutung der Stadt wird auch durch das neu errichtete Regierungsviertel nördlich des Tiergartens deutlich.

Zentrum der islamischen Welt: Die saudiarabische Stadt Mekka, Geburtsort Mohammeds, beherbergt mit der Al-Haram-Moschee mit der Kaaba die heiligste Stätte der islamischen Welt. Diese wird jährlich von 15 Millionen Pilgern besucht, mehr als zwei Millionen kommen allein während der Hadsch. Die Moschee wird derzeit auf ein Fassungsvermögen von 1,2 Millionen Menschen erweitert, wobei im Zuge der umfangreichen Bautätigkeiten der vergangenen Jahre zahlreiche historische Gebäude zerstört wurden.

Intelligenz und Wirtschaftsmacht: Das kalifornische Silicon Valley zeigt beispielhaft, wie sich Entwicklungen in Städten durch Rückkoppelung verstärken. Hier waren es die Universitäten, die zur Ansiedlung von High-Tech-Firmen im Bereich der Informationstechnologien führten, welche wiederum Arbeitsplätze für hochqualifizierte Universitätsabsolventen schufen. Ein Beispiel eines in diesem Umfeld gewachsenen Unternehmens ist Apple, dessen in Bau befindlicher neuer, kreisförmiger Campus für 13.000 Angestellte in der Aufnahme zu sehen ist.

Neubau einer Ferienstadt: Das an der Südspitze der spanischen Insel Gran Canaria gelegene Maspalomas war ein kleines Dorf, bis im Jahr 1960 beschlossen wurde, hier den Massentourismus zu fördern. Die Entwicklung folgte einem klaren Bebauungsplan, der sich auch heute im Grundriss der Stadt erkennen lässt und eine höhere Qualität als in anderen Destinationen des Massentourismus besitzt. Die im Süden anschließenden Sanddünen sind als Naturreservat geschützt.

Wirtschaft und Kultur: Schon vor mehr als 20.000 Jahren siedelten Aborigines in der Gegend von Sydney. Hier, wo verzweigte Buchten den weltweit größten Naturhafen darstellen, wurde von Engländern 1788 eine Strafkolonie gegründet. Heute ist Sydney nach Schätzungen mit mehr als 4,9 Millionen Einwohnern die größte Stadt und wirtschaftliches Zentrum Australiens. Bekannte Wahrzeichen der Stadt sind das auf einer Halbinsel an der Einfahrt zum Hafen gelegene Opernhaus und die Harbour Bridge, welche North Sydney mit dem Zentrum verbindet.

Hafen im Mittelpunkt: Für Genua spielte von Anfang an der große natürliche Hafen eine wesentliche Rolle. Er ermöglichte der italienischen Stadt im Mittelalter die Entwicklung zu einer der wichtigsten Handelsstädte Europas, bevor Venedig die Vorherrschaft im jahrhundertelangen Wettstreit dieser beiden Städte errang. Auch heute gehört der Containerhafen Genuas zu den größten des Mittelmeers und versorgt ganz Nordostitalien. Die räumliche Entfaltung Genuas wird durch seine Lage zwischen Mittelmeer und den Ausläufern des Appenin stark eingeschränkt.

Paris Afrikas: Das früher als "Paris Afrikas" bezeichnete Conakry kämpft heute mit massiven Herausforderungen infolge von Korruption und Missmanagement, unter denen nicht nur die städtische Infrastruktur leidet. Die Mangrovensümpfe, die Conakry einsäumen, werden nach dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) durch Schlägerung von Brennholz und Trockenlegen für die Landwirtschaft beeinträchtigt.

Geisterstadt in China: Als im Jahr 2000 bei Dongsheng in der Inneren Mongolei, China, Kohle- und Gasvorkommen entdeckt wurden, setzte ein Aufschwung ein, der die Stadt rasch wachsen ließ. Um die erwartete Bevölkerungszunahme zu bewältigen, wurde 30 Kilometer von Dongsheng mit Kangbashi ein neuer Stadtteil erbaut. Auf 32 Quadratkilometern entstand zunächst für 300.000, später für fast eine Million Menschen eine komplette Stadt. Diese wird allerdings von den Menschen nur zögerlich angenommen, wie die leeren Straßen im Satellitenbild zeigen. Bis 2015 zogen erst etwa 100.000 Menschen in diese "Geisterstadt".

Stadt der Flüchtlinge: Kriegerische Konflikte sind der häufigste Grund, dass Menschen ihre Heimat verlassen, und so wie Konflikte sind auch Flüchtlingslager kein neues Phänomen. Az-Zaatari im Norden Jordaniens gehört mit fast 80.000 Bewohnern zu den größten Flüchtlingslagern der Welt. Es entstand ab 2012 als Folge des syrischen Bürgerkriegs, durch den bis 2015 fast zwölf Millionen Menschen vertrieben wurden. Unter der Leitung des UNHCR ist eine große Zahl internationaler und nationaler jordanischer Organisation mit der Verwaltung des Lagers beschäftigt, das sich immer mehr zu einer eigenen Stadt entwickelt.

Wohnraum für Kaiser und Volk: Eingebettet in die ausgedehnte Stadtfläche Tokios liegt der Kaiserpalast mit den umgebenden Parkanlagen. Wegen des raschen Wachstums der Stadt und des beschränkten Angebots sind die Immobilienpreise Tokios unter den höchsten der Welt. In diesem Umfeld für ausreichend Wohnraum und leistungsfähige Infrastruktur zu sorgen ist eine herausfordernde Aufgabe für die Stadtregierung und -verwaltung.

"CITIES - Brennpunkte der Menschheit" (ISBN: 978-3-902834-25-6) ist bei eoVision Media erschienen.

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