"Unvorstellbar"

Faymann malt Horror-Szenario bei Euro-Aus an Wand

Wirtschaft
30.08.2012 14:59
Mit drastischen Zahlen hat Bundeskanzler Werner Faymann am Donnerstag vor den schweren Folgen eines Endes der Gemeinschaftswährung Euro gewarnt: Die heimische Wirtschaftsleistung würde im ersten Jahr um elf Milliarden Euro weniger wachsen, im Jahr darauf wären es gar 32 Milliarden Euro weniger, malte der Kanzler beim Forum Alpbach ein düsteres Szenario an die Wand. "Wir können uns die sozialen und politischen Kosten eines solchen Szenarios nicht vorstellen", so Faymann.

Der Kanzler bezog sich bei seinen Angaben über die Folgen eines möglichen Aufbrechens der Euro-Zone auf eine vom Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO) erstellte Analyse. Die im Auftrag des Bundeskanzleramts durchgeführte Untersuchung gehe vom schlimmsten Fall aus, berichtete das Ö1-"Mittagsjournal" am Donnerstag. Dabei treten die Krisen-Länder Griechenland, Spanien, Italien, Portugal, Irland und Zypern demnächst aus dem Euro aus. Übrig bliebe dann eine Art Nord-Euro-Zone.

Schlechte Aussichten für Österreich
Für die Alpenrepublik, so das Fazit der Studie laut ORF-Radio, seien das jedenfalls keine guten Aussichten. Die Wirtschaft würde den Autoren zufolge über mindestens zwei Jahre schrumpfen. Durch einen Austritt der südlichen Länder würden für Österreich die Absatzmärkte dort wegbrechen. Es würde fünf Jahre dauern, bis sich das Land erholen könne, die Arbeitslosigkeit würde um 3,3 Prozentpunkte oder 140.000 Jobs steigen, zitierte der Kanzler zum Abschluss der Wirtschaftsgespräche in Alpbach aus der Untersuchung.

Kämen spekulative Angriffe auf die Währung hinzu, würde sich die Situation noch verschlimmern, eine mögliche Aufwertung einer Folgewährung würde eine Million Jobs im Export gefährden. "Daher müssen wir in dieser Diskussion konstruktiv und nicht destruktiv sein", betonte Faymann.

Studie sieht Österreich als Euro-Profiteur
Das absolute Horror-Szenario sei laut WIFO aber ein Zerbröseln der gesamten Euro-Zone. Die Wirtschaft in Österreich würde dann noch viel länger schrumpfen, und es gäbe noch mehr Arbeitslose. Dieses Szenario schätzen die WIFO-Experten aber als äußerst unwahrscheinlich ein. Österreich brauche jedenfalls mehr und nicht weniger Europa, so das Ergebnis der Untersuchung.

Zur Untermauerung führen die Autoren an, dass Österreich wie kaum ein anderes Land durch die Mitgliedschaft in der EU und der Euro-Zone profitiert hat. All jene Integrationsschritte wie der EU-Beitritt, die Währungsunion, und die EU-Erweiterung hätten die heimische Wirtschaft um viele Milliarden Euro zusätzlich wachsen lassen.

Barroso und Faymann auf "steinigem Pfad"
Die jetzige Euro-Krise verglichen sowohl Bundeskanzler Faymann als auch EU-Kommissionspräsident Manuel Barroso am Donnerstag beim Forum Alpbach mit einer Bergtour. Für ihn komme ein Abstieg oder ein Stopp auf halbem Wege nicht infrage: "Wir können einfach nicht dort bleiben, wo wir waren oder sogar zum Status quo ante zurückkehren", postulierte Barroso. Und Faymann sprach von einer Seilschaft von Bergsteigern, die zusammen und nicht nur zum Teil den Berggipfel erreichen wolle.

Die europäischen Staaten hätten jedenfalls laut Barroso alles getan, um die Herausforderungen zu meistern, "aber der Pfad bleibt steinig". Die weitere Integration sei "keine Frage von Ideologien, sondern von systemischen Erfordernissen", sagte der Kommissionspräsident mit Blick auf die geplante Bankenunion, die bei der Bewältigung der Finanzkrise helfen soll. Bereits am 12. September solle ein entsprechender Vorschlag der Kommission dazu vorgelegt werden.

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