Grausige Bilanz

Wien ist mit 18 von 47 Tötungsdelikten Mordhauptstadt

Wien
22.12.2010 10:55
Wien ist nicht nur Bundeshauptstadt, sondern auch Mordhauptstadt Österreichs, so die traurige Bilanz 2010. Mit 18 von 47 Tötungsdelikten bis einschließlich 20. Dezember fanden in Wien die meisten, aber auch komplexesten Mordfälle statt. Die österreichweite Aufklärungsquote bei Morddelikten liegt derzeit bei 94,5 Prozent und entspricht damit dem alljährlichen Durchschnitt, erklärte am Mittwoch Ernst Geiger, Leiter der Abteilung Ermittlungen, Allgemeine und Organisierte Kriminalität im BK.

Keine Spur hat die Polizei bisher nach der Tötung der 24-jährigen Wiener Prostituierten Petya Filkova, deren verbrannte Leiche am 30. Mai auf einem Güterweg im Bezirk Gänserndorf in Niederösterreich gefunden wurde.

Ebenfalls ungeklärt blieb bisher auch der Mord an einem 54-jährigen Obdachlosen aus Ungarn, der am 10. Dezember erschlagen in einer Baracke einer Entsorgungsfirma in Penzing gefunden wurde.

Morde großteils Beziehungstaten im Familienkreis
Beim Großteil der Morde in Österreich handelt es sich um Beziehungstaten im Familienkreis, zu Sexualmorden wie jenem in der Nacht auf 2. Juli in Hietzing komme es selten. Ein 22-Jähriger erstach in der Auhofstraße seine um ein Jahr jüngere Ex-Freundin, zerstückelte danach ihre Leiche und warf die Teile in Müllcontainer. Anfänglich sprach der Verdächtige von einem Sex-Unfall, später gab er an, eingeschlafen zu sein und von der Tat nichts mitbekommen zu haben.

Als "seltenen Grenzfall" bezeichnete Geiger den Mord einer damals 14-Jährigen an ihrer Mutter am 13. April in der Sankt-Johann-Gasse in Wien-Margareten: Nach Streitigkeiten rund ums Internet folgte das Mädchen der 37-Jährigen, die ihr den Rücken zukehrte, und stach mit einem Messer auf Kopf, Nacken, Arm und Brust der Mutter ein. Die 15-Jährige wurde zu fünf Jahren Haft verurteilt.

Disco-Mord erinnert an Gang-Rituale
An amerikanisches Gang-Gehabe erinnert der Disco-Mord an Rene M. in der Nacht auf 21. August in der Steinheilgasse in Floridsdorf: Der 20-Jährige ging nach einem Diskothekbesuch zu Fuß nach Hause und wurde aus einem vorbeifahrenden BMW mit einer Pistole erschossen. Eines von vier Projektilen traf den jungen Mann tödlich. Der mutmaßliche 48-jährige Schütze war betrunken und kann sich an nichts erinnern, sein 29-jähriger Bekannter am Steuer will keinen Fußgänger wahrgenommen haben.

Morde mit ausgeklügeltem Alibi
Auch Morde à la Columbo mit ausgeklügelten Alibis gab es in Wien: Am 7. April erschlug ein 42-Jähriger am Julius-Tandler-Platz in Alsergrund seine Ex-Freundin - direkt neben dem gemeinsamen Baby. Die Schwester des Verdächtigen fuhr währenddessen mit dem Firmenwagen des Mannes ins Wiener Umland, um ihm anhand der GPS-Daten des Navigationsgeräts ein Alibi zu verschaffen. "Das war schon eine Meisterleistung, das zu klären", betonte Geiger.

Symbolbild

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.



Kostenlose Spiele