Empörung über Gaffer

„Nicht alles, was erlaubt ist, ist auch korrekt“

Wien
17.02.2020 16:07

Nach dem tödlichen U-Bahn-Unfall am Samstagabend in Wien hat das pietätlose Video eines Gaffers für Empörung gesorgt. Der Mann hatte die Tote nach dem Unfall gefilmt, während andere Zeugen Erste Hilfe leisteten. Das Video stellte er online und verschickte es an Medien, die es dann tatsächlich zumindest kurzzeitig veröffentlichten. Rechtliche Konsequenzen hat der Mann nicht zu befürchten, dennoch appellierten Wiener Linien und Polizei am Montag eindringlich, derartige Aktionen zu unterlassen.

Im Sommer 2018 wurden mit einer Novelle des Sicherheitspolizeigesetzes Strafen für Schaulustige beschlossen. Gaffer müssen, wenn sie Rettungskräfte behindern oder Handyfotos von Unfallopfern machen, mit Geldstrafen bis zu 500 Euro rechnen. Bei besonders erschwerenden Umständen droht sogar Haft bis zu zwei Wochen. Geld- bzw. Haftstrafen drohen den Gaffern allerdings erst, wenn sie sich trotz Abmahnung nicht an Anordnungen der Polizei halten. Die Einsatzkräfte waren im Fall der getöteten 31-Jährigen am Samstag noch nicht am Einsatzort, als der Mann filmte.

„Mehr als moralisch fragwürdig“
Sowohl die Wiener Linien als auch die Polizei appellieren, derartige Unfälle nicht zu filmen und das Material schon gar nicht weiterzuleiten oder zu veröffentlichen. „Nicht alles, was erlaubt ist, ist auch korrekt“, sagt Polizeisprecher Paul Eidenberger. Das Filmen der Leiche „ist mehr als moralisch fragwürdig“, sagt Lisa Schmid, die Sprecherin der Wiener Linien. Sie ruft die Fahrgäste dazu auf, bei derartigen Vorfällen Zivilcourage zu zeigen, den Notruf zu verständigen und Hilfe zu leisten, anstatt das Handy zu zücken.

Gegen abfahrende U-Bahn gestürzt
Der Unfall war gegen 21.30 Uhr in der U6-Station Am Schöpfwerk passiert. Die 31-Jährige war gegen den abfahrenden U-Bahn-Zug gestürzt und zwischen den Bahnsteig und die Garnitur gezogen worden. Dabei erlitt sie tödliche Verletzungen.

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