Elefanten in Wien

Spannende Runde vor brisanter Steiermark-Wahl

Steiermark
20.11.2019 20:15

Bevor am Sonntag rund eine Million Steirer zur Landtagswahl aufgerufen sind, krachten die sechs Spitzenkandidaten am Mittwochabend in Wien bei der „Krone“-Elefantenrunde aufeinander. Zwischenzeitlich sprühten die Funken - auch zwischen den Noch-Koalitionspartnern ÖVP und SPÖ. Neben Klimawandel, Migration und Landflucht waren natürlich auch Liederbuch und der Casino-Postenschacher Thema.

Einen letzten Höhepunkt hat es noch, das dank Ibiza-Skandal und all dessen Folgen turbulenteste Polit-Jahr der jüngeren Geschichte - und zwar die Landtagswahl in der Steiermark am kommenden Sonntag.

Wer wird mit wem regieren?
Denn diese Wahl birgt überregionale Brisanz zuhauf, von der Koalitionsfrage bis hin zu Problemen bei Rot und Blau. Denn: Mit wem regiert die laut Umfragen vor einem Erdrutschsieg stehende ÖVP hernach? Rot? Blau? Oder gar Grün? Und wie gehen die Bundesparteichefs von SPÖ und FPÖ mit den drohenden Schlappen um?

Im Finale überquerten die Spitzenkandidaten am Mittwoch extra den Semmering für die Elefantenrunde von „Krone“ und Puls 4 - und ließen in einer lebhaften Debatte unter „Steirerkrone“-Chefredakteur Oliver Pokorny und Puls-4-Infochefin Corinna Milborn durchaus einige Schlüsse zu.

„Nix ist fix, alles ist offen“
So stellte Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer (ÖVP) zwar einmal mehr klar, im Vorhinein keine Koalitions-Avancen äußern zu wollen - „Nix ist fix, alles ist offen“ -, und doch war in der Debatte nicht nur inhaltliche Eintracht zwischen ihm und seinem blauen Pendant Mario Kunasek evident.

Der Höhepunkt: Als die Kandidaten in einer Runde einander die Fragen selbst stellen durften, glitten Schützenhöfer und Ex-Verteidigungsminister Mario Kunasek weit ins Persönliche ab, tauschten coram publico jüngste Erfahrungen im Eltern- sowie Großelterndasein aus - von Koliken und neuen Zähnen bis hin zur Schnuller-Ablehnung.

Video: „Krone“-Chefredakteur Klaus Herrmann analysiert die Runde: 

Schickhofer warf ÖVP „Wortbruch“ vor
SPÖ-Chef und Landeshauptmannstellvertreter Michael Schickhofer ging in der Debatte indes auf Konfrontationskurs. Er warf dem ÖVP-Chef aufgrund der vorgezogenen Neuwahl einmal mehr „Wortbruch“ vor und attackierte auch die FPÖ wegen blauer Skandale à la Ibiza und Casino-Postenschacher.

Kommt steirischer U-Ausschuss?
All dies, behauptet Kunasek (FPÖ), betreffe ja nur die blaue Bundespartei. „In meinem Ministerium waren mir derartige Vorgänge unbekannt. Wenn es um Transparenz geht, sind wir die Kontrollpartei im Landtag. Gerne können wir auch einen steirischen U-Ausschuss einrichten, wie es bei uns mit der Postenvergabe aussieht. Und bezüglich Liederbuch-Affäre habe ich keine Nähe zu diesen Texten, weshalb ich mich auch nicht davon distanzieren kann.“

Hier nahmen Sandra Krautwaschl (Grüne) und vor allem NEOS-Mann Niko Swatek Schützenhöfer in die Pflicht, forderten eine Abgrenzung zur FPÖ: „Ich appelliere an Ihre Vorbildwirkung, Herr Landeshauptmann, eine Partei, die ihre Vergangenheit einfach nicht in den Griff bekommt, endlich auszuschließen.“ Der Angesprochene ließ sich davon nicht aus der Reserve locken.

Fast alle sind plötzlich „grün“
Natürlich ging es auch um die so wichtigen Zukunftsthemen - allen voran der Klimawandel. „Es kann nicht sein, dass man den Klimawandel in ein Ressort abschiebt“, stellte da Schickhofer, der sich standhaft als „Klimaschutzlandeshauptmann“ positionieren will, klar. „In jedem Ressort müssen klimaschonende Maßnahmen erarbeitet werden. Konkret etwa das 300-Euro-Jahresticket.“

Eine Aussage, die bei Krautwaschl Kopfschütteln auslöste. „Das ist unser Antrag auf das 365-Euro-Ticket, den ihr im Landtag zehnmal abgelehnt habt.“ Unterstützung erhielt sie von Landeshauptmann Schützenhöfer: „Zuerst als Koalition die Idee der Grünen abzulehnen und dann vor der Wahl herzugehen und sagen, dass ich es noch billiger mache, ist nicht meins. Ich bin ja nicht der billige Jakob.“

KPÖ: „Landflucht ist hausgemacht“
Großes Thema ist auch die „Landflucht“ - während der Großraum Graz bevölkerungstechnisch explodiert, sieht das in vielen Regionen anders aus. „Diese Landflucht ist hausgemacht“, polterte KPÖ-Frontfrau Claudia Klimt-Weithaler. „Mit der Schließung von Schulen, Krankenhäusern oder Polizeiposten wurde die ländliche Infrastruktur ausgehöhlt - über das Ergebnis braucht sich niemand zu wundern.“

FPÖ warnt vor Tausenden Migranten
Die Migration aus dem Ausland war dann freiheitliches Hoheitsgebiet. „In Bosnien warten Tausende junge Männer in einem Lager mit untragbaren Zuständen - sie alle wollen in die EU. Kroatien hat heuer 17.000 Aufgriffe von Illegalen verzeichnet. Der große Migrationsdruck wird also kommen - und dafür muss man aus der Steiermark Druck für einen besseren Außengrenzschutz aufbauen“, fordert Spitzenkandidat Kunasek.

Wer am meisten überzeugen konnte
Nach der Elefantenrunde diskutierten Klaus Herrmann, der Geschäftsführende Chefredakteur der „Krone“, und „Salzburg Krone“-Chefredakteur und Innenpolitik-Experte Claus Pándi mit der Politikwissenschaftlerin Katrin Praprotnik, wer mit seinem Auftreten am meisten überzeugen konnte - und wer die besten Argumente hatte.

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Am Sonntag wählen rund eine Million Steirer ihren Landtag neu - es ist der letzte Wahlsonntag eines politisch turbulenten Jahres. Auf krone.at finden Sie den ganzen Tag über die wichtigsten Informationen zum Wahltag und natürlich alle Ergebnisse.

Kronen Zeitung/krone.at

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