Jubel und Enttäuschung

Die Reaktionen der Tiroler Spitzenkandidaten

Tirol
29.09.2019 19:30

Bei den einen gibt‘s strahlende Gesichter, den anderen ist buchstäblich zum Weinen zumute. Das Tiroler Wahlergebnis ist des einen Freud‘ und des anderen Leid. Während sich die Tiroler Volkspartei und die Tiroler Grünen über teils enorme Zuwächse freuen können, ist die Enttäuschung bei den Freiheitlichen und den Sozialdemokraten groß. Was sagen die Tiroler Spitzenkandidaten zum Ergebnis? Die „Tiroler Krone“ hat ihre Aussagen zusammengefasst. 

Reaktionen der Tiroler Volkspartei
Die Tiroler Volkspartei ist der erste große Sieger der Nationalratswahl. “Ein tolles Wahlergebnis für die ÖVP und ein klarer Wählerauftrag für Sebastian Kurz - er soll das Land wie bisher gut weiterregieren! Natürlich bedeutet das super Tiroler VP-Ergebnis auch eine Stärkung für die Tiroler VP in Wien“, sagt LH Günther Platter (ÖVP). Zu einer Koalitionsaussage wollte er sich nicht hinreißen lassen: „Wir müssen mit allen reden, niemand wird ausgegrenzt.“ Es brauche aber eine stabile Lösung.

Platter rechnet, dass die Tiroler VP-Spitzenkandidatin Margarete Schramböck erneut Ministerin werden wird. 

Reaktion der Tiroler Grünen
“Ich bin überwältigt vom Ergebnis sowie zutiefst glücklich und dankbar für dieses sensationelle Comeback. Wir haben nicht aufgegeben und haben gekämpft. Jede Krise birgt eine neue Chance in sich. Es geht nicht darum, wie oft man hinfällt, sondern darum, wie oft man wieder aufsteht“, bilanziert Barbara Neßler, Spitzenkandidatin der Tiroler Grünen. 

Die Freude ist auch wegen ihres enormen Zuwachses auch bei den Grünen groß. „Wir sind 2017 durch das Tal der Tränen gegangen, wir haben aber nicht aufgegeben. Jede Krise kann auch eine Chance sein“, erklärt LHStv. Ingrid Felipe (Grüne). 

Reaktion der Tiroler NEOS
Der Tiroler Spitzenkandidat der Tiroler NEOS, Johannes Margreiter, zieht fix in den Nationalrat ein. "Wir haben in Tirol einen Wahlkampf der Wertschätzung geführt, der angekommen ist. Ich habe im Zuge der Wahlbewegung viele Kontakte geknüpft und ich glaube zu wissen, wo der Schuh drückt. Ich möchte eine starke und kritische Stimme im Wiener Parlament sein“, sagt Margreiter. 

Voller Enthusiasmus und Freude ist auch NEOS-Landeschef Dominik Oberhofer: „Ich bin überglücklich mit dem Ergebnis, wir haben deutlich zugelegt und uns im Unterland sogar verdoppelt.“ Und weiter: „Ich empfehle den Grünen, nicht mit einer übermächtigen ÖVP in eine Koalition zu gehen.“ Man sehe in Tirol, was eine übermächtige ÖVP in einer Koalition mit den Grünen mache. 

Reaktion der Tiroler Freiheitlichen
“Das ist ein bitterer Tag für die Freiheitlichen. Dass wir Verluste in dieser Dimension einfahren, hätten wir uns nicht gedacht. Natürlich stellt man sich rational auf ein derartiges Ergebnis ein, doch emotional hofft man bis zum Schluss das Beste“, sagt ein enttäuschter Peter Wurm, Spitzenkandidat der Tiroler FPÖ.

Der Chef der Tiroler FPÖ, Markus Abwerzger, hat sich nach der ersten Hochrechnung der Nationalratswahl klar dafür ausgesprochen, in Opposition zu gehen. Das Ergebnis zeige einen „klaren Wählerwillen“, sagt Abwerzger. Parteichef Norbert Hofer sitze fest im Sattel, eine Debatte müsse man dagegen über den ehemaligen Obmann, Heinz-Christian Strache, führen, sagt er.

Für einen Parteiausschluss Straches wollte sich Abwerzger aber noch nicht aussprechen, sondern erst die Parteigremien am Dienstag zusammenkommen lassen. Die derzeitige Doppelspitze, bestehend aus Norbert Hofer und Herbert Kickl, halte er dagegen für richtig, „sonst wäre das Ergebnis noch schlechter ausgefallen“, meint der Tiroler FPÖ-Chef.

„Interner Klärungsbedarf“
Auf dieses „katastrophale Ergebnis“ hinauf gäbe es nun „internen Klärungsbedarf“ hinsichtlich der Spesenaffäre, die laut Abwerzger letztlich zu diesem Resultat geführt hätte. „Die Wahl hat uns faktisch zehn Jahre zurückgeworfen“, räumte er ein. Allerdings werde man keine zehn Jahre brauchen, um wieder zu erstarken.

Personelle Konsequenzen soll es in Tirol auch keine geben, obwohl hier die FPÖ ebenso starke Einbußen hinnehmen musste. Laut erster Hochrechnung verloren die Tiroler Freiheitlichen 11,26 Prozentpunkte und liegen damit bei 15,24 Prozent (2017: 26,50 Prozent).

Reaktion der Tiroler Sozialdemokraten
„Meine Stimmung ist getrübt. Die hohen Verluste schmerzen sehr. Wir haben einen positiven, sachlichen Wahlkampf geführt. Doch bei den Skandalen der anderen Parteien haben wir es nicht geschafft, durchzukommen“, bilanziert die Tiroler SPÖ-Spitzenkandidatin Selma Yildirim. 

Der Chef der Tiroler Sozialdemokraten, Georg Dornauer, hat eine „Kurskorrektur“ als erste Reaktion auf die Hochrechnung zur Nationalratswahl gefordert. Offenbar habe die SPÖ im Wahlkampf nicht überzeugen können, daher müsse die Partei „ohne Scheuklappen und Tabus“ das Ergebnis besprechen, sagt er. Trotz der Stimmeneinbußen will Dornauer, dass die SPÖ künftig mitregiert.

„In der SPÖ muss sich was ändern“, sagte Dornauer. Trotz guter Arbeit im Nationalrat, habe man kein besseres Ergebnis erzielen können. Auch junge Wähler zu gewinnen und der FPÖ „nach dieser skandalträchtigen Zeit“ Wähler abzuwerben sei nicht gelungen. „Die SPÖ hat die Wahl verloren“, meint er.

„Das muss man neu  bewerten“
Eine Regierungsbeteiligung war für den Tiroler SPÖ-Chef aber nicht vom Tisch: „Ich strebe in Tirol in Richtung Regierung und natürlich auch im Bund“, sagte Dornauer. Für eine türkis-rote Koalition wollte er sich - im Gegensatz zum Wahlkampf - nicht mehr klar aussprechen. „Das muss man neu bewerten“, meint er. Es sei „immer wichtig, auf Augenhöhe“ Gespräche zu führen. Er wolle jedenfalls nicht „gemeinsam mit der FPÖ auf der Oppositionsbank sitzen“.
Eine Debatte um die Parteichefin Pamela Rendi-Wagner will Dornauer nicht führen: „Das ist das einzige, das sich Kurz jetzt wünscht“.

Auch der SPÖ-Delegationsleiter im Europaparlament, Andreas Schieder, wollte das Ergebnis der SPÖ bei der Nationalratswahl „nicht schönreden“. Das schlechte Abschneiden gebe der Partei „leider nicht die Kraft, unsere Politik im Nationalrat wie gewünscht zu vertreten“. Seiner Meinung nach wäre es aber wichtig, weiterhin inhaltliche Konzepte vorzulegen. In Zukunft müsse sich die Partei öffnen, forderte Schieder. Sie müsse lebhafter werden - es gebe aber „genügend junge Leute in der Partei, die an eine positive Veränderung glauben“.

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