Eklat um Skulptur

Prag: Künstler zeigt Präsident den Mittelfinger

Ausland
21.10.2013 11:30
Eine zehn Meter hohe Mittelfinger-Skulptur sorgt derzeit in Prag für Aufsehen. Der Künstler David Cerny hat das violette Kunstwerk Montag früh auf einem Boot auf der Moldau aufgestellt - adressiert an Präsident Milos Zeman. Denn der Mittelfinger ist gegen die Prager Burg gerichtet, dem Amtssitz des Staatschefs...

Cerny hat in der Vergangenheit schon des Öfteren für Aufregung gesorgt. Während der tschechischen EU-Ratspräsidentschaft im Jahr 2009 war er Autor des umstrittenen Kunstwerkes "Entropa", mit dem er die einzelnen Mitgliedsstaaten anhand von Klischees porträtierte. Die Installation musste aus dem Brüsseler Ratsgebäude entfernt werden, weil sich einige EU-Staaten beleidigt fühlten - etwa Bulgarien, das als "türkische Toilette" dargestellt wurde.

"Ein normales Fucking-Zeichen"
Sein neuestes Werk richte sich deshalb gegen Präsident Zeman, weil dieser so viel Macht wie möglich auf sich vereinen wolle und die parlamentarische Demokratie Tschechiens mehr und mehr in ein Präsidialregime umwandle, so Cerny. Zunächst wollte der Bildhauer sein künstlerisches Statement nicht weiter kommentieren, da es sich um eine "ausreichend bekannte und auch beredte Geste" handle.

Gegenüber dem Nachrichten-Portal iDnes.cz war Cerny in einer SMS dann doch konkreter. "Das ist ein normales Fucking-Zeichen für den kommunistischen besch...enen Bastard auf der Prager Burg", schrieb Cerny in Anspielung auf Zeman, den die Kritiker im Wahlkampf als "Spitzenvertreter der vereinigten Linken" bezeichnen.

Zeman: "Habe es nicht gesehen"
Zeman, der sich zurzeit zu Besuch in der Ukraine aufhält, wollte die Skulptur auf der Moldau zunächst nicht kommentieren. "Bisher habe ich es nicht gesehen, sodass ich mich dazu nicht äußern kann", ließ er über seine Sprecherin Hana Burianova mitteilen.

Zeman wird vorgeworfen, sich zu stark in die tschechische Politik einzumischen. So versuchte er nach dem Sturz der Mitte-Rechts-Regierung im Juni, dem Parlament ein Kabinett nach seinem Geschmack aufzuzwingen. Experten warnen, dass er nach der Parlamentswahl versuchen wird, ein semi-präsidentielles System zu etablieren.

Neues Parlament wird gewählt
Am 25. und 26. Oktober wählen die Tschechen ein neues Abgeordnetenhaus. Laut den neuesten Meinungsumfragen kann die sozialdemokratische Partei CSSD mit 28,5 Prozent der Wählerstimmen rechnen und damit die Wahl bequem gewinnen. Erst mit großem Abstand folgen die Kommunisten (KSCM) mit 12,5 Prozent - gleichauf mit der Bewegung ANO 2011. Schwach abschneiden werden laut den Prognosen die traditionellen Rechtsparteien: Die Partei TOP 09 von Karel Schwarzenberg kam zuletzt auf 11 Prozent, der konservativen Demokratischen Bürgerpartei (ODS) droht mit 6,5 Prozent eine historische Niederlage.

Beide Parteien, deren gemeinsame Regierung im Juni nach zahlreichen Affären stürzte, bereiten sich eher auf eine Rolle in der Opposition vor. Nicht einmal eine Koalition mit ANO 2011 würde sich derzeit rechnerisch ausgehen.

Noch fünf weitere Parteien haben eine Chance, ins Abgeordnetenhaus einzuziehen: die christdemokratische Volkspartei (KDU-CSL), die Zeman-Partei SPOZ, die Grünen, die Bewegung "Tagesanbruch der direkten Demokratie" und die euroskeptische Gruppierung "Kopf hoch!" der früheren TV-Moderatorin Jana Bobosikova. Allen werden gewisse Chancen eingeräumt, die Fünf-Prozent-Hürde zum Einzug ins Parlament zu überwinden.

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