Pakistan brodelt

Ermittler in Bhutto-Mordfall und Politiker erschossen

Ausland
03.05.2013 16:08
In Pakistan spitzt sich die politische Krise rund um den früheren Präsidenten Pervez Musharraf (rechts) weiter zu. Auf den Staatsanwalt, der im Mordfall Benazir Bhutto gegen Musharraf ermittelte, ist am Freitag in Islamabad ein Mordanschlag verübt worden. Wie die Polizei mitteilte, feuerten unbekannte Täter zahlreiche Kugeln auf Chaudhry Zulfiqar, der daraufhin im Krankenhaus starb. Wenige Stunden später wurde ein Präsidentschaftskandidat in Karachi bei einem Attentat getötet.

Die auf Motorrädern sitzenden Täter hätten das Auto des Staatsanwalts auf einer belebten Straße in einem Wohnviertel der pakistanischen Hauptstadt Islamabad gestoppt, so die Polizei. Danach hätten die Angreifer mindestens zwölf Kugeln abgefeuert. Der Anschlag habe sich ereignet, nachdem Zulfiqar sein Wohnhaus verlassen habe.

Ein Polizeibeamter sagte der Nachrichtenagentur AFP, der Staatsanwalt habe zum Zeitpunkt des Angriffs selbst am Steuer seines Wagens gesessen, die Kontrolle über das Fahrzeug verloren und eine Passantin totgefahren. Sein Leibwächter wurde verletzt. Nach Polizeiangaben wurde Zulfiqars Auto von mindestens zwei Seiten gleichzeitig angegriffen. Die Angreifer konnten fliehen.

Staatsanwalt hatte Ex-Präsidenten Musharraf im Visier
Der Staatsanwalt, der seit dem vergangenen Jahr wegen vermehrten Drohungen unter verstärktem staatlichen Schutz stand, hatte Musharraf Verschwörung zum Mord an Ex-Premierministerin Bhutto (links) vorgeworfen. Erst am Mittwoch hatte ein Gericht in der Garnisonsstadt Rawalpindi den Hausarrest gegen den Ex-Präsidenten bis 14. Mai verlängert. Wenig später entzog ihm ein weiteres Gericht lebenslang das Recht, bei Wahlen anzutreten (siehe Infobox). Musharraf war im März nach vier Jahren Exil in seine Heimat zurückgekehrt, um bei der Parlamentswahl am 11. Mai anzutreten.

Bhutto war am 27. Dezember 2007 während einer Wahlkampfveranstaltung in Rawalpindi ermordet worden. Schon damals wurde gemunkelt, dass der damalige Staatspräsident Musharraf dabei seine Hände im Spiel hatte. Der Anschlag trug wesentlich dazu bei, dass Bhuttos Pakistanische Volkspartei die Parlamentswahl im Februar 2008 mit großem Vorsprung gewann. Wenige Monate später trat Musharraf zurück, um einer von der Volkspartei angestrengten Amtsenthebung zuvorzukommen.

Mordanschlag als Warnung an Justiz?
Beobachter sehen in dem Mordanschlag auf den Staatsanwalt eine Warnung an die pakistanische Justiz, im Verfahren gegen Musharraf nicht zu weit zu gehen. Dieser hat nämlich immer noch starken Rückhalt im einflussreichen pakistanischen Militär, das eine Verurteilung des Ex-Generals nicht dulden dürfte. Insgesamt laufen gegen ihn drei Verfahren. Er soll während seiner Amtszeit als Staatspräsident (1999-2008) mehrfach die Verfassung gebrochen haben.

Musharraf selbst hatte Mitte April davor gewarnt, dass das Vorgehen der Justiz zu "unnötigen Spannungen zwischen den unterschiedlichen Grundfesten des Staates und einer möglichen Destabilisierung des Landes" führen könnte. Kurz zuvor hatte ein Gericht in Islamabad überraschend seine Inhaftierung angeordnet.

Politiker und dessen dreijähriger Sohn erschossen
Wenige Stunden nach dem Anschlag auf den Staatsanwalt wurde in der Stadt Karachi Saddiq Zaman Khattak, Spitzenkandidat von der säkularen Awami-Nationalpartei (ANP) bei den Parlamentswahlen in einer Woche, zusammen mit seinem dreijährigen Sohn erschossen. Laut Polizei haben die Täter von einem Motorrad aus das Feuer eröffnet, als sich der Politiker und sein Sohn auf dem Weg von einer Moschee nach Hause befanden. Erst Ende April war in Karachi ein Autobombenanschlag auf ANP-Anhänger verübt worden. Dabei wurden zehn Menschen getötet und 17 weitere verletzt.

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