Rechtsextreme Täter

D: Polizisten-Killer auch verantwortlich für ‘Döner-Morde’

Ausland
11.11.2011 19:04
Hinter dem mysteriösen Polizistenmord von Heilbronn und der nicht weniger rätselhaften "Döner-Mordserie" in Deutschland mit insgesamt zehn Todesopfern steht nach Auffassung der Bundesanwaltschaft die gleiche rechtsextreme Gruppe. Die Behörde übernahm deshalb am Freitag die Ermittlungen. In beiden Fällen hatte die Polizei jahrelang im Dunkeln getappt. Erst ein gescheiterter Banküberfall brachte sie jetzt auf die heiße Spur.

Der Polizistenmord von Heilbronn und die "Döner-Morde" zwischen 2000 und 2006 folgten laut Staatsanwaltschaft stets dem gleichen Muster: Der oder die Mörder kamen am helllichten Tag, schossen ihren Opfern - acht türkischen und einem griechischen Kleinunternehmer - aus nächster Nähe in den Kopf und verschwanden, ohne große Spuren zu hinterlassen.

Zwischen September 2000 und April 2006 waren acht türkische und ein griechischer Unternehmer erschossen worden. Die blutige Spur zog sich quer durch Deutschland: Drei Morde ereigneten sich in Nürnberg, zwei weitere in München, jeweils ein Mord geschah in Hamburg, Rostock, Dortmund und Kassel. Benutzt wurde immer dieselbe Waffe, eine tschechische Pistole der Marke Ceska, Kaliber 7,65.

Junge Polizistin mit Kopfschuss förmlich hingerichtet
Ganz ähnlich war es am 25. April 2007 in Heilbronn, wo die 22-jährige Polizistin Michele K. mitten am Tag auf einer Festwiese mit einem Kopfschuss getötet wurde. Ihr damals 24 Jahre alter Streifenkollege wurde schwer verletzt und lag mehrere Wochen im Koma. Die Bundesanwaltschaft erklärte am Freitag: "Es liegen zureichende Anhaltspunkte dafür vor, dass alle Mordtaten einer rechtsextremistischen Gruppierung zuzurechnen sind."

Die Dienstwaffen der Heilbronner Polizisten waren vor einer Woche in einem Wohnmobil bei Eisenach in Thüringen sichergestellt worden. In dem Fahrzeug hatten sich zwei Bankräuber nach einem missglückten Coup kurz vor dem Zugriff der Polizei erschossen. In der Wohnung der mutmaßlichen Täter in Zwickau wurde zudem die Pistole gefunden, mit der die Döner-Morde verübt worden waren.

Nach den bisherigen Erkenntnissen hatten die Männer und deren mittlerweile verhaftete 36-jährige Gefährtin Beate Z. bereits Ende der 1990er-Jahre Verbindungen zu rechtsextremistischen Kreisen. In der Zwickauer Wohnung wurden außerdem Beweise sichergestellt, die auf ein rechtsextremes Motiv für die Morde hindeuten. Beate Z. sitzt bereits in U-Haft, schweigt aber bislang zu den Vorwürfen.

Staatsanwalt spricht von terroristischer Vereinigung
Die Bundesanwaltschaft geht davon aus, dass die Frau Mitglied in einer terroristischen Vereinigung war. Die Behörden werfen ihr Mord, versuchten Mord sowie schwere Brandstiftung vor. Auch weitere Verdächtige aus rechtsextremistischen Kreisen sollen in die Taten verstrickt sein.

Im Heilbronner Polizistenmord tappten die Ermittler rund viereinhalb Jahre lang im Dunkeln. Lange suchten sie nach einem Phantom, das demnach auch in Österreich aktiv gewesen wäre. Im März 2009 stellte sich heraus, dass eine vermutete heiße DNA-Spur von verunreinigten Wattestäbchen stammte. Erst mit dem Selbstmord der 34 und 38 Jahre alten Männer in Eisenach gelang den Beamten jetzt der erste Ermittlungserfolg.

Türkische Gemeinde ruft zu Protestenaktionen auf
Im Zusammenhang mit den neuen Entwicklungen rief die Türkische Gemeinde in Deutschland am Freitag zu Protestaktionen auf. "Das ist Rechtsterrorismus", sagte der Vorsitzende Kenan Kolat der "Mitteldeutschen Zeitung". "Wir werden in der Türkischen Gemeinde darüber sprechen. Ich rufe die Deutschen auf, sich an unseren Protestaktionen zu beteiligen und zu sagen: 'Das akzeptieren wir in unserem Land nicht'", so Kolat.

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