Drachenwand-Drama:

Jan (6) stürzte vor Augen der Mutter in den Tod

Oberösterreich
24.02.2020 06:01
Ein grauenhafter Unfall erschüttert die Einsatzkräfte in St. Lorenz am Mondsee. Ein sechsjähriger Bub aus Prag war in der Dunkelheit vor den Augen seiner 42-jährigen Mutter beim Abstieg von der Drachenwand gestolpert und rund 60 Meter abgestürzt. Für den kleinen Jan kam aber jede Hilfe zu spät, er war sofort tot.

„Gegen 18.30…Uhr wurden wir alarmiert, dass ein Sechsjähriger im Saugraben abgestürzt ist“, sagt Heinz Hemetsberger, Einsatzleiter der Bergrettung Mondsee. Der kleine Jan aus Prag war vor den Augen seiner Mutter Zuzana…S. (42), ihres Lebensgefährten (41) und eines gemeinsamen Freundes (37) beim Abstieg von der Drachenwand am Hirschsteig ausgerutscht und in den Abgrund gestürzt. Ein Großaufgebot an Einsatzkräften machte sich daraufhin sofort auf die Suche. „Die Kommunikation mit den Tschechen war leider schwierig, weil sie nur bruchstückhaft Englisch sprachen, wir wussten daher zuerst nicht genau, wo sie sind“, erklärt Hemetsberger.

Bub lag leblos in Bachbett
Am Hirschsteig stießen die Bergretter im Dunkeln auf die Gruppe, seilten sich und später auch den Notarzt von dort in die Schlucht ab. Etwa 60 bis 70 Meter tiefer machten sie dann einen erschütternden Fund. „Wir haben den Buben leblos im Bachbett liegen gesehen, dann zwar sofort Reanimationsmaßnahmen gesetzt, bis der Notarzt vor Ort war, doch leider erfolglos“, so der Einsatzleiter. Denn für Jan gab es keine Rettung mehr, der Sechsjährige dürfte sofort tot gewesen sein.

Ungesichert im Dunkeln
Der Bub war zwar mit Helm und Klettersteigset ausgerüstet, beim Abstieg dürfte er aber nicht mit einem Seil von einem der Erwachsenen gesichert gewesen sein. Im Gegensatz zur Mutter und deren Begleitern war Jan das erste Mal auf der Drachenwand-Tour unterwegs. Hemetsberger: „Bergauf hat die Gruppe die Route über den Klettersteig gewählt, die immerhin einen Schwierigkeitsgrad ,D‘ aufweist, und ist erst sechseinhalb Stunden später, gegen 17 Uhr, oben angekommen. Dadurch war es dann auch wenig verwunderlich, dass es beim Abstieg finster geworden ist.“ Der Schüler dürfte nach dieser Gewalttour natürlich auch entsprechend erschöpft gewesen sein.

Psychologische Hilfe
Die schwer geschockte Mutter – sie wollte offenbar zuerst nicht mehr vom Berg runter – und ihre beiden Begleiter wurden von den Bergrettern behutsam ins Tal geleitet, die Leiche des Buben ins Einsatzzentrum getragen, wo sich die Angehörigen dann von Jan verabschieden konnten. Sie mussten vom Kriseninterventionsteam betreut werden.

Kein einfacher Einsatz
Hemetsberger: „Auch für uns war das kein einfacher Einsatz, wir haben uns nachher alle zusammengesetzt und das Ganze psychologisch aufgearbeitet, damit die furchtbaren Bilder nicht auf ewig hängen bleiben.“

Jürgen Pachner, Kronen Zeitung

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