Anrainer protestieren

Die Verlierer des Grazer Baubooms

Steiermark
09.01.2020 11:00

Der Zuzug in die Murmetropole ist ungebrochen. Graz ist in den letzten fünf Jahren um über 22.000 Einwohner gewachsen. Immer öfter setzen sich Anrainer gegen die Bauvorhaben zur Wehr, aktuell etwa im Bezirk Andritz.

Graz wächst - und wie! Per 1. Jänner 2020 lebten (inklusive Nebenwohnsitzen) exakt 331.359 Menschen in der steirischen Landeshauptstadt. Anfang 2015 waren es noch 309.323. Nur zur besseren Einordnung: Dieser Bevölkerungszuwachs von 22.036 Bewohnern entspricht in etwa der Einwohnerzahl von Kapfenberg (22.773).

Praktisch in allen Stadtbezirken wachsen neue Wohnprojekte wie die sprichwörtlichen Schwammerln aus dem Boden. Neben wertvollen Grünraum geht dies auch oft auf Kosten der notwendigen Infrastrukturmaßnahmen, die nur äußerst schleppend mit dem Tempo mitkommen. Kein Wunder also, dass sich immer öfter Anrainer gegen diesen Bauboom zur Wehr setzen.

Ein Bauvorhaben, 127 Wohnungen
So wie etwa in Andritz - der zwölfte Stadtbezirk wirkt aktuell fast wie eine einzige riesige Baustelle mit dem Epizentrum Radegunder Straße. Binnen 100 Meter werden hier auf einer der wichtigsten Einfahrtsstraßen der Murmetropole drei Wohnbauprojekte aus dem Boden gestampft. Allein in der neuen ÖWG-Siedlung beim Pfeifferhofweg entstehen 127 Wohnungen.

Anrainer leiden unter Lärm und Schmutz
Auf der anderen Straßenseite protestierten Anrainer mit Plakaten gegen die riesige „Kohlbacher-Baustelle“. Die Belastung für die Bevölkerung ist enorm. Laut dreitägiger Verkehrszählung der Bürgerinitiative Andritz passieren bis zu 100 LKW pro Stunde die Straße. Tägliche Staus und eine Lärm- und Schmutzbelästigung für die Anrainer war und ist da nur die logische Folge.

„Aber man kann dafür ja nicht der Firma Kohlbacher die Schuld geben“, stellt Bezirksvorsteher Johannes Obenaus klar. „Es gibt eben immer mehr Single-Haushalte und deswegen muss einfach neuer Wohnraum geschaffen werden.“

Infrastruktur fehlt
Dass neue Bewohner den Bezirk auch vor infrastrukturelle Herausforderungen stellen, will der ÖVP-Politiker nicht verhehlen. „Bei der Taktverdichtung der Öffis wird sich aber schon bald was tun (siehe unten) und bezüglich Kinderbetreuung wird die neue Volksschule 2021 eröffnet und sind wir auch in Gesprächen für einen neuen Kindergarten.“

Stadträtin zeigt Verständnis
Die zuständige Verkehrsstadträtin Elke Kahr (KPÖ) wird am Donnerstag bei der Bezirksratssitzung in Andritz anwesend sein - eine Takt-Verdichtung der Bus-Linien 41, 52E und 53 ist Thema. „Ich kann die Sorgen der Menschen ja verstehen. Aktuell geben leider Investoren das Tempo bei der Stadtentwicklung vor.“

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