Kapitänin droht Haft

Vier Länder zur Aufnahme von Flüchtlingen bereit

Ausland
28.06.2019 18:09

16 Tage nach ihrer Rettung vor der libyschen Küste könnte es zu einer Wende im Fall der 40 Migranten an Bord des Rettungsschiffes Sea-Watch 3 kommen, das seit Mittwoch auf die Einfahrt in den Hafen der süditalienischen Insel Lampedusa wartet. Mindestens fünf EU-Länder - Deutschland, Frankreich, Luxemburg, Portugal und Finnland - sind zur Aufnahme der Flüchtlinge bereit, teilte die italienische Regierung mit. Die italienische Polizei ging mittlerweile an Bord des Rettungsschiffes und beschlagnahmte laut Angaben der Crew Dokumente und Videoaufnahmen.

Auch weitere Länder wollten sich an der Umverteilung der Menschen von der Sea-Watch 3 beteiligen, hieß es im römischen Außenministerium. Die Suche nach EU-Ländern, die Migranten aufnehmen wollen, erfolgte unter Regie der EU-Kommission, hieß es.

Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Rackete
Die Staatsanwaltschaft der sizilianischen Stadt Agrigent hat indes Ermittlungen gegen die deutsche Kapitänin der Sea-Watch 3, Carola Rackete, aufgenommen. Die italienische Polizei hat das Rettungsschiffes am Freitag durchsucht und die Kapitänin befragt. Beschlagnahmt wurden Dokumente und Videoaufnahmen, bestätigte die Crew laut italienischen Medien. Konkret wird Rackete Beihilfe zur illegalen Einwanderung und Verletzung des Seerechts vorgeworfen. Die Kapitänin erklärte zuvor, sie werde sich um die Vorwürfe erst dann kümmern, wenn alle Migranten an Land seien. Sie soll am Samstag vom ermittelnden Staatsanwalt befragt werden.

Kapitänin drohen Haft und Geldstrafe
Der deutschen Kapitänin drohen in Italien bis zu 15 Jahre Haft wegen Beihilfe zur illegalen Einwanderung. Die italienische Regierung hatte vor zwei Wochen ein umstrittenes Sicherheitsdekret beschlossen, wonach Kapitäne, Eigentümer und Betreiber von Flüchtlingsschiffen mit bis zu 50.000 Euro Strafe sowie der strafrechtlichen Verfolgung wegen Beihilfe zur illegalen Einwanderung und der Beschlagnahmung der Schiffe rechnen müssen, wenn für die Einfahrt in die italienischen Hoheitsgewässer keine Genehmigung vorliegt.

Zwei Flüchtlinge konnten an Land gehen
In der Nacht auf Freitag konnten zwei Flüchtlinge von der Sea-Watch 3 an Land gehen. Ein 19-Jähriger mit starken Schmerzen und sein minderjähriger Bruder konnten das Schiff verlassen, teilte die Crew per Twitter mit. „Wir können nicht warten, bis jeder Einzelne ein Notfall ist, damit die EU ihre Rechte anerkennt“, sagte Rackete. Sie bemängelte, dass Italien und die EU die Migranten im Stich gelassen hätten.

Die Lage an Bord sei sehr schwierig, sagte die Kapitänin. Sie fürchte, dass sich die schwer belasteten Menschen selbst verletzen könnten, um zu erreichen, auf Lampedusa medizinisch versorgt zu werden. Wasser und Lebensmittel an Bord seien zwar knapp, problematischer sei jedoch die psychologische Lage der Migranten.

Die Nacht an Bord verbrachten auch einige Parlamentarier der oppositionellen Demokratischen Partei (PD), die am Donnerstag mit einem Schlauchboot die Sea-Watch 3 erreicht hatten. Sie wollen an Bord bleiben, bis alle Migranten an Land gegangen sind.

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