Neues Album & Live

Eros Ramazzotti: Der Mann für die guten Stunden

Musik
22.11.2018 07:00

„Vita Ce N‘é“ ist das bereits 15. Studioalbum des Italo-Barden Eros Ramazzotti. Der mittlerweile 55-Jährige geht weiter seiner Erfolgsformel nach und gießt private Erlebnisse mit Geschichten von außen in ein einzigartiges Pop-Balladen-Konstrukt. Am 15. April kommt er damit in die Wiener Stadthalle - im Interview sprach er mit uns über das neue Werk, seine lange Karriere und die besondere Beziehung zu Österreich und seinen Fans von hier.

(Bild: kmm)

Für eine Lichtgestalt wie Eros Ramazzotti kann man schon einmal einen eigenen Titel erfinden. So stampfte man unlängst bei den fünften „Women Of The Year“-Awards im Wiener Rathaus den Titel „Man Of The Year“ aus dem Boden, um den stets für Gleichberechtigung und Frauenrechte eintretenden Italo-Barden in edlem Ambiente auszuzeichnen. „Das ist natürlich eine große Ehre für mich, allerdings wird mir auch etwas angst und bange, wenn ich daran denke, dass ich dort der einzige Mann unter lauter Frauen bin“, erzählte er der „Krone“ tags zuvor verschmitzt im Interview. Eine unberechtigte Angst, denn dem mittlerweile 55-Jährigen umschwebt wie kaum einem zweiten Künstler der Nimbus des Womanizers und Frauenverstehers. „Frauen können gleichzeitig an drei Dinge denken, fünf Sachen machen und einem nebenbei trotzdem ein bisschen am Nerv gehen, aber sie haben einfach viel mehr Power. Manchmal ist die Zeit mit ihnen zuckersüß, dann kann es auch wieder krachen - aber genau das macht das Leben doch aus.“

Stern des Südens
Die Frauen, die Musik und das Leben - das Triumvirat des Ramazzotti’schen Interessensfeldes ist schnell erklärt, und dennoch bezirzt er seine Fans seit mittlerweile beinahe 35 Jahren mit einer unverrückbaren Erfolgsformel, die sich aus den Attributen Balladenseligkeit, Italo-Chic, nasaler Stimmkraft und sanftmütigen Chauvinismus zusammensetzt. Wo Eros draufsteht, ist der klassische Italo-Pop drinnen. Seit 1986 landete keines seiner Alben in Italien hinter dem zweiten Platz, in der Schweiz und Österreich liebt man Eros über alle Maßen und Songs wie „Adesso tu“, „Fuoco Nel Fuoco“ oder „Piu bella cosa“ gehören fast schon zur musikalischen Volksschulgrundbildung. Eros ist also weit mehr als der Stern des Südens und das, obwohl - oder vielleicht gerade weil - er sich seit jeher der englischen Sprache verweigert.

„Vita Ce N’é“ ist das bereits 15. Studioalbum des gebürtigen Römers und die Themenbehandlung ist dieselbe wie eh und je - Eros huldigt dem Schönen und Positiven im Leben, singt über die Kraft der Frauen und seiner Familie und wie viel leichter man inmitten seiner 50er durch den Alltag schreitet. „Ich war vor 20 Jahren definitiv etwas lockerer und frivoler, bin heute doch um einiges erwachsener. Außerdem hat mein Erfolg in den verschiedensten Ländern und Kulturen meinen Horizont geöffnet.“ Eros Ramazzotti ist im Zeitalter des Streamings außerhalb der Schlagerkünstler auch noch eine der letzten „Cash Cows“ für Plattenfirmen. Von ihm lassen sich noch CDs (!) verkaufen. Mit seinem gemeinhin bekannten „Ciao Bella“-Charme ist er der hoffnungsvolle Fels in einer Brandung von steigendem Hass, Misstrauen und Ablehnung auf dieser Welt.

Erfolgskooperation
Ramazzotti hat im Laufe seines Lebens mit starken Persönlichkeiten wie Tina Turner, Anastacia oder Cher kooperiert, die Kraft der Frauen stets sinnbringend zu nutzen gewusst. Den Song „Per Il Resto Tutto Bene“ auf dem neuen Werk hat er gar mit der populärsten Künstlerin des deutschsprachigen Raums aufgenommen - Helene Fischer. Ein artistisch, wie kommerziell ungemein geschickter Schachzug, der beiden Parteien und dem ganzen Drumherum nur zum Vorteil gereichen kann. „Ich wollte mit einer deutschen Musikerin ein Duett machen und da ich auf demselben Label bin wie Helene, ergab sich das mit ihr. Sie hat sich alle Lieder auf der Platte angehört und dieses gewählt. Inhaltlich bildet er mit viel Ironie die Lage der Welt ab. Er sagt im Prinzip, alles wäre gut, obwohl dem nicht so ist.“

Auch wenn Ramazzottis Management schon im Vorfeld dezidiert Fragen zur Politik verbietet, kommt auch er nicht ganz an diesem Thema vorbei. Eros fasst die Probleme der Welt mit Charme und Samthandschuhen an. Menschlichkeit und Humanismus vor Politik und zwanghafter Diplomatie. „Wenn man sich die globale Situation so ansieht, muss man einfach auf sich selbst schauen und versuchen die Dinge für einen zu verbessern. Man kann den Zustand der Welt nicht einfach so verändern. Aber es ist etwas typisch Italienisches zu sagen, alles wäre okay und man hätte keine Sorgen.“ In „Vale Per Sempre“ wiederspiegelt Eros den Typ, der sich nicht vor Veränderungen fürchtet und Neues zulässt. „In manchen Phasen des Lebens ist so ein Ratschlag schwieriger, dann wieder leichter. Ich bin jedenfalls niemals vor Veränderung davongelaufen.“

Ziehen lassen
Veränderungen gab es im Leben Ramazzottis zahlreiche. Ärmlich und ohne Bücher aufgewachsen, zum Helden der Arbeiterklasse mutiert, mit Michelle Hunziker bis zur bitteren Trennung eine Promi-Ehe in der Öffentlichkeit geführt und nebenbei noch gut 50 Millionen Platten verkauft, in ausverkauften Arenen und Stadien begeistert und nebenbei noch drei Kinder großgezogen. Dass es nicht leicht ist, das eigene Fleisch und Blut in die große Welt ziehen zu lassen, besingt er in „Buonamore“. „Diese Nummer ist meiner Tochter Aurora gewidmet, die nach einigen weniger erfolgreichen Versuchen nun endlich auch die Liebe gefunden zu haben scheint. Es geht um ihr neues Abenteuer im Leben, aber diese Nummer ist natürlich an alle Menschen gerichtet, die das Glück für sich selbst finden.“

Dass nicht alle Menschen mit derart viel Glück gesegnet sind, ist Ramazzotti bewusst. In der dunklen Nummer „Dall‘ Altra Parte Dell‘ Infinito“ geht es um eine Liebe, die weit über den Tod hinausgeht und der Überlebende darauf hofft, dass man sich irgendwann im Jenseits wiedersieht. „Ich las einen Artikel über einen Vater, der seinen zehnjährigen Sohn an Leukämie verloren hatte. Er schreibt seinem verstorbenen Kind noch heute jeden Tag einen Brief auf Facebook. So, als wäre es noch am Leben. Das hat mich so berührt, dass ich einen Song dazu verfassen musste. Der Vater weiß wahrscheinlich noch gar nicht, dass es dabei um ihn geht.“

Live in Wien
Am 15. April kommt Eros Ramazzotti mit dem neuen Album und allen großen Hits wieder in die Wiener Stadthalle. Ein Feiertag für seine vielen österreichischen Fans, zu denen er einen besonderen Bezug hat. „Obwohl ich aus Rom komme, bin ich eher der nördlichere Typ und kann mich sehr gut in den Gemütszustand der Österreicher hineinversetzen.“ Besonders stark in Erinnerung blieb ihm die Bekanntschaft mit der hiesigen Exekutive. „Einmal war ich mit dem Auto etwas zu schnell unterwegs und Polizisten kamen mit riesengroßen Pistolen in den Halftern auf mich zu. Wir sind aber davongekommen, weil sie mich erkannten und ich mich sofort entschuldigte. Jedenfalls weiß ich jetzt, dass man bei euch den Regeln und Gesetzen stärker folgt als in anderen Ländern.“ Karten für das Wien-Konzert erhalten Sie unter www.ticketkrone.at.

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