In 289 Fällen

Detroit-Attentäter wegen versuchten Mordes angeklagt

Ausland
07.01.2010 08:28
Der Nigerianer Umar Farouk Abdulmutallab (Bild) ist offiziell wegen des versuchten Anschlags auf eine US-Passagiermaschine am Christtag in Detroit angeklagt worden. Eine Grand Jury in den USA entschied am Mittwoch, dass sich der 23-Jährige in sechs Punkten vor Gericht verantworten soll, darunter versuchter Mord in 289 Fällen. Ihm droht lebenslange Haft.

Abdulmutallab soll im Auftrag des Terrornetzwerks Al Kaida gehandelt haben und sitzt derzeit in einem Bundesgefängnis in Milan im US-Staat Michigan in Untersuchungshaft.

Der 23-Jährige hatte am 25. Dezember versucht, auf dem Flug von Amsterdam nach Detroit eine Delta/Northwest-Maschine mit Sprengstoff in die Luft zu jagen, den er in seiner Unterwäsche an Bord geschmuggelt hatte. Im Flugzeug befanden sich 279 Passagiere und elf Besatzungsmitglieder. Der Anschlag scheiterte nur, weil der von dem Attentäter gezündete Sprengsatz nicht funktionierte und Mitreisende den 23-Jährigen überwältigten.

Ermittlungen gehen "in schnellem Tempo" voran
US-Justizminister Eric Holder sagte, die Ermittlungen gingen in schnellem Tempo voran. Sie seien global, dauerten an und hätten bereits wertvolle geheimdienstliche Erkenntnisse erbracht. Holder kündigte zugleich an: "Jeder, der sich als verantwortlich für diese Attacke herausstellt, wird mit jedem unserer Regierung zur Verfügung stehenden Mittel, militärisch oder zivilrechtlich, zur Verantwortung gezogen."

Die US-Regierung will an diesem Donnerstag einen ersten Untersuchungsbericht über die geheimdienstlichen Pannen im Vorfeld des vereitelten Flugzeug-Anschlags von Detroit veröffentlichen. Das kündigte der Sprecher des Weißen Hauses, Robert Gibbs, an. Demnach handelt es sich um einen Report von John Brennan, der Spitzenberater von Präsident Barack Obama auf dem Gebiet der Terrorabwehr ist. Gibbs zufolge geht es in dem Bericht um die geheimdienstliche Zusammenarbeit und das US-System der Erfassung von Verdächtigen auf Terrorismus-Listen.

Heftige Kritik von Obama
Obama hatte die Geheimdienste wegen dieses Versäumnisses am Dienstag scharf kritisiert. "Wenn ein mutmaßlicher Terrorist zu Weihnachten mit Sprengstoff ein Flugzeug besteigen kann, dann hat das System auf höchst desaströse Weise versagt", erklärte Obama nach einem "Sicherheitsgipfel" im Weißen Haus.

Eine Gruppe ranghoher Republikaner hat den Staatschef unterdessen aufgefordert, die Hilfe für das jemenitische Militär aufzustocken. Offenkundig sei die jemenitische Regierung nicht fähig, einen Beitrag zur Sicherheit der US-Nation leisten zu können, erklärten die fünf Mitglieder des Repräsentantenhauses in einem am Mittwoch veröffentlichten Brief an Obama. Die jüngsten Ereignisse hätten gezeigt, dass der Jemen "unsere Unterstützung in Sicherheitsfragen" brauche, hieß es weiter. Die Abgeordneten forderten Obama zudem auf, die Rückführung jemenitischer Guantanamo-Häftlinge dauerhaft und nicht nur vorübergehend auszusetzen. Ferner müssten die Sicherheitsmaßnahmen auf Flughäfen weiter verschärft werden. Im Jemen soll Abdulmutallab eine Al-Kaida-Terrorausbildung erhalten haben.

Vorwurf: "Gebrauch einer Massenvernichtungswaffe"
Die Anklage gegen den Nigerianer wurde bei einem Bundesgericht in Detroit eingereicht. Demnach wird ihm neben versuchten Mordes hauptsächlich versuchter Gebrauch einer Massenvernichtungswaffe angelastet. Schon der letzte Punkt könnte ihm im Fall eines Schuldspruchs lebenslange Haft einbringen. Abdulmutallab soll ferner wegen vorsätzlichen Versuchs der Zerstörung eines Flugzeuges und wegen der gezielten Platzierung von Sprengstoff an Bord zur Rechenschaft gezogen werden. Die beiden letzten Anklagepunkte beziehen sich auf den "Besitz und die Verwendung von Sprengstoff zwecks Begehens einer Gewalttat". Der Prozesstermin steht noch nicht fest. Zunächst stehen eine Reihe von gerichtlichen Anhörungen bevor, die erste davon voraussichtlich an diesem Freitag.

Seit dem Anschlagsversuch ist es mehrmals zu falschen Alarmen mit US-Flugzeugen gekommen. Wegen eines verdächtigen Passagiers ist im jüngsten Fall am Mittwoch ein US-Flugzeug auf dem Weg nach Hawaii umgeleitet worden. Die Maschine der Gesellschaft Hawaiian Airlines mit 231 Passagieren an Bord sei, von zwei Kampfjets eskortiert, sicher an den Startflughafen Portland im US-Staat Oregon zurückgekehrt, berichtete der Radiosender KCBS. Bei der Durchsuchung seien keine Waffen oder Sprengstoff gefunden worden, hieß es. Der Passagier wurde in Gewahrsam genommen. Einzelheiten über sein Verhalten oder die Verdachtsmomente, die zu der Umkehr der Maschine führten, wurden zunächst nicht bekannt.

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