Otto Pammer wurde am 9. Mai 1926 in Wien geboren. Nach seiner Schulausbildung war er zunächst als Volontär und kaufmännischer Angestellter in der Textilbranche tätig. Durch Zufall - ein Freund hatte von seinem Vater eine Filmkamera geschenkt bekommen, mit der die beiden die Ruinen in Wien filmten - wurde er von Fritz Erban, dem damaligen Präsidenten der Filmgewerkschaft, entdeckt.
Dieser verhalf dem jungen Pammer zu einem Engagement bei der Wien Film, wo er sich vom Volontär zum Kamera-Assistent, Schwenker und schließlich Kameramann hocharbeitete. Der Spielfilm war jedoch "nicht so meine Welt", so Pammer damals. Als er nämlich bei der Wien Film gleich nach dem Krieg anfing, war er noch "ein junger Bub. Der Regisseur hatte die Hauptdarstellerin als Geliebte, und mir sind die Schwulen nachgerannt."
Gast bei Olympischen Spielen und Staatsbesuchen
Daraufhin wechselte er am 1. Mai 1950 zur "Tönenden Wochenschau" bei Fox - "das war mein Leben". In rund 24.000 Beiträgen in 24 Jahren berichtete er (schon im Alter von 26 Jahren als Österreich-Chef) aus Österreich und Südost-Europa, er reiste "zu jeder Olympiade und zu jedem Staatsbesuch" - "und dafür hab ich auch noch Geld gekriegt". Pammer berichtete von großen sportlichen Ereignissen ebenso wie vom österreichischen Staatsvertrag, vom Ungarn-Aufstand und dem Prager Frühling.
Er war Regisseur, Kameramann, Cutter, Texter und Chauffeur in einem, "das Kilometergeld hat mir in kurzer Zeit viel Geld gebracht", schmunzelte er. Seine Reportagen von der Revolution in Ungarn 1956 erregten weltweite Aufmerksamkeit. 1974, nachdem der Siegeszug des Fernsehens zur Einstellung der "Wochenschau" geführt hatte ("Ein bitteres Ende"), gründete er seine eigene Produktionsfirma Pammer Film.
Mit "Seitenblicke" TV-Hit gelandet
Pammer war dabei, als das Fernsehen auch in Österreich seinen Siegeszug antrat. Von 1980 bis 1999 produzierte seine Firma die Sendung "Seinerzeit" (ab 2000 "Deja vu"), seit 1982 das wöchentliche Kinderverkehrssicherheitsvideo "Helmi". Die bis 1996 von der Pammer Film produzierte, 1987 erstmals ausgestrahlte tägliche Gesellschaftssendung "Seitenblicke" wurde zu einer der erfolgreichsten Sendungen des ORF.
Preisgekrönte Dokumentationen
1965 gestaltete der Wiener die Wochenschaudokumentation "20 Jahre Republik Österreich" und im Jahr 1968 die historische Dokumentation "50 Jahre Republik Österreich", eine filmische Geschichte Österreichs seit dem Beginn der 1. Republik. 2005 produzierte Otto Pammer die Dokumentation "Vom Kriegsende 1945 bis zum Staatsvertrag 2005", 2006 folgte "50 Jahre Volksaufstand in Ungarn". Zuletzt produzierte Pammer heuer "Die Erfindung Europas - (un)erwartete Folgen des Marshallplans".
Neben dem Silbernen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik (1970) trug Pammer seit 1992 den Ehrentitel "Kommerzialrat" (verliehen durch die Kammer der gewerblichen Wirtschaft) und seit 1996 die "Julius-Raab-Ehrenmedaille" des Wirtschaftsbundes. In den vergangenen Jahren erhielt Pammer unter anderem den Professorentitel (2001), die Silberne Ehrenmedaille der Wirtschaftskammer Wien (2001) und das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien (2005). 2006 erhielt er das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst.
Wrabetz: "ORF verliert verlässlichen Partner"
"Otto Pammer war einer der Pioniere des österreichischen Film- und Fernsehschaffens und hat die heimische TV-Landschaft über Jahrzehnte wesentlich mitgeprägt. Der ORF verliert mit Prof. Pammer einen verlässlichen Partner, der für zahlreiche Publikumserfolge wie 'Seinerzeit' oder 'Seitenblicke' verantwortlich zeichnete", reagierte ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz auf den Tod Pammers.
Foto: Jürgen Radspieler
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