Taboga im Interview

“Jeder hat eine zweite Chance verdient”

Salzburg
23.11.2016 21:26

Wettbetrüger Taboga präsentiert in Salzburg sein Buch "Schweres Foul" - und setzt auf Abschreckung.

Dominique Taboga löste mit seiner Selbstanzeige vor drei Jahren den größten Wettskandal im heimischen Fußball aus. Nun präsentiert der 34-jährige Ex-Grödig-Profi am Dienstag (18.30) im "Fuxn Gut" in Salzburg sein Buch "Schweres Foul".

Herr Taboga, Sie wurden zu drei Jahren Haft, davon ein Jahr unbedingt, verurteilt, haben davon aber erst zwei Monate in der U-Haft abgesessen. Wie sieht Ihr Leben momentan aus?
Das Urteil ist seit 11. Mai rechtskräftig, seither warte ich auf den Haftantritt mit Fußfessel. Voraussetzung dafür ist, dass man eine Arbeit und einen Wohnsitz hat.

Was machen Sie derzeit?
Ich bin seit 1. September 2015 bei der Firma Abraham, einem Büroartikelfachhändler in Salzburg, angestellt. Ich bin Abteilungsleiter, für sieben Leute zuständig, bediene auch.

Ursprünglich wollten Sie in eine andere Branche.
Ich hätte bei einer Versicherung in Salzburg angefangen, vom Landesdirektor gab es das Okay. Aber zehn Tage vorm Arbeitsbeginn kam vom Vorstand aus Wien das Veto, dass ich für die Firma nicht tragbar bin.

Haben Sie das verstanden?
Eigentlich nicht, ich bin ja kein Gewaltverbrecher, habe keinen getötet. Jeder hat eine zweite Chance verdient. Es war nicht der erste Rückschlag bei der Jobsuche.

Sie sind gebürtiger Wiener, wieso zogen Sie nach Salzburg zurück?
Meine Ex-Frau und ich haben uns immer in Salzburg am wohlsten gefühlt.

Apropos Exfrau: die Wettaffäre hat die Ehe, aus der es Zwillinge gibt, zerstört?
Ja, meine Ex-Frau hat sehr viel für mich getan, irgendwie hatte sie dann keine Energie mehr. Das verstehe ich, aber schade, dass es so gekommen ist. Ich sehe die Kinder jedoch regelmäßig.

Warum nun ein Buch?
Der Gedanke ist mir in der U-Haft gekommen. Ich möchte, dass Sportler nie in die gleiche Situation kommen wie ich. Es soll eine abschreckende Wirkung haben. Ich habe damals nur das Geld gesehen, Scheiße gebaut. Es hat in Erpressung und Drohungen gegen meine Familie geendet. Ich habe die Situation unterschätzt.

Schildern Sie nochmal kurz, wie alles los ging?
Damals hab ich bei Leoben gespielt und mit Prämien etwa 2000 netto verdient. Mit 21 war das viel. Aber ich hatte ein ganz anderes Bild von Fußball-Profis, wenn man gelesen hat, was die so verdienen. Und dann hat mir ein Kollege gesagt, es gibt da jemanden, der zahlt 7000, wenn wir gegen Ried verlieren. Ich habe gleich das erste Angebot angenommen.

Wie geht es Ihnen derzeit finanziell?
Ich bin in Privatkonkurs, der läuft bis März 2019. Aber ich muss nicht betteln.

Gibt es noch Kontakt mit Grödig, zu Mitspielern?
Generell zur Fußball-Welt eher gar nicht. Nur Lukas Schubert ist ein noch besserer Freund geworden, auch immer zu mir gestanden. Aber ich war zuletzt bei Salzburg gegen Sturm erstmals nach drei Jahren wieder in einem Stadion.

Das Buch ist ab Freitag erhältlich. Muss sich wer fürchten, wenn Sie auspacken?
Nein, ich habe im Prozess schon alles gesagt. Sicher ist Doping und Schwarzgeld im heimischen Fußball Thema.

Ist Ihrer Meinung nach Wettbetrug ausgeräumt?
Nein, das hat es vor mir gegeben, wird es nach mir geben, davon bin ich überzeugt. Das kann man nicht bekämpfen, so wie Doping.

Wollen Sie eigentlich selbst noch einmal spielen?
Theoretisch ginge es, meine lebenslängliche Sperre ist momentan aufgehoben. Aber ich bin jetzt 34, werde nix mehr Großes planen.

Was ist Ihre größte Lehre aus der ganzen Geschichte?
Geld ist nicht alles. Was ich damals alles aufs Spiel gesetzt habe, das ist eigentlich gar nicht zu verzeihen.

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