Zähe Spurensuche

Untersuchungen gestalten sich äußerst schwierig

Österreich
30.08.2006 12:55
Die Spurensuche im Leben des vermutlich irren Einzeltäters Wolfgang Priklopil gestaltet sich für die Ermittler äußerst schwierig. Er hatte kaum Kontakte zu Nachbarn, einen kleinen Familienkreis und nur zwei Freunde. Auch ehemalige Mitschüler beschreiben den Ingenieur als unauffällig: „Er war als Bub so brav und ruhig. Wie ein blonder Engel...“

Ein komplettes Psychogramm des 44-jährigen Entführers kann es nie geben. Wolfgang Priklopil hat die Antworten auf viele Fragen am vergangenen Mittwoch um 20:59 Uhr mit in den Tod genommen, als er sich vor einer Schnellbahn am Wiener Nordbahnhof seelenruhig auf die Gleise gelegt hatte.

Trotzdem versuchen die Ermittler des Bundeskriminalamtes Stück für Stück im Leben des Ingenieurs zusammenzusetzen. Wolfgang Priklopil wuchs als Einzelkind in dem 160 Quadratmeter großen Horror-Haus in der Gartensiedlung in Strasshof in Niederösterreich auf. Er hatte eine enge Bindung zum Vater, der aber vor etwa 20 Jahren nach einer Krebserkrankung starb.

„Wolfgang wirkte wie blonder Engel“
Priklopil, der bei Siemens in Wien eine Ausbildung als Nachrichtentechniker machte, hatte sowohl an seiner Arbeitsstelle als auch zuvor in der Schule kaum Freunde. „Wir waren eine reine Bubenklasse und ganz schön schlimm. Aber der Wolfgang ist immer abseits gestanden. Mit seinen blonden Haaren hat er wie ein kleiner Engel gewirkt“, erinnert sich ein Klassenkamerad an den Einzelgänger.

Während seine Mutter Waltraud in der Wohnung in Wien-Donaustadt bleibt, zieht Wolfgang Priklopil wieder ins Elternhaus zurück. Hält sich nach seiner Kündigung Mitte der 80er Jahre mit Gelegenheitsjobs, etwa als Vertreter für Alarmanlagen, über Wasser. Immer wieder ist der Ingenieur allerdings arbeitslos.

Drei Jahre vor der Entführung von Natascha Kampusch steigt er bei einer Wiener Firma, die Häuser sowie Wohnungen renoviert und wieder verkauft, ein. Über eine Freundin ist nie etwas bekannt. Der Eigenbrötler dürfte schon lange den bizarren Plan, eine „kleine Prinzessin“ nur für sich selbst, gehabt haben.

Zähe Untersuchungsarbeiten im Horror-Haus
Während sich die Spurensuche im Leben von Wolfgang Priklopil zäh gestaltet, dauert auch die Untersuchung des Kellerverlieses und des Hauses noch länger. Das Gebäude wird neu vermessen und nach etwaigen Hohlräumen geforscht. Die Arbeiten gestalten sich jedoch alles andere als einfach, da in dem winzigen Verlies nur maximal zwei Personen gleichzeitig arbeiten können.

Zudem können dringend benötigte technische Gerätschaften nicht durch die kleine Öffnung in das Verlies gebracht werden. Die Ermittlungen der Tatortgruppe werden daher sicher noch einige Tage dauern, heißt es seitens der Behörde: „Das ist ein Riesenhaus.“ Zahlreiche schriftliche Unterlagen sind in den Wohnräumen und in Natascha Kampuschs Verlies beschlagnahmt worden. Mit ihrer „Abarbeitung“ wollen die Beamten erst beginnen, wenn die Arbeiten im Haus abgeschlossen sind.

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