HDD und HDV

Zwei neue Kleine fürs Heimkino

Elektronik
22.08.2006 08:35
Ambitionierte Hobbyfilmer haben es heutzutage gar nicht so einfach, wenn sie den sich ständig überholenden Standards folgen wollen. Der neuste Schrei im Heimkinobereich lässt sich mittlerweile auch immer schwieriger definieren. Sony hat mit zwei neuen Handycam-Modellen nunmehr wieder zwei neue Arten von Camcordern vorgestellt: Der HDR-HC3 ist der momentan kleinste High-Definition-Camcorder am Markt, und die Festplatten-Kamera DCR-SR90 speichert Videos ganz ohne Kassette auf eine 30 Gigabyte große Harddisk. Krone.at hat die neuen Kleinen getestet.

Die beiden Camcorder sind kaum größer als zwei Fäuste hintereinander und unterscheiden sich äußerlich nur durch Farbe und Aufdruck. Im Inneren sieht's anders aus: Die eine steht mit der Festplatte für unkomplizierte Handhabung nach dem Motto „Ich will filmen und das gleich sofort“, die andere mit der üblichen Kassette für die Videostandards der Zukunft und ultrascharfe Bilder.

In Sachen Handling, Menü und Bedienung findet man ein Konzept vor. Die Gehäuse der Handycams sind mehr breit als hoch und liegen dadurch etwas ungewohnt, aber dennoch satt in der Hand. Die Zoom-Wippe ist wie auch bei vielen anderen Camcordern aus der Mittelklasse ein etwas mehr als einen Zentimeter breiter Kamm, der mit dem Zeigefinger der rechten Hand nach links und rechts geneigt wird. Bei Sony reagiert die Wippe mit einer kleinen Verzögerung und wird dadurch für die meisten Fälle gut kontrollierbar. Sanftes Heranzoomen funktioniert wunderbar. Wer mehr Action will, muss etwas üben, denn bei kleinen, schnellen Zoomschritten schießt man aufgrund des geringen Spielraums bis zum Anschlag der Wippe oft übers Ziel hinaus. Dafür braucht’s dann ein paar Extrastunden Übung und manchmal auch einen glücklichen Moment.

Das Menü der Handycams erreicht man über das berührungs-empfindliche Widescreen-Display. Per Fingertipp werden alle grundlegenden Einstellungen erledigt. Aufrufen lassen sich dort unter anderem die Belichtungsprogramme, die Methode zum Weißabgleich, eine Shutter-Funktion fürs Filmen in schummriger Umgebung, die Einstellungen für die Fokusmethode und die Effektsektion. Für den Schnellzugriff auf die Backlight-Funktion bei Gegenlichtaufnahmen und die Nightshot-Funktion gibt’s seperate Tasten, die bei ausgeklapptem Display an der Kameraseite erreichbar sind. Am linken Rand der Displayeinfassung befinden sich zusätzliche Tasten fürs Zoomen.

Das Touchscreen-Display stellte sich im Test recht schnell bei beiden Kameras als leicht zu beherrschendes System heraus. Hat man nicht unbedingt die Hände eines Fleischermeisters, tippt man sich schnell und zielsicher durchs Menü. Die „Falsch-Klick“-Quote ist auf dem mit knapp sechs Zentimetern Diagonale durchaus geräumigen Display sehr gering. Die Wiedergabe-Qualitäten des 123.000-Pixel-Displays sind gut. Beim Filmen stören der speziellen Beschichtung wegen keine Reflexionen und man hat sein Motiv jederzeit im Auge. Man will den Sucher gar nicht erst in Anspruch nehmen – zumal man bei dessen Benutzung wegen der breiten Bauweise der Kamera schnell in Schieflage gerät…

Das manuelle Fokussieren geschieht bei beiden Handycams unterschiedlich: Die HDR-HC3 verfügt über ein Walzenrad am Objektiv mit dem manuell scharf gestellt werden kann. Bei der DCR-SR90 hat man das manuelle Fokussieren mit einem eher umständlichen Modus gelöst: Man kann nur am Touchscreen-Display entscheiden, ob das näher oder weiter weg gelegene Motiv fokussiert werden soll. Das führt unter Umständen zu untypischen Verwackelungen, die man mit einem Walzenrad nicht verursachen würde. Aber nun zu den jeweiligen Spezifika der beiden Modelle…

Die HDV-Kamera HDR-HC3 ist der momentan kleinste Camcorder am Markt, der hochauflösendes Bildmaterial verarbeitet. Bisher waren die HD-Cams sämtlicher Hersteller nur für den Profi-Bereich interessant und dort groß, schwer und vor allem teuer. Unter 3.000 Euro war fast kein Gerät zu haben. Mit dem Aufkommen der HD-tauglichen Flat-TVs war es aber nur eine Frage der Zeit, bis auch die dazu passenden Videokameras für den Geldbeutel des Normalverbrauchers erscheinen.

Das Bildformat HDV ist im Prinzip der hochauflösende Nachfolger des DV-Standards. Zur Aufzeichnung werden dabei nach wie vor die bekannten miniDV-Kassetten benutzt und auch im Bereich der Datenrate hat sich nichts geändert. Es wird nur ein anderes Komprimierungsformat verwendet und dadurch erreicht der HC3 den so genannten 1080i-Standard – also ein Bewegtbild mit einer Auflösung von 1440 mal 1080 Pixel. Bei der bloßen Aufzeichnung mit dem HC3 merkt man da noch keinen Unterschied, stöpselt man den Camcorder via HDMI oder Component-Kabel an einen HD-fähigen LCD-Fernsehern, so offenbart sich die gestochen scharfe Videozukunft. Der Camcorder liefert ein glattes, farbenfrohes Bild ohne viel Rauschen – da gibt’s wirklich nichts auszusetzen. Das eingebaute Mikrofon des HC3 erzielt dabei durchschnittliche Resultate, wie man sie im Kompakt-Camcorder-Segment überall sonst auch findet.

Die hohe Bildqualität weiß man allerdings nur zu schätzen, wenn man die nötigen Gerätschaften dazu hat. Zum bloßen Abspielen der Videos direkt vom Camcorder muss es der HD-taugliche Fernseher sein. Um die mit dem HC3 aufgezeichneten Videos zu Schneiden braucht man noch ein bisschen mehr Ausrüstung: Einen schnellen PC mit Firewire-Schnittstelle und geeignete Software, mit der man das Filmmaterial importieren, editieren und auf DVD bannen kann. Sony liefert da Software-mäßig nichts mit, womit man sich ein Schnittprogramm anschaffen muss, das den HDV-Standard auch unterstützt. Wer dies alles schon von seiner alten DV-Kamera kennt, dem fällt der Umstieg aber leicht.

Ein Besitzer des DCR-SR90 macht sich um miniDV-Kassetten keine Gedanken. Die Festplatten-Handycam funktioniert frei nach dem Prinzip „Ich will filmen und das gleich sofort“. Man drückt aufs Knopferl und hält drauf – theoretisch bis zu 21 Stunden lang, wenn man die Kamera an eine permanente Stromquelle anschließt. Der Festplattencamcorder zeichnet im altbekannten DV-Format auf und liefert dabei ein ansprechendes Bild. Mithilfe der Programmautomatiken und bei nicht zu hellen Lichtverhältnissen erreicht man ganz passable Farbwerte. Im Play-Menü lassen sich die aufgezeichneten Clips editieren, betrachten und auf Wunsch in Playlisten aufnehmen. Per USB-Kabel werden die Aufnahmen schnell und bequem an den PC weitergeleitet, wo sie mit der mitgelieferten Software rudimentär aber wirksam bearbeitet werden können.

Der Ton ist beim DCR-SR90 ein ganz eigenes Kapitel. Sony hat dieser Handycam ein Surround-Mikrofon spendiert, das 5.1-Raumklang aufzeichnet. Bei der direkten Wiedergabe erhält man den Ton zwar nur in Stereo, erstellt man aber mit der mitgelieferten Software eine DVD, so erhält man Surround-Sound, der über eine Heimkino-Anlage wiedergegeben werden kann. Filmt man – so wie wir im Test – ein Fußballspiel, zischt der Ball tatsächlich von links nach rechts und von vorne nach hinten. Bei Aufnahmen in geschlossenen Räumen kann es jedoch – besonders dann, wenn die Zimmer hoch sind und die Wände nackt – zu überdurchschnittlicher Hallentwicklung kommen. Für solche Fälle kann man die Raumklang-Erzeugung aber auch ausschalten.

In Sachen Akkulaufzeit haben beide Sonys annährend gleiche Werte: Das HDV-Modell schaffte im Test durchschnittlich um die 70 Minuten Aufnahmezeit. Beim Festplatten-Modell waren’s im Schnitt fünf Minuten weniger. Die HDR-HC3 hat einen von Sony empfohlenen Verkaufspreis von 1.499,- Euro. In Österreich gibt es sie in diversen Online-Shops schon um gesehene 1.100,- Euro. Für den Festplatten-Camcorder DCR-SR90 hat man offiziell 1.299,- Euro veranschlagt – ihn kann man um gesehene 989,- Euro erstehen.


Christoph Andert

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