In Ketten vorgeführt

Kärntner überfuhr Polizist: Prozess in Ungarn

Österreich
22.10.2013 14:10
Unter regem medialen Interesse hat am Dienstag im ungarischen Szeged der Prozess gegen einen 35-jährigen Kärntner begonnen, der am 11. Oktober 2012 auf dem Heimweg von einem "Hummer"-Treffen in der Ortschaft Apatfalva einen Polizisten überfahren und getötet hatte. Dem Mechaniker werden Mord, Widerstand gegen die Staatsgewalt und Gefährdung des öffentlichen Verkehrs angelastet. Ihm droht im Falle einer Verurteilung eine lebenslange Haftstrafe. Ein Urteil dürfte jedoch erst im Jänner 2014 erfolgen.

Der zuletzt in Salzburg wohnhafte gebürtige Villacher wurde von drei Vollzugsbeamten in den prunkvoll-antiquierten Gerichtssaal gebracht. Thomas B. musste dort in Handschellen und angekettet Platz nehmen, wobei die Kette in einer Lederschlaufe endete, die einer der hinter ihm sitzenden Beamten in den Händen hielt.

Der Verhandlung wohnten die Ehefrau des Mannes sowie Erich Pialek, Botschaftsrat und Konsul an der österreichischen Botschaft in Budapest, bei. Er wolle mit seiner beobachtenden Funktion gewährleisten, "dass der Prozess fair und objektiv und gemäß den EU-Regeln abläuft und die Rechte des Angeklagten gewahrt werden", erläuterte Pialek.

"Fall von besonderer Schwere"
Der vorsitzende Richter Attila Joo erläuterte zu Beginn der Verhandlung unter Blitzlichtgewitter, dass es um einen Fall "von besonderer Schwere" gehe. Für "Mord an einer öffentlichen Person" könne laut ungarischer Rechtsordnung lebenslange Haft verhängt werden.

Der Angeklagte selbst wollte sich am Dienstag zu den gegen ihn erhobenen Vorwürfen nicht äußern. Daher wurden die bisherigen Angaben des 35-Jährigen verlesen, die er bei mehreren Polizeiverhören zu Protokoll gegeben hatte.

Kärntner laut Gutachten labil und aufbrausend
Im Anschluss daran fasste der Richter die Ergebnisse eines medizinischen Gutachtens zusammen. Demzufolge soll der Angeklagte zum Tatzeitpunkt keine geistige Beeinträchtigung und keine Bewusstseinsstörung aufgewiesen haben. Zurechnungsfähigkeit war demnach gegeben.

Der 35-Jährige soll laut Expertise egoistische, narzisstische Züge und eine niedrige Frustrationsschwelle aufweisen und wird zudem als labil, dissozial und aufbrausend beschrieben, was zu der ihm angelasteten Tat beigetragen haben könnte. Laut Gutachten hätte er außerdem "die Folgen seiner Handlungen voraussehen müssen", zumal ihm eine "gute Intelligenz" bestätigt wurde.

Ein für Dienstagnachmittag erwarteter Zeuge - ein unbeteiligter Rumäne, der die inkriminierten Szenen mitbekommen hatte - kam seiner Ladung nicht nach. Daher wurde seine Aussage verlesen, die allerdings keinen wesentlichen Beitrag zur Wahrheitsfindung erbrachte: Der Mann hatte den tragischen Vorfall erst beobachtet, als der Polizist bereits von dem "Hummer" niedergestoßen und verletzt worden war.

Polizist starb auf dem Weg ins Spital
Der Angeklagte war Mitte Oktober 2012 mit drei weiteren Männern in vier Geländewagen in Südungarn unterwegs gewesen. In Apatfalva wurden sie wegen Überschreitens der erlaubten Höchstgeschwindigkeit von zwei Polizisten gestoppt. Als einer der Beamten die Papiere des Österreichers kontrollieren wollte, sei dieser davongerast, hieß es seitens der Behörden. Eine Zivilstreife nahm die Verfolgung auf. Zwei Motorradpolizisten unterstützten ihre Kollegen.

An einer Kreuzung stellte sich einer der Beamten dem Flüchtenden mit seinem Motorrad in den Weg. Der 35-Jährige hielt zunächst mit seinem Hummer vor dem Polizisten an, scherte dann aber laut Angaben der Behörden aus und überfuhr den dreifachen Vater. Daraufhin eröffnete die Polizei das Feuer auf den Kärntner. Der 35-Jährige wurde durch die Projektile schwer, aber nicht lebensgefährlich verletzt. Der überfahrene Polizist (34) starb auf dem Weg ins Krankenhaus. Er wurde übrigens posthum befördert.

"Ich bin kein Mörder"
Thomas B. bestritt bis zuletzt, den Beamten absichtlich überfahren und getötet zu haben. Ihm sei nach eigenen Angaben von dem Polizisten Pfefferspray ins Gesicht gesprüht worden. Der 35-Jährige habe danach nichts mehr gesehen und sei aus Angst aufs Gas gestiegen. Dabei habe er offenbar den Beamten erfasst und ihn überrollt. An den Augenblick des Unfalls könne sich der Kärntner, wie er in der Einvernahme sagte, nicht mehr erinnern. "Ich bin kein Mörder", betonte der 35-Jährige. Er "bereue, was vorgefallen ist".

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