Nach Neonazi-Tumult

Priebke: Totenmesse abgebrochen, Sarg “gestrandet”

Ausland
16.10.2013 08:44
Die umstrittene Trauerfeier für den verstorbenen Nazi-Kriegsverbrecher Erich Priebke in Albano bei Rom musste am Dienstagabend schon nach kurzer Zeit abgebrochen werden. Neonazis hatten sich unter die Gäste gemischt und einen Tumult ausgelöst. Der Sarg des verstorbenen Ex-SS-Mannes wurde anschließend auf den römischen Militärflughafen Pratica di Mare gebracht. Was mit dem Leichnam geschehen soll, ist weiter unklar.

Bis in den späten Dienstagabend hinein kam es zu Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten, die gegen die Beisetzung Priebkes am Sitz der erzkonservativen Piusbruderschaft in Albano Laziale protestierten, und Rechtsextremisten. Zwei Personen wurden festgenommen.

Priebkes Leichnam war zunächst aus der römischen Gemelli-Klinik in das Seminar der Piusbrüder gebracht worden. Rund 500 Einwohner demonstrierten vor dem Gebäude und hielten ein Spruchband mit der Aufschrift "Henker Priebke" in die Höhe. Mehrere Dutzend Polizisten bewachten den Transport des Sargs und die Eingänge des Seminars.

Bürgermeister "fassungslos"
Nach tagelangem Streit um die Bestattung Priebkes hatte die erzkonservative Piusbruderschaft eine Trauerfeier für den im Alter von 100 Jahren in Italien gestorbenen NS-Verbrecher ermöglicht. Die Einwohner von Albano setzten sich dagegen zur Wehr. Bürgermeister Nicola Marini sagte, der Ort habe im Zweiten Weltkrieg gegen die deutsche Besatzung gekämpft und sei deshalb "fassungslos", dass die Totenmesse in der Gemeinde erfolge.

Seit Priebkes Tod haben mehrere Länder und Städte es abgelehnt, den ehemaligen SS-Offizier zu bestatten. Darunter sind sein Geburtsort Hennigsdorf in Brandenburg, Bariloche in Argentinien, wo Priebke jahrzehntelang unerkannt wohnte, und Rom, wo er seinen Lebensabend im Gefängnis bzw. unter Hausarrest verbrachte.

Priebke war am Freitag in der italienischen Hauptstadt gestorben. Er lebte dort nach der Verurteilung wegen seiner Beteiligung am Massaker in den Ardeatinischen Höhlen bei Rom 1944 mit 335 Toten - darunter 75 Juden - im lockeren Hausarrest. Priebke wollte nach Angaben seines Anwalts in Argentinien neben seiner Ehefrau beigesetzt werden. Das Land wies das Ansinnen jedoch zurück.

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