Nach Erdbeben

Polen: 19 Bergleute aus 1.000 Metern Tiefe gerettet

Ausland
20.03.2013 15:58
Aufatmen im polnischen Kupferbergwerk "Rudna" in Niederschlesien: Alle 19 Kumpel, die am Dienstagabend nach einem Erdbeben in etwa 1.000 Metern Tiefe verschüttet worden waren, konnten am Mittwoch nahezu unverletzt geborgen werden. "Das war eine extrem schwierige Rettungsaktion", sagte Grzegorz Wolek, der Leiter des Rettungstrupps (Bild). Teilweise hätten die Helfer auf dem Bauch durch eingebrochene Gänge kriechen müssen.

"Einer der Männer hat eine drei Zentimeter lange Wunde am Kopf, die mit ein paar Stichen genäht werden kann", sagte der Sprecher der Bergbaugesellschaft KGHM, Dariusz Wyborski. Die übrigen Bergleute blieben unverletzt. "18 der Männer ist nichts passiert, sie können duschen und zurück nach Hause", so Wyborski.

Die Retter hatten die ganze Nacht über nach einem Zugang zu den vermissten Bergleuten gesucht, nachdem der Kontakt zu den Kumpeln am späten Abend abgebrochen war. Die Männer waren nach einem Erdbeben der Stärke 4,7 in etwa 1.000 Metern Tiefe verschüttet worden.

Verbindungsleitungen durch Beben unterbrochen
Vier Verschüttete konnten bereits am Abend geborgen werden, 19 Männer blieben vermisst. Über ihr Schicksal herrschte stundenlang Ungewissheit, da Telefon- und Versorgungsleitungen nach dem Beben unterbrochen waren.

Angehörige der Bergleute hatten die Nacht über bei Minusgraden ausgeharrt und auf Nachrichten von den Verunglückten gewartet. "Das war eine furchtbare Nacht, aber es ist besser, hier zu warten, als zu Hause zu sitzen", sagte die Frau eines Bergmanns dem polnischen Nachrichtensender TVN 24.

Nach der gelungenen Rettung berichtete Wolek am Mittwochnachmittag über den dramatischen Einsatz: "Wir hatten keine Ahnung, ob sie noch leben", sagte er. Der Weg zum vermuteten Aufenthaltsort der vermissten Bergleute war lang, zwischendurch mussten sich die 25 Retter wegen der Verhältnisse im Tunnel zurückziehen und über eine andere Route von einer benachbarten Grube aus einen neuen Versuch starten.

Retter krochen auf dem Bauch
"Wir mussten zeitweise auf dem Bauch kriechen", schilderte Marek Baryluk, ein Mitglied des Rettungstrupps, die Bedingungen rund 1.000 Meter unter Tage. Erschwert wurde die Rettungsaktion durch die Sorge vor Nachbeben.

"Alles war voller Staub und Rauch, wir konnten nichts sehen", sagte einer der geretteten Bergleute. Die Kumpel hätten versucht, über die bekannten Fluchtwege zum Rettungsschacht zu gelangen, die Stollen seien jedoch blockiert gewesen. "Also warteten wir auf die Retter", so der Bergmann.

Erdbeben als Dauergefahr
Die Gefahr von Erdstößen gehört zum Arbeitsalltag der Bergleute in der Region Polkowice. Immer wieder bebte in den vergangenen Jahren die Erde, so stark wie am Dienstagabend waren die Erschütterungen aber schon lange nicht mehr gewesen. In dem Abbaugebiet, in dem die Bergleute verschüttet wurden, lag das zusammengebrochene Gestein auf einer mehr als 500 Meter langen Strecke drei bis vier Meter hoch aufgehäuft. Die Erdstöße waren in einem Umkreis von 20 Kilometern zu spüren.

Der gefährliche Zwischenfall erinnert an zwei Erdbeben im Jahr 2010. Damals waren fünf Kumpel ums Leben gekommen, elf Bergleute wurden verletzt.

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