Ex-Boss im Visier

Sbg: Flossen ASKÖ-Gelder in Maßanzug und Strafzettel?

Österreich
07.08.2012 15:24
Im Salzburger Landesverband der ASKÖ, der Arbeitsgemeinschaft für Sport und Körperkultur, rumort es gewaltig: Bis zum Führungswechsel Ende Mai dürfte der Verband ein wahres Paradies für einige Funktionäre gewesen sein. So soll sich Ex-Präsident Franz Karner (Bild) u.a. Strafzettel sowie einen Maßanzug von der ASKÖ bezahlt haben lassen - für die Buchhaltung etwa getarnt als "Spende an die Polizei" oder als "Funktionärsbekleidung". Doch die internen Dokumente, die der "Krone" vorliegen, lassen noch viel tiefer blicken. Seit Montag liegt der Fall auch bei der Staatsanwaltschaft.

Ende Dezember wurde laut Buchhaltung "Funktionärsbekleidung" um 1.385 Euro gekauft und von der ASKÖ bezahlt. Bei Nachfragen entpuppte sie sich aber als ein für den Präsidenten gefertigter Maßanzug um 1.200 Euro - auf Wunsch des Präsidenten in der Rechnung als "Funktionärsbekleidung" deklariert.

Im Jahr 2006 bezahlte die ASKÖ eine Infrarot-Kabine um 3.700 Euro. Doch als Rechnungsadresse im Kaufvertrag war der Wohnort des langjährigen Präsidenten und seiner Gattin vermerkt, auch die Lieferadresse war nicht die des ASKÖ-Sitzes, vielmehr sollte die Kabine nach Wals geschickt werden.

Strafzettel als "Spende an die Polizei"
Für Dienstfahrten stand Karner nach Informationen der "Krone" ein VW Sharan zur Verfügung. Mit dem Wagen - bezahlt von der ASKÖ - legte er im Schnitt pro Jahr stolze 50.000 Kilometer zurück, doch nicht allein für dienstliche Zwecke. Eine Regelung über diese private Nutzung ist in den Unterlagen des Sportverbands allerdings nicht zu finden.

Dafür hinterließen die vielen Dienstautofahrten der Funktionäre - die ASKÖ leistet sich sieben Pkws und vier Nutzfahrzeuge - andere Spuren in den Büchern. Strafmandate wegen Schnellfahrens, Vorrang-Vergehen und dergleichen schienen in der Buchhaltung zwar auf, jedoch deklariert als "sonstiger Aufwand", "Parkgebühr" und sogar als "Spende an die Polizei".

Auch andere Funktionäre wurden großzügig bedacht. So erhielt u.a. der ASKÖ-Finanzreferent zu seinem Geburtstag einen Geschenkgutschein im Wert von 1.000 Euro. Für den Geschäftsführer gab es eine Golfreise im Wert von 1.099 Euro als Präsent. Zwei Tage vor Weihnachten 2008 gab es für den Präsidenten ein besonderes Christkind: Die ASKÖ überwies laut Buchhaltung 1.800 Euro als Honorar aus einem "Konsulentenvertrag" - dieser Vertrag ist aber im Sportverband nicht auffindbar.

Unzulässige Doppelförderungen brachten Fall ins Rollen
Ins Rollen hatten den Fall eigentlich zwei falsch abgerechnete öffentliche Förderungen gebracht, über die der Landesrechnungshof und das städtische Kontrollamt gestolpert waren. Demnach wurde im Falle eines ASKÖ-Gesundheitsprojektes beim "Sportbauernhof" Waldzell in Oberösterreich - dieser hatte samt 100-Quadratmeter-Wohnung dem ehemaligen Präsidenten Karner gehört - dieselbe Rechnung zweimal beim Land Salzburg eingereicht: einmal beim Landessportbüro in voller Höhe von 48.000 Euro und einmal bei der Landesgesundheitsabteilung als Teilrechnung in der Höhe von 35.000 Euro - das Land zahlte beide Beträge aus.

Bei einem zweiten Bauvorhaben in der Stadt Salzburg, der Sportanlage Bolaring, wurde von einem Architekten eine Planungsrechnung in der Höhe von 62.000 Euro an die ASKÖ refundiert. Der Betrag hätte jedoch an die Stadt Salzburg zurückgezahlt werden müssen, weil noch kein Förderanspruch bestand.

Seit Montag liegt der Fall ASKÖ auch beim Staatsanwalt, Landes-Vize David Brenner hatte eine Sachverhaltsdarstellung an die Justiz geschickt, in der es um Verdacht des Fördermissbrauchs geht.

"Schwere Fehler in der ASKÖ-Buchhaltung"
Angesprochen auf die finanziellen Ungereimtheiten, räumte ASKÖ-Präsident Gerhard Schmidt "offensichtlich schwere Fehler in der ASKÖ-Buchhaltung" ein und sprach von "Schlamperei oder Irrtum". Er kündigte im zweiten Atemzug an, die doppelt verrechneten 35.000 Euro an das Land und die 62.000 Euro umgehend an die Stadt zurückzuzahlen.

Entsetzt zeigte sich der ASKÖ-Präsident über die finanzielle Situation des Verbandes: Möglich ist, dass der Dachverband "im Worst Case" bis zu 350.000 Euro an Fördergeldern zurückzahlen muss - geahnt habe er die prekäre Lage vor seinem Amtsantritt im Mai nicht: "Das hat alles der frühere Präsident mit dem Geschäftsführer erledigt. Alle anderen wussten gar nichts", so Schmidt.

Als Konsequenz der unrechtmäßig bezogenen Förderungen hat das Land per Weisung alle Auszahlungen gestoppt. Bis zum 15. September sollen nun alle Unterlagen der vergangenen drei Jahre im Detail überprüft werden. Auch der Frage, warum diese landesintern so lange nicht auffielen, wird nachgegangen.

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