Wetterextreme

AMA: Schlechteste Getreide-Ernte seit über 40 Jahren

Österreich
03.08.2012 15:00
Anhaltende Wetterextreme seit Herbst vergangenen Jahres haben den heimischen Getreidebauern 2012 die schlechteste Ernte seit mehr als 40 Jahren beschert. Die Region östlich von Tulln war am stärksten betroffen, nur die Ernte in Oberösterreich sorgte für einen Lichtblick. Immerhin sei die Qualität der geernteten Mengen besonders gut, so der Vorstandschef der Agrarmarkt Austria (AMA), Günter Griesmayr, am Freitag.

Das Getreidejahr ist insgesamt von enttäuschenden Ergebnissen geprägt, vor allem im Osten, der "Kornkammer" Österreichs. "Mit der prognostizierten Gesamternte von etwas mehr als 2,3 Millionen Tonnen wird heuer um rund ein Viertel weniger geerntet, als im Vorjahr. Damit ist die heurige Ernte die schlechteste seit über 40 Jahren und deutlich unter dem langjährigen Schnitt von knapp drei Millionen Tonnen", erklärt Griesmayr.

Seit vergangenem Herbst passte das Wetter für eine ertragreiche Getreide-Ernte - vor allem in den Getreidehauptanbaugebieten Weinviertel, Marchfeld, südöstliches Niederösterreich und Burgenland - so gut wie nie. Im Herbst und Winter zu trocken, massiver Frost ohne Schneedecke im Februar, gefolgt von Spätfrost im Mai und zu viel Regen bzw. Hagelschlag in den vergangenen beiden Monaten unterboten die geringen Ernte-Erwartungen der Getreidebauern noch.

AMA sieht "Jahr der Extreme"
"Ein Jahr der Extreme", bilanziert Griesmayr. "Vor allem im Osten gibt es sehr schlechte Erträge." Die Qualitäten des geernteten Weizens seien aber "ausgezeichnet". "Proteinwerte von großteils bis zu 20 Prozent habe ich persönlich noch nicht erlebt", fügt AMA-Präsident Stefan Hautzinger hinzu. "Grundsätzlich gibt es heuer aber nicht viel zu lachen - ein Jahr der Negativrekorde." Nur in Oberösterreich bzw. westlich von der niederösterreichischen Bezirksstadt Tulln habe es eine "super Ernte" gegeben - "und diese Mengen brauchen wir auch dringend".

Für die heimischen Mühlen, die jährlich rund 500.000 Tonnen Getreide vermahlen, gebe es "genügend Mengen", so Hautzinger. Insgesamt würden die Kapazitäten heuer aber nicht zur Gänze aus der heimischen Ernte gedeckt werden können. Importiert werden müssen geringere Qualitäten für die industrielle Verarbeitung, vornehmlich aus Tschechien, der Slowakei, Ungarn und Slowenien.

AMA: "Brotpreis muss nicht zwangsläufig steigen"
Geht es nach den Angaben der AMA, die zwar betont, den Brotpreis nicht zu bestimmen, würden die Kosten für das Grundnahrungsmittel wegen der schlechten Getreide-Ernte nicht zwangsläufig steigen. Die heimischen Mühlen könnten ausreichend mit Weizen guter Qualität aus Österreich versorgt werden - der Weizenpreis liegt allerdings heuer um bis zu 30 Prozent über dem Preis des vergangenen Jahres.

Man werde im Herbst sehen, ob die Brotpreise in Österreich steigen werden, sagte Bäcker-Innungsmeister Josef Schrott am Freitag. "Wir haben von den Müllern noch keine neuen Preise", so Schrott. Auch wenn diese, wie teilweise angekündigt, den Großeinkaufspreis von Mehl "von 40 in Richtung 50 Cent" erhöhen würden, "kann ich leider keine Zahl nennen, wie sich das auf die Kalkulation der Bäcker auswirkt", so der Innungsmeister.

Weltweite Ernte-Ausfälle
Auch weltweit fallen die Getreide-Erntemengen dieses Jahr geringer aus, als im Vorjahr. Die globale Produktion kann heuer den weltweiten Verbrauch nicht decken - auch bei Mais. Vor allem die deutliche Reduzierung der US-Ernteprognosen um mehr als 50 Millionen Tonnen beeinflussen die Weltversorgungsbilanzen negativ, aber auch in den Schwarzmeer-Ländern Ukraine, Russland werden Ausfälle erwartet. "Die globalen Getreidereserven werden sich um 30 Millionen Tonnen reduzieren", ist Christian Gessl, AMA-Experte für Markordnungen und Markberichte, überzeugt.

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