Zugunglück in China

China: Waggons stürzen von Brücke – zahlreiche Tote

Ausland
23.07.2011 19:55
Nach einem Stromausfall durch einen Blitzschlag sind in Ostchina zwei Hochgeschwindigkeitszüge aufeinandergeprallt. Mindestens 35 Menschen kamen ums Leben. An die 200 Passagiere wurden verletzt in Krankenhäuser gebracht, wie amtliche Medien am Samstag berichteten.

Das Unglück ereignete sich auf der Strecke zwischen Hangzhou und Wenzhou in der Provinz Zhejiang, die für eine Höchstgeschwindigkeit von 200 Stundenkilometern ausgelegt ist. Bislang ist unklar, mit welcher Geschwindigkeit der eine Schnellzug den anderen rammte und wie viele Passagiere sich in den Zügen befanden. In einigen Berichten ist von mehr als 1.400 Passagieren, die in Sicherheit gebracht werden mussten, die Rede.

Über Handys riefen verunglückte Zuginsassen in Mikroblogs um Hilfe. "Bitte helft mir! Hilfe! Hilfe!", schrieb ein eingeschlossenes Opfer laut Nachrichtenagentur Xinhua. "Ich habe solche Angst." Die Rettungsarbeiten wurden erschwert, weil zu viele Menschen am Unfallort umherliefen, wie die Staatsagentur berichtete. Passagiere hätten aber auch bei den Bergungsarbeiten geholfen. Wegen der hohen Zahl der Verletzten riefen Krankenhäuser in Wenzhou die Bevölkerung zu Blutspenden auf.

Opfer unter Trümmern eingesperrt
Fotos von der Unglücksstelle zeigten einen senkrecht aus dem Erdboden ragenden Waggon. Aus den Wrackteilen versuchten Rettungskräfte auch am Sonntag weiterhin, Überlebende zu bergen. Die Hilfskräfte mussten Opfer mit Schneidegeräten aus den verunglückten Waggons holen und Kräne einsetzen. Viele Menschen waren zunächst unter den Trümmern eingesperrt. Ein Passagier sagte Xinhua, er sei über eine Stunde lang mit 60 anderen Insassen in einem der Züge eingeschlossen gewesen. Mit einigen von ihnen habe er sich durch ein Fenster ins Freie retten können.

Präsident Hu Jintao und Regierungschef Wen Jiabao appellierten an die Helfer, alles zu tun, um weitere Passagiere zu retten. Bahnminister Sheng Guangzu kündigte eine Untersuchung des Unglücks an. Laut Xinhua ordnete die Regierung zudem eine "dringende Überprüfung" der Sicherheitsvorkehrungen im Schienenverkehr landesweit an.

Schwerer Schlag für Hochgeschwindigkeitsnetz
Das Unglück ist ein schwerer Schlag für das Hochgeschwindigkeitsnetz in China. Das ehrgeizige Programm, das viele Milliarden verschlungen hat, war in den vergangenen Wochen schon ins Gerede gekommen. Insbesondere die gerade neu eröffnete Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen Peking und Shanghai machte wiederholt mit technischen Problemen und Verspätungen von sich reden. Es gab auch Diskussionen über mögliche Sicherheitsprobleme.

Hintergrund der Debatte ist auch der Korruptionsskandal um Eisenbahnminister Liu Zhijun, der im Februar abgesetzt worden war. Bei der Auftragsvergabe für das Hochgeschwindigkeitsnetz sollen der Minister und andere leitende Beamte mitkassiert haben.

Passagierzahlen gingen zurück
Wegen der Anlaufprobleme auf der 1.300 Kilometer langen und fünfeinhalb Stunden dauernden Peking-Shanghai-Strecke stiegen viele Passagiere doch wieder auf Flugverbindungen um. Vergangene Woche musste sich ein Sprecher des Eisenbahnministeriums für die Unannehmlichkeiten entschuldigen. Weil die Passagierzahlen zurückgehen, sollen von Montag an zunächst zwei Züge aus dem Fahrplan für die neue Verbindung von Peking nach Shanghai gestrichen werden.

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