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Aggression und Depressionen

Gesund
11.12.2004 15:14
Wer an Depression denkt, verbindet dies meist mit Frauen. Tatsächlich wird bei Frauen doppelt so häufig diese Diagnose gestellt wie bei Männern. Neueren Untersuchungen zu Folge könnte dies möglicherweise daran liegen, dass sich bei manchen Männern die depressive Störung hinter Aggressivität versteckt.
"Erst in den vergangenen Jahren wurde klar,dass es eine geschlechtsspezifische Ausprägung der depressivenSymptome gibt. Untersuchungen haben zwei Formen des Zusammenbruchserkennen lassen: Einerseits den Totstellreflex, andererseits einKampf- und Fluchtverhalten - wobei letzteres eher bei Männernanzutreffen ist", erläutert Univ.Prof. Dr. Siegfried Kaspervon der Univ.-Klinik für Psychiatrie am AKH Wien. "Obwohldepressive Verstimmung das Leitsymptom dieser Erkrankung darstellt,gehören auch Ärger, Reizbarkeit, Feindseligkeit undAggressionen zum psychopathologischen Spektrum", so der Psychiater.
 
Aggression als Form von Depressionen
Bei schwedischen Untersuchungen an depressiven Männernhat sich auch herausgestellt, dass diese zu erhöhter Risikobereitschaftneigen, mit Stress nicht umgehen und ihre Impulse schlecht kontrollierenkönnen. Dazu kommen häufig extreme Reizbarkeit, Unruheund allgemeine Unzufriedenheit. Viele fallen auch durch antisozialesVerhalten wie waghalsiges Autofahren auf. Kasper: "Mehrere großangelegte Studien haben bereits einen Zusammenhang zwischen Depressionund Aggressivität bei Männern belegen können".Nicht selten sind dann Ehefrau oder Kinder Opfer dieses Verhaltens.
 
Allerdings muss nicht jede Aggression gleich zuGewalttätigkeit führen. Vielfach bleibt es bei Gereiztheitund verbalen Attacken. Kommt es zu aggressiven Handlungen, soist vor allem die mangelnde Selbstkontrolle schuld.
 
Das Geheimnis ist die Hemmschwelle
"Ein gewisses Maß an Aggressivität habenwir ja alle in uns", betont Dr.Stephan Rudas, Leiter der PsychosozialenDienste der Stadt Wien. "Denn Aggressivität ist an sich wertfreiund in gesunden Mengen ein Motor, der uns zu Handlungen und Leistungenantreibt. Problematisch wird es dann, wenn die Aggressivitätein Übermaß erreicht und unsere normalen Kontrollmechanismen,mit denen wir Zorn und Wut in Grenzen halten, nicht funktionieren".Das ist vor allem unter Alkoholeinfluss der Fall. Denn Alkoholsenkt die Hemmschwelle. Leider neigen aber gerade depressive Männeroft dazu, ihre Probleme mit Alkohol selbst zu "behandeln".
 
Wie kann man beispielsweise als Familienangehörigerunterscheiden, ob Zornausbrüche und Gewalttätigkeitbei einem Mann charakterbedingt sind oder dahinter eine Depressionsteckt? "Die Grenze ist sehr schwer zu ziehen", gibt der Psychiaterzu.
 
Diese Hinweise sprechen für eine versteckteDepression:
- Das Verhalten hat sich in letzter Zeit geändert;ein früher ausgeglichener Mann lässt plötzlichalle auf Grund seiner Wutausbrüche erzittern.
- Die Ausbrüche wurden nicht provoziert und sie sindder Situation unangepasst.
- Es treten zusätzlich gängige Symptome einer Depressionauf: Appetitlosigkeit, Schlafstörungen, Antriebslosigkeit,traurige Stimmung.
- Der Betroffene spricht davon, dass es für andere gutwäre, wenn er selbst nicht mehr leben würde.
 
Eine besonders häufige Variante der hinteraggressiven Tendenzen versteckten Depression ist die Autoaggression.Diese Aggression, die oft auch Frauen betrifft, richtet sich gegendie eigene Person. "Die autoaggressiven Handlungen gehen von Selbstbeschädigungbis hin zum Selbstmord".
 
Ebenfalls unter Autoaggression können lautRudas psychosomatische Erkrankungen fallen. Der Organismus schädigtsich sozusagen selbst, was sich zum Beispiel in Form von Kopf-,Magen-, Muskel- oder Gelenkschmerzen äußern kann. "Oftsteckt hinter einem psychosomatischen Leiden daher primäreine Depressionserkrankung".
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