„Falsches Instrument“

Top-Infektiologe hält nichts von Massentests

Tirol
21.12.2020 07:00

Die Zahl jener Experten, die von den (freiwilligen) Massentests wenig bis gar nichts halten, wird immer größer. Am Sonntag hat das auch der bekannte Infektiologe Günter Weiss betont. Er ist immerhin Direktor für Innere Medizin an der Universitätsklinik Innsbruck. Weiss zählt zweifellos zu den Top-Infektiologen in ganz Österreich. Er war bereits im Expertenstab von Bundeskanzler Sebastian Kurz und gehört zu den engsten Beratern von Landeshauptmann Günther Platter.

Nun lässt der Direktor für Innere Medizin an der Universitätsklinik Innsbruck einmal mehr mit einigen Aussagen aufhorchen. So sagt er, nichts von den Massentests, die vom 15. bis 17. Jänner stattfinden sollen, zu halten. Es gäbe dadurch wenig Einsicht. Außerdem würde kein anderes europäisches Land diese empfehlen. Auch das wirklich renommierte Robert-Koch-Institut würde das nicht tun.

„Nicht quer durch den Gemüsegarten testen“
Er verstehe die „Verzweiflung der Politik“, aber solche Antigen-Tests an Asymptomatischen seien einfach nicht das richtige Instrument. „Das Testen sollte gezielt erfolgen und nicht quer durch den Gemüsegarten“. Als eines der Hauptprobleme sieht Weiss die „falsche Sicherheit“, die durch einen falschen negativen Test signalisiert wird. Hier sei auch nicht gut kommuniziert und medial vermittelt worden: „Es ist eine gefährliche Message, wenn ich über die Medien quasi erfahre: ,Geht testen – dann ist Weihnachten gerettet'. Ein negativer Antigen-Test sagt wenig aus. Man kann trotzdem schon aktuell oder auch am nächsten Tag infiziert und Krankheitsüberträger sein.“

Eine falsche Erwartungshaltung führe zwangsläufig zum Schleifenlassen der Schutzmaßnahmen.

Zuallererst die älteren Menschen impfen
„Weh“ tue Weiss auch, wenn er an die enormen finanziellen Mittel denke, die für die Massentests ausgegeben werden. Der Experte betont, dass der Effekt bescheiden sei: „Für diese Geldsummen könnte man ein oder zwei Spitzenforschungszentren aufbauen und erhalten – und zwar mit einem nachhaltigen Benefit.“ Einmal mehr plädierte der Tiroler Mediziner für gezielte Testungen bzw. den größtmöglichen Schutz der vulnerablen Bevölkerungsgruppen, also älterer Leute bzw. solcher mit Vorerkrankungen. Es gehe darum, symptomatische Personen sofort zu testen - darauf seien solche Testungen ausgelegt, vor allem auch im niedergelassenen Bereich. „Ich weiß, es kann schon keiner mehr hören aber: Es gilt einfach auch nach wie vor, die Abstands- sowie Hygieneregeln einzuhalten.“

„Lockdown-Maßnahmen kein geeignetes Mittel“
Für weniger erfolgversprechend – zumindest langfristig – hält Weiss übrigens die Lockdown-Maßnahmen, wie sie nach dem 26. Dezember wieder gelten sollen. Weiss nennt diesbezüglich vor allem einen Grund: Rund ein Drittel der Bevölkerung sei dahingehend einfach nicht mehr erreichbar – weder durch die Medien noch durch die Appelle der Verantwortlichen.

„Normalität im Frühsommer“
Weiss hat aber auch eine positive Nachricht. Denn so wenig er von den angesprochenen Massentests hält, so viel verspricht er sich von der bald beginnenden Impfung als dem entscheidenden Mittel, die Pandemie endlich hinter sich zu lassen. „Frühjahr ist vielleicht etwas zu sportlich, aber ich gehe von einer Normalität mit Frühsommer aus. Das kann ich mir sehr gut vorstellen. Mit der Impfung beginnt Anfang des kommenden Jahres der erste Schritt in Richtung Normalität“, betont der Mediziner.

Wichtig sei, die Bevölkerung klar und umfassend zu informieren, denn, so Weiss: „Je mehr sich impfen lassen, desto besser. Umso weniger relevant wird das Corona-Thema in Zukunft sein.“

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.

Tirol



Kostenlose Spiele