Unter strengsten Sicherheitsbedingungen hat in Portugal der Prozess gegen den Mann hinter der Enthüllungsplattform „Football Leaks“ begonnen. Rui Pinto nahm am Freitag im Strafgericht in Lissabon mit Corona-Schutzmaske auf der Anklagebank Platz, während draußen Beamte mit Maschinengewehren, Straßensperren und Hundestaffelführer für ein ungewöhnliches Bild sorgten.
Pinto hatte gesagt, sein Leben sei wegen seiner Kenntnisse in Gefahr. Dem 31-Jährigen werden insgesamt 90 Straftaten zur Last gelegt. Er wird unter anderem der Cyberkriminalität, der Verletzung des Briefgeheimnisses und der versuchten Erpressung beschuldigt und könnte nach Expertenschätzung zu 25 Jahren Haft verurteilt werden.
Pinto wies bisher alle Vorwürfe zurück. Er sei kein Hacker und habe auch niemanden erpresst, beteuerte er. Am ersten Prozesstag versicherte er nach Medienberichten: „Nichts habe ich wegen des Geldes getan.“ Die Beschuldigungen seien für ihn ein Grund „stolz“ zu sein und nicht beschämt.
Unter den 45 geladenen Zeugen ist der Whistleblower Edward Snowden, der vor sieben Jahren das Überwachungssystem amerikanischer Geheimdienste enthüllte. Er floh nach Russland, wo er im Exil lebt, und soll nach amtlichen Angaben via Onlinekonferenz aussagen. Pinto wurde Anfang 2019 in Budapest verhaftet und rund zwei Monate später an Portugal ausgeliefert.
Die Plattform „Football Leaks“ hatte mit ihren Enthüllungen seit 2015 für Aufsehen im Weltfußball gesorgt. Es gab Berichte über Steuervergehen von Topstars und Topclubs der Branche. Auch Originaldokumente wurden online gestellt. Bei den Daten handelte es sich um vertrauliche Dokumente aus der internationalen Branche und dem Offshore-Bankenwesen. Viele der veröffentlichten Informationen zogen juristische Konsequenzen nach sich.
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