Best-Of-Album „Bunt“

Beatrice Egli: Zwischenbilanz der bunten Karriere

Musik
14.08.2020 06:00

Anstatt sich in den Monaten der Corona-Pandemie auszuruhen hat die Schweizer Schlagersängerin Beatrice Egli an ihrem Best-Of-Album „Bunt“ gebastelt, für das sie auch sechs neue Songs geschrieben und Version auf Italienisch und Französisch aufgenommen hat. Wir baten die sympathische Künstlerin zum Gespräch.

(Bild: kmm)

Sieben Jahre an der Spitze - für die Schweizer Schlagersängerin Beatrice Egli war es nun an der Zeit, erstmals Bilanz zu ziehen. Seit ihrem Sieg 2013 bei „DSDS“ gehört die 32-Jährige zu den größten Stars des Genres. Auch wenn es in Österreich und Deutschland bislang noch nie zu einem Nummer-eins-Album gereicht hat, ist ihre Popularität quer über den deutschsprachigen Raum ungebrochen. Ende Juni war sie - unter Einhaltung strenger Corona-Bestimmungen - für Dreharbeiten zur „Starnacht in der Wachau“ für ein paar Tage bei uns zu Gast und nahm sich Zeit für ein ausführliches Interview. Hauptgrund für das Zusammentreffen war aber nicht die erfolgreiche TV-Sendung, sondern ihr erstes Best-Of-Album „Bunt“, auf dem sie nicht nur eine Zwischenbilanz ihrer Erfolgskarriere zieht, sondern für das sie auch sechs brandneue Songs aufgenommen hat. Warum denn nicht gleich ein neues Studioalbum? „Die Idee stand durchaus im Raum, weil die neuen Songs so gut waren, dass alle mehr davon wollten. Aber auch ein Best-Of braucht neue Nummern.“

Rückschau und Ausblick
„Best-Of“ klingt freilich nach dem Abschließen einer Lebensphase, nach einer allumfassenden Rückschau und auch ein bisschen nach Karriereende, wovon Egli aber weit entfernt ist. „Ich habe in sieben Jahren sieben Alben veröffentlicht, dafür brauchen andere locker 15 Jahre“, lacht sie, „das Album ist für mich einfach ein Zwischenresümee. Musik ist meine große Leidenschaft und ich muss auch ständig an neuer Musik arbeiten. Ich schaue zurück auf das, was ich hatte und blicke damit nach vorne auf das, was ich will. Für mich war die Arbeit auch wichtig, um aus dem üblichen Hamsterrad auszubrechen. Das Wort Zeitreise trifft dieses Projekt wohl am besten.“ Aus dem Alltagstrott fiel Egli schon unfreiwillig durch die Corona-Pandemie. Gerade für eine Künstlerin, die ständig auf der Bühne steht, war die Umstellung anfangs keine leichte.

„Es war schon eine emotionale Achterbahnfahrt. Ich habe mich aber in die Arbeit gestürzt, denn 24 Stunden am Tag über mehrere Wochen immer mit dem gleichen Thema konfrontiert zu werden, hat mich fertiggemacht. In der Musikbranche waren wir die ersten, die nicht mehr arbeiten durften und wir werden wohl auch die letzten sein, die die Arbeit wieder aufnehmen können. Auch deshalb war es mir wichtig, nicht nur herumzusitzen, sondern aktiv was zu tun.“ Egli verließ die Hochgeschwindigkeitsschaubahn Musik, um sich auf die wesentlichen Dinge des Lebens zu konzentrieren. „Ich habe viel Zeit mit meinen Neffen verbracht, musste sie ins Bett bringen und habe dabei Kinderlieder gesungen. Daraus entstand dann auch der Song ,Kleiner Stern‘, den ich direkt mit ihnen verbinde. Natürlich vermisse ich das Touren, aber einmal zu Hause sein zu können und Zeit zu haben, sehe ich rückblickend als großes Geschenk.“

Französisch und Italienisch
Für die Deluxe-Version des Albums hat sich Egli etwas besonderes ausgedacht. Angesichts ihrer umfassenden Popularität in ihrer Schweizer Heimat hat sie Songs auch auf Schweizerdeutsch, Französisch und Italienisch eingesungen. „Ich habe dafür richtig hart gelernt, aber zum Glück war genug Zeit. Ich beherrsche die beiden Fremdsprachen noch immer nicht gut, aber Einheimische haben mir attestiert, dass ich die Lieder sehr authentisch hingekriegt hätte. Französisch war für mich wirklich hart, mit der Sprache stehe ich schon seit der fünften Klasse auf Kriegsfuß. Jedenfalls ist das Bouquet an Musik von mir jetzt so groß und abwechslungsreich, dass man darin immer in neue Welten abtauchen kann. Und gerade in einer unsicheren Zeit wie jetzt kann man mit ihr Reisen machen, die derzeit verboten oder zumindest verpönt sind.“ Über den deutschsprachigen Raum hinaus will Egli damit aber gar nicht zwingend reichen. „Ich bin wahnsinnig dankbar für das, was ich habe. Nicht jeder mag mich als Person, aber vielleicht meine Musik. Und viele meiner Freunde mögen vielleicht nicht meine Musik, waren von den neuen Songs aber begeistert.“

Auf den neuen Liedern hat Egli ihre Ausrichtung deutlich verändert. Die große Liebe zum Sound der 80er-Jahre, der sich derzeit im Schlager als auch im Pop großer Beliebtheit erfreut, ist zu jeder Zeit erkenn- und hörbar. „Ich bin 1988 geboren und habe dieses Jahrzehnt leider nicht aktiv erlebt, aber für mich ist das Album eine Zeitreise in eine Ära, deren Musik ich immer liebte. Die 80er waren so innovativ und überraschend. Ich bringe den Schlager bewusst dorthin zurück, aber durch die moderne Produktion klingt das Album genauso nach 2020. Für jene, die dieses Jahrzehnt erlebt haben gibt es nostalgische Gefühle, andere können dabei Neues entdecken.“ Die 80er als großer Sehnsuchtsort der Künstlerin. „Wie die Frauen damals aussahen und sich inszeniert haben, oder auch Falco - das war grandios. Ich wäre wirklich gerne bei dieser musikalischen Revolution dabei gewesen.“ „Bunt“ spiegelt laut der Künstlerin aber nicht nur ihre bunte Karriere wider, sondern soll auch ein gesellschaftliches Statement sein.

Leben, lieben, lachen
„Für mich ist er einer der lautesten Songs auf dem Album. Ich fand die letzte Zeit sehr grau und düster und habe einfach eine bunte Welt für mich daraus gemacht.“ Prägnant für Album und Karriere ist auch die Single „Alles kann, gar nichts muss“. „Oft merkt man, dass man im Leben für alles bereit ist, sich aber zu viel offenlässt, bis man dorthin gelangt. Auch wenn die Liebe oft wehtut und prägt, man muss das Leben immer als etwas Gutes sehen.“ „Le Li La“ aka „Leben Lieben Lachen“ hat Egli auch auf Italienisch eingesungen, weil es eine Hymne auf das Leben ist und gerade in dieser Sprache seine volle Wirksamkeit erzielt. Den Zeitgeist trifft die bekennende Social-Media-Nutzern mit „I.N.S.T.A.“, wo sie auch zahlreiche Branchenkollegen aufzählt und sich einen Seitenhieb auf Schlager-Queen Helene Fischer nicht verkneift. Anflüge von Kritik darauf lächelt Egli ohnedies wieder weg - und feiert mit „Bunt“ das erste Kapitel eines neuen Karriereabschnitts.

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