„Wir bleiben hier!“

Corona-Leugner-Demo von Polizei aufgelöst

Ausland
01.08.2020 22:54

Zehntausende Menschen aus ganz Deutschland haben am Samstag in Berlin an einer Kundgebung gegen die staatlichen Corona-Auflagen demonstriert. Da die Protestierenden keinen Sicherheitsabstand eingehalten und auch zumeist keinen Mund-Nasen-Schutz getragen hatten, erstattete die Polizei Strafanzeige gegen die Veranstalter. Diese zogen daraufhin die Notbremse und beendeten den Demonstrationszug Richtung Brandenburger Tor. Dies wurde aber von Tausenden Demonstranten ignoriert, sie bildeten eine Menschenkette beim Kanzleramt und stürmten auch auf den Reichstag zu. Die Polizei sah sich gezwungen, die Demonstration zum Teil mit Gewalt aufzulösen.

Bei der Auflösung der Kundgebung besetzten Polizeibeamte die Veranstaltungsbühne. Mehrere Vertreter der Veranstalter wurden unter Protestrufen von Kundgebungsteilnehmern von der Bühne geholt. Als sich eine Person dagegen wehrte, gingen die Beamten mit Gewalt vor. Es kam zu mehreren Festnahmen Die Polizei hatte die Kundgebung mit der Begründung beendet, die Veranstalter seien nicht in der Lage gewesen, die Hygienemaßnahmen einzuhalten.

Auch Neonazis marschierten mit
Während die Polizisten anrückten und die Menschenmassen aufforderten, nach Hause zu gehen, brüllten zahlreiche Teilnehmer: „Wir bleiben hier!“ Auch die Warnung, sie würden eine Ordnungswidrigkeit begehen, störte die Demonstranten wenig. Diese setzten sich übrigens aus einer Vielzahl von Gruppierungen zusammen. Neben Corona-Leugnern und Impfgegnern marschierten auch Neonazis und Pegida-Anhänger auf. Von den insgesamt mehr als 20.000 Demonstranten, die am Nachmittag von der Polizei gezählt worden waren, verblieb zwar nur mehr ein harter Kern an Widerspenstigen in der Nähe des Brandenburger Tors, wo die Abschlusskundgebung hätte stattfinden sollen, und auf dem Rasen des Reichstags. Doch auch dieser Teil der Kundgebungsteilnehmer machte der Polizei das Leben schwer. Am späten Samstagabend lief der Einsatz noch. Auf Twitter teilte die Polizei mit, es würden Anzeigen erstellt und teilweise Menschen weggetragen, die sich weigerten, den Ort zu verlassen.

Organisiert wurde die Demonstration von der Stuttgarter Initiative „Querdenken 711“. Auf ihrer Website verbreitet die Gruppierung sogenannte „Corona Fakten“, in denen es unter anderem heißt, dass es „real keine Infizierten und schon gar keine Kranken“ gebe. In Deutschland sind laut offiziellen Zahlen des Robert-Koch-Instituts bisher 9224 Menschen an den Folgen einer SARS-CoV-2-Infektion verstorben. Die Nasen-Mund-Maske hält „Querdenken 711“ für ein „Instrument zur Gedankenkontrolle“, das über Jahrhunderte ein Symbol für Sklaven gewesen sei. Unter den Demonstranten waren deshalb neben Neonazis, Impfgegnern und Corona-Leugnern auch zahlreiche Verschwörungstheoretiker, die etwa dem Milliardär und Philanthropen Bill Gates die Schuld für die Coronavirus-Pandemie geben.

Am Rande des Protests fanden auch mehrere Gegenveranstaltungen statt, unter anderem wurde eine Demonstration „Kein Fußbreit den Verschwörungstheoretikern“ mit 500 Teilnehmern angemeldet. Die Polizei stand mit mehr als tausend Beamten im Einsatz.

Scharfe Kritik an „Covidioten“ aus der Politik
Aus der Politik kam teils scharfe Kritik an dem Verhalten der Demonstranten in einer Zeit, in der die Corona-Neuinfektionen wieder steigen. Demonstrationen müssten zwar auch in Corona-Zeiten möglich sein, schrieb Deutschlands Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) auf Twitter. „Aber nicht so. Abstand, Hygieneregeln und Alltagsmasken dienen unser aller Schutz.“ SPD-Chefin Saskia Esken twitterte: „Tausende ,Covidioten‘ feiern sich in Berlin als ,die zweite Welle‘, ohne Abstand, ohne Maske.“ Auch Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) ärgerte sich darüber, dass Menschen aus anderen Teilen Deutschlands nach Berlin kämen, um hier ein Demonstrationsrecht auf Grundlage von Hygieneregeln wahrzunehmen, dass sie dann missachteten, sagte Müller in einer TV-Sendung. Die Demonstranten würden die Fakten nicht zur Kenntnis nehmen und riskierten damit die Gesundheit anderer Menschen. Er habe dafür kein Verständnis.

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