„Suicide by Cops“

Betroffene wollen als „Held“ erschossen werden

Oberösterreich
17.06.2020 12:00

Nach den tödlichen Treffern aus einer Polizei-Pistole bei einer Schießerei mit einem lebensmüden 50-Jährigen in Altmünster erklärt Landespolizeipsychologe Barnabas Strutz (50) das Phänomen des provozierten Suizids (Suicide by Cops). Für betroffene Beamte ist ein solcher Einsatz eine enorme psychische Belastung, die unbehandelt zu Depressionen und sogar zu Selbstmordgedanken führt.

„OÖ Krone“:Warum legen es Menschen darauf an, sich von Polizisten erschießen zu lassen?

Barnabas Strutz: Es gibt unterschiedliche Formen des Suizids. Im erwähnten Fall spricht man von provoziertem Suizid, der auch ein typisch männliches Phänomen ist. Der Betroffene will sterben – doch anstatt selbst Hand an sich zu legen, schaut er, dass das ein Anderer für ihn macht. Sich eigenhändig zu töten, empfindet er als schwach und versucht stattdessen, als Held oder Märtyrer im Kugelhagel sterben.

Wie müssen solche Charaktere gestrickt sein?

In zwei Drittel der Fälle handelt es sich um Männer, mit häufig auch ernsthaften psychologischen Diagnosen. Fast immer sind das empathielose Narzissten, die starke Kränkungen erlitten haben und die ihre Wut auf Andere so zum Ausdruck bringen möchten – es damit Allen zeigen wollen. Dabei nehmen sie meist ganz bewusst in Kauf, dass Polizisten sterben könnten.

Kommt das häufiger vor?

Bei uns ist so etwas selten, in Amerika gibt es das öfter.

Können Selbstmorde eigentlich verhindert werden?

Im Grund könnte man das, jeder Suizid ist ein nicht stattgefundenes Gespräch.

Was bedeuten solch provozierte Suizide für Polizisten?

Diese kommen mit dem Ziel, ein Leben zu retten, müssen dann aber blitzartig umschalten und sich verteidigen. Das ist nicht einfach. Wenn dann noch jemand zu Tode kommt, bedeutet das für den Polizisten eine enorme psychische Belastung. Das gehört therapiert – unbehandelt entstehen Depressionen und Suizidgedanken.

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