„Krone“-Interview

Dua Lipa: Feminismus in Pop-Melodien gepackt

Musik
24.04.2020 06:00

Mit ihrem zweiten Album „Future Nostalgia“ setzte sich Superstar Dua Lipa erstmals an die Spitze der britischen Charts und begeistert die Welt mit ungezwungenem Pop im 80er-Stil. Dabei steckt viel mehr hinter der 24-jährigen Senkrechtstarterin, wie sie auch der „Krone“ im Interview erzählte.

(Bild: kmm)

Lady Gaga, Sam Smith, Liam Gallagher, Alanis Morissette, The 1975 - die Liste der Künstler, die in Zeiten des Coronavirus ihre neuen Studioalben auf unbestimmt verschieben, ist fast unendlich. Die britisch-kosovarische Chartstürmerin Dua Lipa hatte darauf keine Lust. Ihr heiß ersehntes, zweites Album „Future Nostalgia“ hat sie kurzfristig sogar noch um eine Woche vorgelegt und damit quasi den Virus ausgegrätscht. Leichtfüßiger, tanzbarer und durch und durch hittauglicher Pop, gepaart mit einer kräftigen Dosis Lebensfreude. Die wohl ideale Gute-Laune-Impfung, bevor eine hoffentlich wirklich wirksame dem COVID-19 früher oder später den Gar aus macht. „Die Krise ist für uns alle schwierig“, diktiert sie der „Krone“ im Interview, „aber wir müssen jetzt alle mehr denn je zusammenstehen, um dieses Problem mit möglichst wenig Schäden überstehen zu können. Man kann nicht oft genug betonen, dass man Zuhause bleiben und den Regeln folgen soll. Im Endeffekt hoffen wir doch alle darauf, dass die Pandemie endet und wir wieder zu Konzerten können.“

Frisch und kurzweilig
Natürlich tut sich ein millionenschwerer Superstar wie Dua Lipa etwas leichter als ein Nachwuchsmusiker im unteren Popularitätssegment, aber die Absage für die diesen Mai geplante Europatour schneidet auch der 24-Jährigen kräftig ins Fleisch. Darunter wäre auch ein Stadthallen-Wien-Termin gewesen, für den es - im Gegensatz zu anderen Gigs - leider noch keinen 2021-Nachholtermin gibt. Das ist in doppeltem Sinne schade, denn einerseits wäre es hierzulande Dua Lipas großes Headlinerdebüt gewesen, andererseits gelang ihr mit „Future Nostalgia“ das wohl frischeste und kurzweiligste Popalbum im ersten Jahresquartal. Wie schon der Titel andeutet, vermischen sich darauf Erinnerungen an die ungezwungene Jugend mit Erfolgen der Gegenwart und Träumen als auch Sorgen der Zukunft. Verpackt ist das Ganze vorwiegend in einem herrlich retrograden 80s-Disco-Sound, der immer wieder die Liebe zu Prince, Michael Jackson oder auch Duran Duran aufblitzen lässt.

„Nostalgie ist für mich sehr wichtig, denn wir alle sind von Dingen geprägt, die wir erlebt haben oder die uns über die Jahre so widerfahren sind“, rekapituliert Lipa die Herangehensweise an das Zweitwerk, „in der Musik steckt sehr viel Schönheit und diese Schönheit wollte ich mit der Nostalgie, meinen Erinnerungen, aber auch mit der richtigen Mode und ungezwungenem Spaß verbinden. Trends in der Mode als auch in der Musik tauchen immer wieder neu auf und wiederholen sich. Im Endeffekt führt Nostalgie die Menschen zusammen.“ Dua Lipa ist längst nicht nur ein musikalisches Vorbild für ihre ständig steigende Fanschar. Sie ist ein Vorbild in Mode, Selbstbewusstsein, Selbstbestimmung und nicht zuletzt im Feminismus. Der Erfolg wurde ihr nicht in die Wiege gelegt, sondern ist hart erarbeitet. Erst mit 15 kam Dua Lipa nach langem hin und her fix vom Kosovo nach London zurück - alleine und ohne Welpenschutz. Sie arbeitete als Model, wurde von Marlon Roudette zum Songschreiben animiert und schlussendlich vom Management Lana Del Reys entdeckt und mit einem Plattenvertrag bedacht.

Wichtige Themen offenlegen
Ihr vor ziemlich genau drei Jahren erschienenes Debüt „Dua Lipa“ hatte mit „Hotter Than Hell“ oder „Blow Your Mind (Mwah)“ veritable Hits, die sie breitflächig bekannt machten, immer wieder erhob sie ihre Stimme aber auch, um sich für Gleichberechtigung einzusetzen und politische Statements zu platzieren. Dua Lipa war niemals nur das schöne, stimmstarke Marketingpüppchen, sondern eine Vollblutkünstlern mit Ecken und Kanten. „Ich bin sicher niemand, der jemanden etwas vorpredigen will, aber das Leben besteht nun einmal aus wichtigen Themen und die sind oft mit Politik konnotiert. Gerade in Zeiten wie diesen sehe ich meine Position mehr denn je als Plattform, wichtige Themen in die Welt zu tragen. Ich bin eine sehr liberale Person und will Menschen einfach auf gewisse Strömungen aufmerksam machen. Wenn aus gewissen Dingen ein Diskurs entsteht, können alle davon profitieren.“

Dass sich gerade im Pop Frauen immer stärker als das starke Geschlecht entpuppen, gefällt Lipa natürlich. Der - zugegeben subjektive - Vergleich der wichtigsten Pop-Alben der letzten zwei, drei Jahre macht sicher: Women rule the world. „Natürlich gefällt mir das“, kommt sie ins Lachen, „es ist grandios und zeigt, wie viel Talent und Können Frauen in diesem Business haben. Ich hoffe inständig, dass ich anderen Künstlerinnen auch als Inspiration dienen kann, so wie viele mich inspiriert haben. Wir müssen einfach noch viel vorwärtsbringen, egal in welchen Bereichen.“ Dass sie die Musik stark von ihrer persönlichen Meinung trennt, ist nur konsequent. Dua Lipa bietet ihren Hörern in der Musik lieber Eskapismus als den Diskurs an. „Wir alle machen derzeit viel durch und jeder braucht Raum, um einmal entschwinden zu können. Wenn es mir möglich sein sollte, den Leuten mit dieser Platte das Leben leichter zu machen, dann bin ich unheimlich glücklich.“

Gefühl der Freiheit
Die Leichtigkeit auf „Future Nostalgia“ geht Hand in Hand mit dem gestiegenen Selbstvertrauen der Künstlerin. Immerhin wurde sie vor gut drei Jahren katapultartig in den Orbit des Berühmtseins befördert und war zeitweise die meistgestreamte Künstlerin der Welt. „Ich habe immer versucht, mir über solche Dinge nicht den Kopf zu zerbrechen“, reflektiert sie den Beginn der großen Erfolgszeit, „ich zerbreche mir lieber den Kopf darüber, wie und in welcher Art und Weise ich am besten die Musik mit meinen Fans teilen kann. Ich bin durchaus bemüht, dahingehend neue Wege zu finden.“ Dass sie sich auf „Future Nostalgia“, dieser wilden Pop-Achterbahnfahrt ohne Filler, aber mehr zugetraut hat, liegt schon auch am gestärkten Selbstvertrauen. „Ich fühle mich heute definitiv freier. Ich sehe einfach mehr Möglichkeiten, als Künstlerin zu wachsen und mich weiterzuentwickeln. Die Songs kommen direkt aus meinem Herzen. Ich habe eine klare Vorstellung davon, was ich mit meiner Musik ausdrücken möchte und da lasse ich mir bestimmt nicht dreinreden.“ Hoffen wir also weiter auf einen Österreich-Ersatzlivetermin…

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