Katastrophe droht

20.000 Menschen auf Lesbos zusammengepfercht

Ausland
21.03.2020 13:30

Angesichts der Coronavirus-Pandemie warnt aktuell der grüne EU-Parlamentarier Erik Marquardt vor einer Katastrophe in den griechischen Flüchtlingslagern: Mit Blick auf das überfüllte Flüchtlingscamp Moria auf der Insel Lesbos nannte Marquardt es „absurd, dass es auf der einen Seite in Griechenland eine Straftat ist, sich mit mehr als zehn Leuten auf der Straße zu treffen, wenn wir andererseits Orte in Europa haben, an denen 20.000 Menschen eng zusammengepfercht“ leben müssten.

„Wenn die Menschen nicht von der Insel evakuiert werden, wird es in absehbarer Zeit zu einer Katastrophe kommen“, warnte Marquardt. Die hygienische Situation in Moria nannte Marquardt, der sich seit rund drei Wochen auf Lesbos aufhält, „grausam“. In „weiten Teilen des Lagers“ gebe es keine Toiletten, die Bewohner seien teilweise gezwungen, Windeln zu tragen.

Viele Menschen geschwächt
Allein deshalb seien viele Bewohner von Moria gesundheitlich geschwächt. „Unabhängig von der Altersstruktur gehören viele Menschen zur Risikogruppe, weil man sie in einer humanitären Notlage jahrelang zurückgelassen hat“, kritisierte Marquardt im Interview mit der Nachrichtenagentur AFP.

„Menschheitskrise“ bahnt sich an
Um auf die Probleme aufmerksam zu machen, habe er eine Kampagne unter dem Hashtag „leavenoonebehind“ mit initiiert. Lösungen für die sich anbahnende „Menschheitskrise“ müssten „vom Staat getroffen werden, mit einer europäischen Kraftanstrengung“, forderte der Grünen-Politiker weiter. Hilfsorganisationen hätten derzeit noch Zugang zu dem für weniger als 3000 Menschen ausgelegten Flüchtlingslager.

Virus könnte eingeschleppt werden
Marquardt sprach von einer „schwierigen Lage“. Einerseits gebe es einen Mangel an humanitärer Hilfe, andererseits drohe die Gefahr, dass ehrenamtliche Helfer aus dem Ausland das Coronavirus in das Flüchtlingslager einschleppen könnten. „Das muss man vermeiden“, betonte Marquardt.

Marquardt prangerte auch massive Versäumnisse bei der Rechtsstaatlichkeit in Griechenland an. Er sei „als EU-Parlamentarier, aber auch als Europäer beschämt“ angesichts des Umgangs der griechischen Sicherheitsbehörden mit den Geflüchteten. Griechenland habe ohne Not das Asylrecht außer Kraft gesetzt, zudem gebe es in dem Land „teilweise versteckte Einrichtungen, in denen illegale Abschiebungen und Folter“ stattfänden.

Mutmaßliche Brandstifter festgenommen
Nach einem Brand in einem Gemeinschaftszentrum hat die Polizei indessen drei Männer festgenommen. Die mutmaßlichen Brandstifter seien infolge ausgewerteten Materials von Überwachungskameras benachbarter Unternehmen ausgeforscht worden.

Video: Feuer in Flüchtlingslager auf Lesbos

Das Gemeinschaftszentrum „One Happy Family“ war durch das Feuer am 7. März zerstört worden. In den vergangenen Wochen kam es auf Lesbos immer wieder zu Gewalttaten Rechtsextremer.

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