In Zelle gesperrt

Schlaganfall ignoriert: Kanadier verklagt Polizei

Ausland
18.02.2020 16:38

Ein Mann aus der kanadischen Provinz Alberta, der nach einem Schlaganfall einfach in eine Ausnüchterungszelle gesperrt wurde, hat nun die Polizei verklagt. Beamte, die zu einer Bar gerufen worden waren, dachten an eine schwere Alkoholisierung beim Schlaganfallpatienten und brachten ihn aufs Revier. Aufnahmen aus einer Überwachungskamera zeigen die qualvollen Stunden, die der heute 73-Jährige im Jahr 2015 in der Zelle verbringen musste, bevor endlich medizinisches Personal nach ihm sah.

Alan Ruel dachte während seines über 18-stündigen Aufenthalts in der Haftzelle mehrmals, er müsste sterben. Dabei wollte der damals 69-Jährige bloß mit einem Freund etwas trinken gehen, Aber kurz nach seiner Ankunft hatte er bereits die Orientierung verloren und lallte. Laut einem Bericht des kanadischen Fernsehsenders CBC geleiteten mehrere Angestellte der Bar den vermeintlich Betrunkenen hinaus und riefen die Polizei.

Mann wurde Alkotest verwehrt
Diese habe Ruel dann zur nächsten Polizeistation gebracht und dort in eine Ausnüchterungszelle gesteckt, obwohl der Mann nach einem Alkotest verlangt und betont habe, keinen Schluck Alkohol getrunken zu haben. Aufnahmen aus einer Überwachungskamera zeigen anschließend Ruels dramatisch schlechter werdenden Gesundheitszustand. Zunächst steht er noch. Danach fällt er immer wieder zu Boden.

Stunden später liegt der Mann regungslos und halbnackt auf dem Boden und und noch immer macht sich kein anwesender Polizeibeamter Sorgen um die Gesundheit des Schlaganfallpatienten. Erst nach 18 Stunden und 18 Minuten gibt es laut der Gerichtsdokumente erste Versuche, den Mann anzusprechen und ihn zum Bewegen zu bringen. Als die Versuche fehlschlagen, werden Sanitäter hinzugezogen und Ruel ins Spital gebracht.

Schlaganfallpatient verlangt nun vier Millionen Euro
Laut einem neurologischem Gutachten erlitt der 73-Jährige zunächst einen kleinen Schlaganfall. Doch in der Ausnüchterungszelle sei ein viel stärkerer gefolgt, der das Gehirn des Mannes geschädigt habe. Eine frühere Behandlung hätte das Ausmaß allerdings wesentlich reduziert, heißt es in dem Bericht, aus dem die „Daily Mail“ zitiert. Ruel hat die Polizei nun auf sechs Millionen Kanadische Dollar (rund 4 Millionen Euro) verklagt.

Polizei: Keine Anzeichen für medizinischen Notfall
Die beklagte Partei verteidigt sich damit, dass keine erkennbaren Zeichen für einen medizinischen Notfall vorgelegen seien. Auch die Vorwürfe, nicht einmal ein Glas Wasser sei dem Mann gereicht worden, werden zurückgewiesen.

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