Strategie vorgestellt

Tirol soll Vorreiter beim Wasserstoff werden

Tirol
29.01.2020 11:30

Mit Tankstellen, Erzeugungs- und Speicheranlagen soll die Infrastruktur für einen wasserstoffbetriebenen Schwerverkehr geschaffen werden. Vorher muss aber noch analysiert und um Gelder angesucht werden.

Die Tiroler Landesregierung präsentierte gestern ihre frisch beschlossene Wasserstoffstrategie für Tirol. Die Ziele: Nichts geringeres als zur Leuchtturmregion der Brennstoffzelltechnologie zu werden – mit Wasserstofferzeugungsanlagen und Infrastrukturen entlang der Transitrouten. Dafür soll unter der Trägerschaft der Lebensraum Tirol Holding aber erst die Ist-Situation in Tirol, Südtirol und Trentino erhoben werden. Bis Mitte des Jahres sollen die Gesamtkosten klar sein, sodass man bei der EU um Fördergelder ansuchen kann.

„Umweltschonender Treibstoff der Zukunft“
Entstehen soll dann unter anderem ein „Wasserstoff-Korridor-Brenner“. Denn „mit Blick auf den Straßenverkehr stellt Wasserstoff einen umweltschonenden Treibstoff dar, um den Verkehr zur karbonisieren, das Klima zu schützen und die Luft zu verbessern“, wie LHStv. Ingrid Felipe erklärt. Die Bemühungen zur Verlagerung des Verkehrs auf Schienen stoppe dies aber nicht. Doch gerade „in der letzten Meile gilt es fossilfreie Möglichkeiten für den Gütertransport zu finden“, so Felipe. Auch was Busse betrifft, sei Dekarbonisierung zukünftig eines der wichtigen Schlagwörter.

Eine Stärke in diesem Segment sieht LHStv. Josef Geisler auch in der Erzeugung, Speicherung und Anwendung von Wasserstoff: „Wir haben die Möglichkeit, Wasserstoff aus Überschussstrom unserer Wasserkraftwerke zu erzeugen und im Nahbereich über das Erdgasnetz zur Wärmebedarfsdeckung und als Treibstoff einzusetzen.“ Die Kombination aus Erzeugungs- und Verwertungsmöglichkeiten mache Tirol in Europa einzigartig.

Das Potenzial sei also da, Zeitdruck im Hinblick der EU–Förderansuchen aber auch, wie Landeshauptmann Günther Platter sagte. Die Lebensraum Tirol Holding unter der Leitung von Josef Margreiter wird deshalb von Konrad Bergmeister in der Koordination der EU–Förderansuchen unterstützt. Der Ex-Brennerbasistunnel-Vorstand bringe viel „Know-how in den Bereichen Wasserstoff und EU–Förderungen “ mit.

Angst, mit dem Wasserstoff auf das falsche Pferd zu setzen, habe man nicht: „Ganz ohne Risiko geht es bei Zukunftsprojekten nie, aber man sieht in Europa ja schon wohin die Reise geht“, sagte Günther Platter. Ebenfalls selbstbewusst zeigte man sich in Hinblick auf die Vergabe der EU–Fördergelder, auch wenn das Wasserstoffzentrum in Kufstein kürzlich eine Absage aus Brüssel erhielt – das Projekt sei deshalb ja nicht gestorben. Neben der EU hofft man auch auf Hilfe vom Bund.

Strom speichern in großen Mengen
Wasserstoff ist der Treibstoff der Zukunft für schwere Lasten, weite Strecken und wenn eine schnelle Betankung erforderlich ist, sagt Nikolaus Fleischhacker, technischer Leiter der Firma FEN-Systems (Green Energy Center) in Innsbruck.

Herr Fleischhacker, wie weit kommt man als Autofahrer mit einem Kilo Wasserstoff und was kostet der?
Mit einem Kilo kommt man rund 100 Kilometer weit. Die Kosten dafür betragen rund 30 Euro, sind aber durch EU-Förderung auf etwa 9 Euro gedeckelt.

Wie viel Strom wird für die Herstellung von Wasserstoff verbraucht?
9 Liter Wasser plus 50 Kilowattstunden (kWh) Ökostrom ergeben beim chemischen Verfahren der Elektrolyse einen Kilogramm Grünen Wasserstoff und rund 10 bis 20 kWh Wärme.

Wird dafür Tiroler Trinkwasser verwendet?
Nein, man ist übereingekommen, nur Grundwasser dafür zu verwenden.

Die Herstellung ist sehr energieintensiv, der Wirkungsgrad scheint gering im Vergleich zu einem Elektroauto, das mit 50 kWh rund 250 Kilometer weit fährt.
Größere Mengen Strom, wie er in Kraftwerken und größeren Photovoltaik-Anlagen anfällt, kann man nur sehr schwer speichern. Der Akku müsste riesig sein und wäre sehr teuer. Hier kommt die Elektrolyse ins Spiel. Mit ihr ist es möglich, große Strommengen in Form von Wasserstoff zu speichern. Es ist die einfachste Möglichkeit, chemisch zu speichern. Nur mit Strom kann man den Umbau des Energiesystems weg von fossilen Energieträgern bewerkstelligen.

Wo konkret kann die Wasserstoff-Technik ihre Vorteile ausspielen?
Wo schwere Lasten über weite Strecken transportiert werden müssen und eine schnelle Betankung nötig ist, also bei Lkw und Bussen. Der regionale Charakter ist bedeutsam: Eine Pistenraupe beispielsweise verbraucht 300 Liter Diesel in 8 Stunden. Sie könnte in Zukunft mit 100% in Tirol produzierten Wasserstoff fahren!

Anna Haselwanter
Anna Haselwanter
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