Aufruhr in Paraguay

76 „hochgefährliche“ Häftlinge via Tunnel geflohen

Ausland
20.01.2020 08:07

Aus einem Gefängnis in Paraguay sind nicht weniger als 76 Insassen ausgebrochen, die von den Behörden als „hochgefährlich“ beschrieben werden. Die Häftlinge entkamen am Sonntag durch einen Tunnel aus der nahe der Grenze zu Brasilien gelegenen Strafvollzugsanstalt. Die meisten der entkommenen Straftäter gehören nach Angaben der paraguayischen Behörden der brasilianischen Bande Primeiro Comando da Capital an, die als größte Drogen- und Waffenbande Brasiliens gilt.

40 der geflüchteten Insassen sind Brasilianer, die übrigen 36 Paraguayer. Viele brasilianische Gangs sind in Paraguay aktiv. Das Land gilt als einer der größten Marihuana-Produzenten Lateinamerikas. Die Droge wird größtenteils in die Nachbarländer Brasilien, Uruguay und Argentinien geschmuggelt.

Gefängnischef entlassen, Wärter festgenommen
Nach der Fluchtaktion wurde der Leiter der Haftanstalt in der Stadt Pedro Juan Caballero entlassen. Dutzende Gefängniswärter wurden festgenommen. Die paraguayische Justizministerin Cecilia Perez sagte, die Häftlinge hätten „mehrere Wochen“ für den Bau des Tunnels gebraucht. Dieser sehe aus „wie in Filmen“ und sei mit Beleuchtung ausgestattet. Die Ministerin äußerte den „starken Verdacht“, dass Mitarbeiter des Strafvollzugs von dem Tunnelbau gewusst hätten.

„Korruptes Netzwerk hat Flucht ermöglicht“
Die Staatsanwaltschaft leitete eine Untersuchung ein, um zu klären, wie es zu der spektakulären Massenflucht kommen konnte. „Zuerst kümmern wir uns darum, die Geflohenen wieder festzunehmen, und dann kümmern wir uns um die Verantwortlichen für diesen Ausbruch“, sagte Generalstaatsanwältin Sandra Quinonez. „Wir werden sofort Ermittlungen einleiten, denn es gab ein korruptes Netzwerk, das diese Flucht ermöglicht hat. Es kann nicht sein, dass jemand in deinem Haus einen Tunnel gräbt und du nichts mitbekommst.“

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