Vor laufender Kamera

„Warum?“: Sex-Sklavin trifft auf ihren IS-Peiniger

Ausland
01.12.2019 17:01

Ihre Geschichte ging um die Welt: Die junge Jesidin Ashwaq Hajji Hameed wurde im Alter von 14 Jahren von der Terrormiliz IS entführt und von einem ihrer Kämpfer vergewaltigt. Jetzt, nachdem ihr Peiniger im Irak gefangen genommen worden war, konnte sie ihn erstmals vor laufender Kamera direkt mit den Geschehnissen von damals konfrontieren. „Hast du Gefühle? Hast du eine Ehre?“, fragte sie ihn mit schluchzender Stimme und Tränen in den Augen. Die Konfrontation wurde vom irakischen Fernsehen ausgestrahlt (siehe Video oben). 

Ashwaq Hajji Hameed forderte ihren ehemaligen Peiniger Abu Humam auf, seinen Kopf zu heben und ihr in die Augen zu blicken. Doch der Blick des Dschihadisten ging nur nach unten. 

„Hast du eine Ehre?“
In dem Video, das vom irakischen Geheimdienst aufgenommen und dem TV-Sender zur Verfügung gestellt wurde, fragte ihn die heute 20-Jährige: „Warum hast du mir das angetan? Warum? Weil ich Jesidin bin? Ich war 14 Jahre alt, als du mich vergewaltigt hast.“ Und weiter: „Hast du eine Schwester? Hast du Gefühle? Hast du eine Ehre? Ich war 14. Das Alter deiner Tochter! Das Alter deines Sohnes! Das Alter deiner Schwester!“

Er habe ihr Leben zerstört und ihr alles genommen, wovon sie geträumt habe. „Wenn du irgendeinen Sinn und Gefühle hättest, hättest du mich nicht vergewaltigt, als ich 14 Jahre alt war. Aber jetzt weißt du, was Folter ist, wie es ist, gefoltert zu werden, was Einsamkeit ist“, sagte sie und brach danach vor laufender Kamera zusammen. 

Martyrium begann 2014
Es war der 3. August 2014, als der Schrecken für Hameed begann. Die Dschihadisten des Islamischen Staates fielen in ihr Dorf in der Region Sindschar im Nordirak ein. Die Männer der Jesiden, einer ethnisch-religiösen Minderheit, wurden in den Folgetagen zu Tausenden getötet. Die Extremisten nahmen Ashwaq mit, Abu Humam kaufte sie ihnen ab.

„Für ihn war ich seine Frau. Er hat mich geschlagen, jeden Tag. Ich musste putzen und aufräumen“, klagte sie im Jahr 2018 im Interview mit der „Bild“-Zeitung in einem Flüchtlingscamp im Nordirak. Monatelang habe sie der Mann, der sie als sein Eigentum betrachtet habe, missbraucht.

Ashwaq gelang 2015 die Flucht nach Deutschland. Drei Jahre später gab sie den deutschen Behörden an, ihren Peiniger in Deutschland wiedererkannt zu haben. Aus Angst floh sie schließlich zurück ins irakische Flüchtlingslager. Nun sagte Ashwaq im irakischen TV, es habe sich herausgestellt, dass der Mann, den sie gesehen habe, ein anderer gewesen sei. Dieser habe ihrem Peiniger geähnelt. „Es war jemand anders, der ihm sehr ähnlich sah“, sagte Ashwaq. Es komme ihr vor, als hätten sich in ihren Augen im Zuge ihrer Angst „alle“ Menschen in den Täter verwandelt.

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