Kommen nicht aus China

Der geheime Ursprung der Amazon-Billigbatterien

Digital
05.11.2019 11:34

Batterien, Laptop-Taschen, Haushaltsbedarf: Amazon hat mit seiner Handelsmarke AmazonBasics in vielen Produktkategorien Preisschlager im Angebot. Aber woher kommen die Schnäppchen mit Amazon-Logo und wer fertigt sie? Amazon äußert sich normalerweise nicht zu solchen Fragen. Aber eine Batteriekäuferin aus den USA hat nicht lockergelassen und den geheimen Weg der AmazonBasics-Batterien zurückverfolgt.

Stein des Anstoßes für ihre Recherche war laut „One Zero“-Redakteurin Sarah Emerson, dass eine ihrer billigen AmazonBasics-Batterien mit einem lauten Knall explodiert sei. Auch andere Käufer berichten trotz grundsätzlich positiver Bewertungen von auslaufenden Elektrolyten und anderen Qualitätsproblemen mit den AA-Batterien, die zu den mit Abstand populärsten AmazonBasics-Produkten gehören und etwa vier Prozent aller Verkäufe der Amazon-Handelsmarke ausmachen sollen. Manch einer äußerte den Verdacht, bei den Batterien handle es sich - bei Speicherkarten beispielsweise ein echtes Problem - um Billigware aus China.

„Mit japanischer Technologie in Indonesien“ gefertigt
Emerson ging dem Ursprung der Batterien nach - und fand online den vagen Hinweis, die Batterien würden „mit japanischer Technologie in Indonesien“ hergestellt. Mehr verrät der Online-Händler nicht, seine Bezugsquellen sind durch ein dichtes Netz externer Partner schwer nachvollziehbar. Allgemein hüllt sich Amazon in Schweigen, was die Quellen seiner zugekauften und mit dem Logo der Handelsmarke versehenen Ware angeht. Kein Wunder: AmazonBasics-Ware ist oft konkurrenzlos günstig, da will man Rivalen die Bezugsquellen nicht verraten. Man macht es allerdings auch den Kunden schwer, nachzuvollziehen, wo und wie die Ware produziert wird.

Nach hartnäckiger mehrwöchiger Recherche und dem Hinweis eines Batteriekäufers fand Emerson trotzdem die Fabrik, in der die AmazonBasics-Batterien hergestellt werden. Mittlerweile hat auch Amazon selbst bestätigt, dass die AA-Batterien seiner Handelsmarke aus einer Fujitsu-Fabrik in Bekasi auf der Insel Java kommen.

Dort betreibt die Fujitsu-Tochter FDK eine Batteriefabrik, die auch Amazon zu ihren Kunden zählt. Der Online-Händler habe einen Vertrag mit der Firma, der eine Mindestabnahme von Batterien im Wert von 100.000 US-Dollar pro Jahr vorsieht. Tatsächlich dürfte Amazon noch deutlich mehr AA-Batterien einkaufen, sie machen immerhin fast die Hälfte der verkauften AmazonBasics-Batterien und laut dem Bericht vier Prozent der gesamten AmazonBasics-Verkäufe aus.

Herkunft der Rohstoffe bleibt unklar
Über die Arbeitsbedingungen in der FDK-Fabrik und die Herkunft der genutzten Rohstoffe schweigen sich sowohl FDK als auch Amazon aus. Es ist aber durchaus möglich, dass Indonesiens Reichtum an für die Batterieproduktion benötigten Bodenschätzen und die nicht sonderlich strengen Umweltauflagen in dem Land ausschlaggebend für die Standortwahl waren. Umstände, die auch andere Akku-Großverbraucher wie den Elektroautobauer Tesla, der eine Fabrik auf der Insel Sulawesi bauen will, nach Indonesien statt etwa nach China oder Japan locken.

Batterien reisen um die halbe Welt
Auf welchen Wegen die Amazon-Batterien aus der Fujitsu-Fabrik nach der Produktion weiter zur Kundschaft reisen, lässt sich schwer nachvollziehen. Das Ladungs-Logbuch eines Frachters, der 2015 mehrere Container voll AmazonBasics-Batterien von Indonesien aus in die USA transportierte, lässt es aber erahnen: Das griechische Containerschiff lud die Ware in der indonesischen Hauptstadt Jakarta ein und fuhr nach Zwischenstopps in Malaysia und Singapur über den Pazifik nach Long Beach, Kalifornien.

Der Weg führte das Schiff weiter nach Seattle, dem Sitz der Amazon-Zentrale. Dort wurden die Batterien ausgeladen - und vermutlich an Amazons eigene, durch die harten Arbeitsbedingungen in Verruf geratene, Logistikmaschinerie übergeben. Amazon selbst dürfte die Batterien dann an die 175 globalen Logistikzentren des Konzerns verteilen, von wo sie an die Kunden weiterverschifft werden - in fast 50 Prozent der Fälle von Amazons hauseigenem Logistikdienst, der mittlerweile auch in Österreich aktiv ist.

Batterien sind aus Umweltsicht problematisch
Die lange Reise sehen die Kunden den Batterien nicht an, wenn sie diese in Empfang nehmen. Spanisch- oder deutschsprachige Aufkleber auf in den USA verkauften Batterien lassen aber erahnen, wie sich die Ware von Logistikzentrum zu Logistikzentrum bewegt.

Und auch um die generelle Umweltbilanz - 99 Prozent der für eine Batterie benötigten Energie fließen in die Herstellung, nur eines in Form von Strom in die Batterie - dürften die meisten Käufer nicht wissen. Dass die Batterien nach Benutzung in vielen Ländern nicht sachgemäß entsorgt, sondern einfach in den Müll geworfen werden, kommt noch dazu.

Dieses Problem betrifft freilich nicht nur AmazonBasics-Batterien, sondern auch jene anderer Hersteller. Der Online-Händler bestätigt indes die Herkunft seiner AmazonBasics-Batterien - und erklärt in einem Statement: „Bei Amazon sind wir sehr darauf bedacht, sicherzustellen, dass unsere Produkte und Dienstleistungen auf eine Art produziert werden, die Menschenrechte und Umwelt respektiert und die fundamentale Würde der Arbeiter schützt.“

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