Neues und Altbekanntes

Malta: Kulinarische Schatzinsel im Mittelmeer

Reisen & Urlaub
13.08.2019 07:00
„Viele Köche verderben den Brei!“ – Dieses Sprichwort trifft aber nicht auf Malta zu. Verschiedene Nationen hinterließen ihr kulinarisches Erbe und beeinflussen bis heute die Speisekarten. Eine Reise durch die maltesische Küche!

Seemänner aus unzähligen Ländern kamen mit ihren Schiffen bei der Mittelmeerinsel vorbei und hinterließen ihre Spuren nicht nur in der langen Geschichte Maltas, sondern auch in der Kulinarik. Lange Zeit war das 316 Quadratkilometer große Land Teil der britischen Kolonie. Doch die minzhaltige und gewöhnungsbedürftige Küche setzte sich in Malta nicht durch - Gott sei Dank, wie viele zustimmen würden.

Lediglich beim herzhaften Frühstück schmeckt man bei Ham & Eggs (gebratener Schinken mit Spiegeleiern) und Baked Beans (gebratene Bohnen mit Tomatensoße) den britischen Einfluss, für den man nicht tief in die Tasche greifen muss. Auch Kapitäne aus dem Orient besuchten die Insel und mischten bei den Süßigkeiten mit. Die kleinen Bäckereien erinnern heute stark an türkische Baklava und enthalten mindestens so viel Zucker – perfekt für Naschkatzen.

Ein Blick auf die Speisekarten verrät außerdem Einfluss aus dem 90 Kilometer entfernten Italien. Nudelvariationen und Pizze sind auf der Insel mittlerweile Bestandteil der nationalen Küche. Perfekt für all jene, die auf Reisen nichts Neues ausprobieren wollen und auf Altbekanntes setzen. Auch der typische maltesische Kaninchen-Eintopf ist auf den Speisekarten zu finden und empfehlenswert zu kosten.

Wie es sich für eine Insel gehört, sind verschiedene Fischgerichte in den Restaurants präsent. Besonders zu empfehlen sind Lokale in Marsaxlokk. Hier liegt jeden Sonntag ein Fischduft in der Luft, denn dann ist Markttag. Am Hafen beobachten Bewohner und Touristen, wie die Schiffe mit der frischen Ware ankommen. Im Hintergrund schreien die Händler und wollen ihre Produkte an den Mann und an die Frau bringen. Typisch für die Gegend sind Luzzus. Die bunt bemalten Boote mit den charakteristischen Augen am Bug gehören quasi zum Dorfbild dazu.

Auf den Tischen der Stände landen Muscheln und Fische, aber als etwas Besonderes gilt Haifischfleisch. Touristen können auf dem Markt getrost zuschlagen, denn die meisten Restaurants in Marsaxlokk bereiten den gekauften Fisch ohne Probleme zu. Vor allem jenen, die sich beim Entgräten schwertun, sei diese Möglichkeit ans Herz gelegt.

Ein Muss für alle Malta-Besucher neben der heutigen Hauptstadt Valletta mit der St. John’s Co-Cathedral ist die frühere Hauptstadt der Insel. Mdina ist geprägt von wunderschönen Kalksteinbauten aus dem Mittelalter. Die Gassen durchziehen wie ein Labyrinth die Stadt - perfekt für die Bewohner in alten Zeiten, die vor ihren nicht-ortskundigen Gegnern flüchten mussten.

Heute werden die Touristen untertags durch die engen Wege geschoben. Seit der bekannten US-Serie „Game of Thrones“ strömen noch mehr Besucher zum Mittelalterjuwel, denn das über 4000 Jahre alte Stadttor wurde in der ersten Staffel als Drehort für die fiktive Stadt Königsmund verwendet.

Auf dem Weg dorthin sollte man unbedingt eine kleine Snack-Pause einlegen und eine Pastizzeria besuchen: Die in Fett gebackenen Teigtaschen sind gefüllt mit Erbsenpüree oder einem schmackhaften Ricotta.

Dazu empfiehlt es sich, ein Kinnie zu trinken. „Die Kräuter-Limonade mit einem leichten herben Geschmack wird in Malta als Nationalgetränk gefeiert“, weiß Touristenführerein Sabine Attard.

Ein Tagesausflug zur Nachbarinsel Gozo sollte bei einem Malta-Trip unbedingt eingeplant werden. Nicht nur die Aussicht von der Zitadelle in Victoria ist sehenswert, sondern auch die köstlichen Ravioli im Restaurant Ta’ Rikardu hinter den Mauern der Festung. Jeden Tag wird dort frischer Ricotta zubereitet.

Wer kein Käse-Freund ist, darf sich den kalten Vorspeisenteller nicht entgehen lassen: sonnengereifte Tomaten mit Kapern und eingelegten Oliven, dazu ein frisch gebackenes Brot mit Olivenöl. Eine einfache Speise, die bereits bei Kapitänen im 18. Jahrhundert beliebt war – wie die Besucher des Maritim Museums in Birgu wissen.

Beim „Taste of History“-Dinner (Geschmack der Geschichte) wird dort nach Rezepten gekocht, die Jahrhunderte alt sind. „Gefunden wurden die Schriftstücke teilweise in Schatzkisten der Schiffe und im Archiv des Museums, das früher eine Bäckerei war“, erklärt Kurator Liam Gauci. Heute gilt dort quasi das Sprichwort „Zurück zu den Wurzeln“, wenn die Öfen für das Brot wieder angeheizt werden. Als Vorspeise wird nicht nur die erwähnte Platte mit vegetarischen Köstlichkeiten serviert, sondern auch schmackhafte Salamiwürstchen und Orangenmarmelade. Dazu gibt es natürlich ein Glas Wein, den bereits die Seemänner gerne getrunken haben. Ein Gersten-Salat mit Kichererbsen, Paprika und Minze gilt heute als veganes Gericht, doch ist die Speise keine Erfindung der Moderne. Bereits die Kapitäne aus dem 18. Jahrhundert speisten auf rauer See so gesund und bewusst.

Das Dinner soll Touristen, aber auch Bewohner für die lokale Esskultur sensibilisieren. Denn fast alle Zutaten und Gerichte für das Menü stammen heute wie damals zu Zeiten der Seemänner von der Insel. Maltas Küche bietet also nicht nur einen kulinarischen Mix aus verschiedenen Ländern an, sondern schreibt seine eigene Geschichte. Besonders stolz sind die Kuratoren des Museums auf eine Nachspeise, obwohl sie zugeben müssen, dass sie diese von den Italienern abgeschaut haben. Gefrorenes Wasser importierten die Kapitäne von Sizilien und mischten darunter Obst – so löffelten sie bereits Eis.

Kathi Pirker, Kronen Zeitung

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