Maria Rauch-Kallat:

„Frauen dürfen immer erst in Krisen übernehmen“

Österreich
31.05.2019 22:39

Als erste Bundeskanzlerin der Republik hat Brigitte Bierlein bereits jetzt Geschichte geschrieben. Und obwohl die Gleichberechtigung von Mann und Frau in der österreichischen Verfassung verankert ist, so sind Frauen in (politischen) Machtpositionen nach wie vor die Ausnahme. Die langjährige ÖVP-Politikerin Maria Rauch-Kallat sieht das im Interview mit der „ZiB 2“ besonders darin begründet, dass Frauen kritischer betrachtet werden - sowohl von Männern als auch von anderen Frauen. Und: „Frauen dürfen immer erst dann übernehmen, wenn Krisenstimmung herrscht.“

Insgesamt drei Ministerien leitete Maria Rauch-Kallat (70) zwischen 1992 und 2007. Dass Österreich nun erstmals ein weibliches Regierungsoberhaupt bekommt, freut die langjährige Politikerin sehr: „Der Bundespräsident war sehr erfolgreich bei seiner Suche. Brigitte Bierlein wird von allen Parteien geschätzt.“ Im Gegensatz zu Bierlein ist Rauch-Kallat eine Verfechterin von Frauenquoten - auch in der Politik.

Rauch-Kallat einmal mehr für Frauenquoten
„Jede Partei kann ihre Spitzenkandidatin selbst wählen. Wenn es unterschiedliche Partein sind, ist das zu akzeptieren“, meinte die Ex-Ministerin im Zusammenhang mit den fast ausschließlich männlichen Spitzenkandidaten bei der EU-Wahl. Aber: „Innerhalb der Parteien halte ich es für wichtig, dass gleich viele Männer wie Frauen auf der Liste stehen.“ Die Gleichberechtigung sei so einfacher zu erreichen: „Wo Quoten sind, geht es schneller, auch wenn es nicht elegant ist. Ohne Quoten brauchen wir noch 80 Jahre, bis wir an dem Punkt sind, wo das selbstverständlich ist.“

Dass Frauen gerne als Krisenmanager eingesetzt werden, sieht Rauch-Kallat als absolut gegeben: „Angela Merkel kam damals an die Macht, als die CDU im Sinkflug war. Pamela Rendi-Wagner ist aktuell in einer fast aussichtslosen Position.“ Frauen seien immer dann ans Ruder gekommen, wenn Parteien in einer Krise steckten. Dass sie es schwerer haben, in Spitzenpositionen zu gelangen, selbst wenn sie gleich oder sogar höher qualifiziert sind, sieht Rauch-Kallat auch in sehr oberflächlichen Dingen begründet.

 „Mittlerweile müssen aber auch die Männer etwas schöner sein“
„Frauen werden kritischer beurteilt. Das Aussehen etwa hat bei einem Mann lang keine Rolle gespielt“, so die ÖVP-Politikerin, und fügt schmunzelnd hinzu: „Mittlerweile müssen aber auch die Männer etwas schöner sein.“ Frauen würden allerdings nach wie vor kritischer gesehen, sowohl von Männern als auch von anderen Frauen. Und sie stünden unter größerem Druck: „Frauen in Spitzenpositionen leben in einer dominant-männlichen Umgebung. Dort herrscht ein großer, männlicher Gruppendruck, eben auch, weil die Frauen an der Spitze sehr einsam sind.“

Brigitte Bierlein sei alleine schon aufgrund der Tatsache, dass sie die erste Bundeskanzlerin sei, „ein Rolemodel“. Allerdings habe sie es auch etwas leichter als ein gewähltes Regierungsoberhaupt: „Sie muss kein Regierungsprogramm verhandeln, noch darf sie strittige Gesetze ins Parlament bringen. Aber das hat sie auch nicht vor“, so Rauch-Kallat. Davor war übrigens bekannt geworden, dass Bierlein zwei Spitzenbeamtinnen die Ressortleitung für Bildung und Wirtschaft überträgt.

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