USA, EU "überboten"

Venezuela verspricht Haiti 2,1 Milliarden Dollar

Ausland
31.03.2010 21:15
Auf der internationalen Geberkonferenz für Haiti haben die Staaten mit Zusagen in der Höhe von 9,9 Milliarden Dollar die Erwartungen des verwüsteten Karibikstaates fast verdreifacht. Die EU und die USA sagten gemeinsam 2,75 Milliarden Dollar für den Wiederaufbau zu. Das sind bereits mehr als zwei Drittel jener 3,8 Milliarden Dollar, die sich die haitianische Regierung von der Konferenz in New York erhofft hat. Für einen Knalleffekt sorgte Venezuela, das unglaubliche 2,1 Milliarden spendet.

Damit wird das südamerikanische Land, an dessen Spitze der umstrittene Präsident Hugo Chavez (Bild) steht, mit seinen gut 27 Millionen Einwohnern fast doppelt so viel überweisen wie der bisher größte Einzel-Spender USA, der 1,15 Milliarden Dollar zugesagt hat. Allerdings will Venezuela gut die Hälfte des Geldes in den nächsten 18 Monaten überweisen, den Rest in den kommenden zehn Jahren.

Den nunmehr drittgrößten Anteil an dem Hilfspaket tragen die Europäer gemeinschaftlich. Die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton sagte für den Wiederaufbau in den kommenden zwei Jahren 1,6 Milliarden Dollar (1,235 Milliarden Euro) zu. Die USA steuern nach Worten von Außenministerin Hillary Clinton 1,15 Milliarden Dollar bei.

Venezuelas Präsident Hugo Chavez - bei der Konferenz in New York nicht persönlich anwesend - hatte sich zu Beginn der Hilfsmission in Haiti vor allem mit Kritik hervorgetan. Den USA hatte er vorgeworfen, unter dem Vorwand der Erdbebenhilfe Haiti zu besetzen. Die US-Marineinfanteristen seien bewaffnet, als würden sie in den Krieg ziehen. "Mein Gott, es gibt keinen Mangel an Waffen dort", sagte Chavez. "Insgeheim besetzen sie Haiti." Er wolle die humanitäre Hilfe der USA nicht in Abrede stellen, sagte Chavez. Er frage sich nur, wozu so viele Soldaten gebraucht würden.

9,9 Milliarden für die nächsten drei Jahre
Insgesamt wurden bei der Geberkonferenz 9,9 Milliarden Dollar (7,3 Milliarden Euro) für die nächsten drei Jahre zugesagt. UN-Generalsekretär Ban Ki-moon sagte, die Hilfszusagen enthielten 5,3 Milliarden Dollar von Regierungen und internationalen Partnern für die ersten 24 Monate des Wiederaufbaus.

Zuvor hatten die Gastgeber UN und USA 3,8 Milliarden Dollar zum Ziel erklärt, diese Summe werde für den Wiederaufbau des Landes in den nächsten 18 Monaten gebraucht. Langfristig, gerechnet wird mit etwa zehn Jahren, seien 11,5 Milliarden Dollar nötig.

Bei dem Erdbeben im Jänner kamen nach Regierungsangaben zwischen 217.000 und 300.000 Menschen ums Leben. 1,3 Millionen Haitianer verloren ihr Obdach. Schon vor dem Beben vom 12. Jänner war Haiti das ärmste Land des westlichen Hemisphäre.

Bill Clinton leitet Aufbau-Komitee
An die Spitze des offiziellen Wiederaufbau-Komitees für Haiti (Interim Haiti Recovery Commission, IHRC) wurde der frühere US-Präsident Bill Clinton berufen. An seiner Seite steht der haitianische Ministerpräsident Jean-Max Bellerive.

"Wir brauchen den Erfolg Haitis", sagte Außenministerin Clinton auf der Konferenz. "Was dort geschieht, hat Auswirkungen weit über die Grenzen hinaus." Clinton betonte, der Wiederaufbau müsse auf "transparente" Weise angepackt werden.

Vor dem UN-Gebäude versammelten sich Demonstranten zu einer Protestkundgebung. Sie schwenkten haitianische Fahnen und kritisierten, die meisten Bewohner des Staates blieben vom Wiederaufbauprozess ausgeschlossen.

Hilfsgüter in Nachbarland auf Märkten aufgetaucht
Unterdessen wurde bekannt, dass Lebensmittel für die Erdbebenopfer auf einem Markt der benachbarten Dominikanischen Republik aufgetaucht sind. Die dortigen Behörden beschlagnahmten die Nahrungsmittel. Wie Medien des Landes auf der Insel Hispaniola am Mittwoch berichteten, wurden die Hilfslieferungen in dem Grenzort Dajabon zum Kauf angeboten. Die Behörden hätten die Waren wie Brot, Milch und Trinkwasser an religiöse und andere Einrichtungen in Haiti weitergegeben.

Aus Angst vor Überfällen auf dem Weg von der Dominikanischen Republik nach Haiti transportieren viele internationale Organisationen die Lebensmittel mittlerweile selbst direkt zu den Opfern.

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