"Gesetzwidriger Akt"

ÖVP will Hitler-Aphrodite wieder aufstellen lassen

Österreich
16.03.2010 14:28
Die ÖVP will, dass die Aphrodite-Statue, die im Sommer 2008 aus einem Linzer Park entfernt worden ist, anlässlich des Frühlingsbeginns wieder aufgestellt wird. Die Liebesgöttin hatte für Wirbel gesorgt, nachdem sie sich als Geschenk Adolf Hitlers entpuppt hatte. Daraufhin wurde sie aus dem Stadtbild der Landeshauptstadt entfernt. Der Abbau der Statue sei ein "gesetzwidriger" Akt gewesen, so Franz Hofer von der ÖVP. Diese droht sogar mit Klage, sollte die Statue nicht wieder zurück an ihren Platz kommen.

Die Statue stand seit 1942 in einem Säulenpavillon im Bauernbergpark. Vor rund eineinhalb Jahren fanden Studenten der Kunstuniversität heraus, dass die Bronzefigur ein Geschenk Adolf Hitlers an seine "Patenstadt" war. Es handelt sich um einen Zweitabguss, das Original des deutschen Bildhauers und NSDAP-Mitgliedes Wilhelm Wandschneider stand in der Berliner Reichskanzlei.

Verstoß gegen Denkmalschutzgesetz?
Daraufhin ließ die Stadt die Aphrodite entfernen, sie lagert seither gut verpackt im Keller des Stadtmuseums Nordico. Die ÖVP sieht in dem Abbau der Figur jedoch einen eindeutigen Verstoß gegen das Denkmalschutzgesetz.

Gemeinderat Franz Hofer will notfalls durch eine Klage eine Entscheidung herbeiführen. Die Entfernung der Aphrodite-Statue sei ein "gesetzwidriger, populistischer, scheinheiliger Akt des Linzer SPÖ-Vorsitzenden Franz Dobusch", findet der Mandatar.

"Geschichte kann man nicht abmontieren"
"Geschichte kann man nicht abmontieren, Geschichte muss man aufarbeiten und den Menschen erklären", argumentiert Hofer. "Jeder in Linz kennt die Geschichte der heutigen VOEST. Doch wer würde diese Anlagen abreißen?", fragt er sich. Er verlangt, die Aphrodite-Figur wieder aufzustellen und das Rondell mit einer entsprechenden Erklärungs-Tafel zu versehen.

Bürgermeister Dobusch ließ mitteilen, er werde zu dem ÖVP-Vorstoß keinen Kommentar abgeben. Es sei in der Sache schon genug gesagt worden. Der Bürgermeister müsse nicht zu jeder Aussage eines Gemeinderates Stellung beziehen.

"Seltsame Begeisterung für ein Hitler-Geschenk"
Direkte Kritik kam hingegen vom Sprecher des "Oberösterreichischen Netzwerks gegen Rassismus und Rechtsextremismus" Robert Eiter. Er sprach von einer "seltsamen Begeisterung für ein Hitler-Geschenk".  Eigentlich hätte man erwartet, dass sich Vertreter einer christdemokratischen Partei bei anderen Gelegenheiten zu Wort melden: Etwa als am letzten 1. Mai Neonazis durch die Linzer Innenstadt marschieren wollten, oder als eine Linzer Ärztin afrikanischer Abstammung rassistisch angepöbelt und beschimpft wurde,  oder als eine Linzer Kirche mit Hakenkreuzen beschmiert wurde.

Leider habe es zu allen diesen Vorfällen keine Stellungnahme der ÖVP gegeben. Eiter verlangte, ÖVP-Stadtparteiobmann und Vizebürgermeister Erich Watzl sollte sich mit seinen Leuten einmal ernsthaft überlegen, ob das Engagement für eine künstlerisch belanglose, aber politisch höchst fragwürdige Statue wirklich die richtige Schwerpunktsetzung sei: "Denn auf billigen Rechtspopulismus hat schon eine andere Partei das Monopol."

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