Nutzer machten Kopien

Terrorvideo vor Löschung 4000 Mal angesehen

Digital
19.03.2019 10:05

Facebook hat nach eigenen Angaben den ersten Hinweis auf das Anschlagsvideo von Christchurch nach 29 Minuten erhalten. Der Täter hatte seinen Angriff auf zwei Moscheen bei Facebook Live im Netz übertragen. Der Nutzerhinweis kam 12 Minuten nach Ende dieses Livestreams, wie Facebook am Dienstag erklärte. Das reichte den Nutzern allerdings, um Kopien hochzuladen.

Das Video sei „binnen Minuten“ nach einer Anfrage der neuseeländischen Polizei gelöscht worden, hieß es weiter. Damit blieb zunächst unklar, wie lange genau es online war. Livestream-Videos bleiben nach Ende einer Übertragung zum Abruf verfügbar.

4000 Abrufe vor der Löschung
Das Video sei während des Livestreams weniger als 200 Mal angesehen worden und insgesamt rund 4000 Mal, bevor Facebook es entfernte. Allerdings habe ein Nutzer der Plattform 8chan eine Kopie auf eine Filesharing-Seite hochgeladen, noch bevor Facebook auf das Video aufmerksam gemacht worden sei. Das dürfte zur späteren Verbreitung des Videos beigetragen haben.

Facebook hatte bereits am Wochenende erklärt, das Online-Netzwerk habe allein in den ersten 24 Stunden 1,5 Millionen Videos mit der Darstellung des Anschlags gelöscht. Davon seien 1,2 Millionen bereits beim Hochladen gestoppt worden. Da Nutzer versucht hätten, die automatische Erkennung mit Veränderungen am Video auszutricksen, sei auch der Ton abgeglichen worden. Bei dem rassistisch motivierten Massaker am vergangenen Freitag wurden nach bisherigem Stand 50 Menschen getötet.

Social-Media-Riesen in der Kritik
Der mutmaßliche Attentäter, der 28-jährige Australier Brenton Tarrant, hatte seine Tat darauf ausgelegt, möglichst große Verbreitung in sozialen Medien zu finden. Als sich das Video über Filesharing-Netzwerke zu verbreiten begann, hatte er sein Ziel erreicht. Die Kopien, die nun kursieren, dürften dafür sorgen, dass das Video kaum mehr aus dem Netz zu tilgen ist. Auch harte Strafen - einem Teenager, der das Video verbreitet hat, drohen 14 Jahre Haft - dürften das nicht ändern können.

Auf die Verbreitung von Kopien haben Social-Media-Riesen wie Facebook zwar keinen Einfluss mehr. Experten kritisieren die Plattformen allerdings dafür, dass es überhaupt möglich ist, dass solche Terrorpropaganda Tausende Menschen erreicht. Terrorexperte Peter Neumann rief die einschlägigen Online-Plattformen auf, sie könnten dies mit geeigneten Mitteln durchkreuzen „und so auch ihrer Verantwortung als global agierendes Unternehmen“ gerecht werden.

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