Empörung in Italien

Frau zu „männlich“: Freispruch für Vergewaltiger

Ausland
12.03.2019 09:09

Nein, das ist kein Scherz: In Italien hat ein Gericht zwei Männer in einem Vergewaltigungsprozess unter anderem mit der Begründung freigesprochen, das Opfer habe „männlich“ ausgesehen. Das Urteil scheint umso fragwürdiger angesichts der Tatsache, dass die Berufungsrichter allesamt Frauen waren. Frauenrechtsaktivistinnen gingen am Montag vor dem Gericht der Stadt Ancona auf die Straße (siehe Video oben).

Der umstrittene Freispruch war bereits im Jahr 2017 erfolgt. Die Begründung wurde aber erst vor Kurzem bekannt, als Italiens oberstes Gericht einen neuen Prozess anordnete.

Eine Peruanerin hatte angegeben, zwei Landsleute hätten 2015 Drogen in ihr Getränk gemischt. Einer der Männer habe sie daraufhin vergewaltigt, während der andere Wache gestanden sei. Die beiden Männer wurden 2016 schuldig gesprochen, das Berufungsgericht in Ancona hob das Urteil aber im folgenden Jahr auf.

„Nicht einmal attraktiv gefunden“
Das Berufungsgericht hielt die Aussagen der Frau nicht für glaubwürdig. Vielmehr sei es möglich, dass die Frau selbst den „ausgelassenen“ Abend organisiert habe. Die Männer hätten die Frau nicht einmal attraktiv gefunden, erklärten die Richterinnen. 
So habe einer der Männer die Frau mit dem Spitznamen „Wikinger“ in seinem Handy abgespeichert - eine Anspielung auf eine „nicht weibliche, sondern eher männliche Figur“. „Das Foto in ihrem Akt scheint das zu bestätigen.“

Die Anwältin der Peruanerin bezeichnete die Angaben des Gerichts über ihre Mandantin als eine „abscheuliche“ Lektüre. Frauenrechtlerinnen bezeichneten das Urteil als „mittelalterlich“ und machten ihrem Unmut am Montag bei einer Demonstration in Ancona Luft. Der Fall soll nun vor einem Gericht in der Stadt Perugia neu verhandelt werden.

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