„Wollte nur springen“

Das tragische Schicksal des Matti Nykänen

Wintersport
04.02.2019 14:32

Jemand, der ihn in den 80er-Jahren springen sah, wurde automatisch zum Fan. Die Leichtigkeit, mit der er die Gegner wie Jens Weißflog oder Armin Kogler distanzierte, war augenscheinlich. Matti Nykänen, einer der größten, wenn nicht der größte Skispringer aller Zeiten, starb im Alter von 55 Jahren. Nach seiner sportlichen Karriere ging es mit ihm leider steil bergab.

Nykänen wurde 1963 geboren und erschien Anfang der 80er-Jahre als Wunderkind am Skisprunghimmel. Wie er in seiner Biografie erzählt hatte, stand er zum ersten Mal mit acht Jahren auf einer Schanze. Sein Vater zeigte ihm den Sport: „Ich wollte ab dann nur noch springen, nichts anderes als springen.“ Selbst als Teenager war er schon ein fantastischer Springer, der seine Rivalen mit perfekter Technik um mehrere Meter schlug. Schon 1982, gerade einmal 18, holte er bei der Nordischen Ski-WM in Oslo Gold.

Olympia-Titelverteidigung
Den meisten blieb er von den Olympischen Spielen in Calgary im Jahr 1988 (oben im Video) in Erinnerung. Der Finne gewann schon 1984 in Sarajevo auf der Normalschanze, vier Jahre später in Calgary gewann er dreimal Gold: einmal auf der Normalschanze, einmal auf der Großschanze und einmal im Teambewerb. Er wurde viermal Olympiasieger und fünfmal Weltmeister: ein Rekord, der seinesgleichen sucht, mehr kann man in diesem Sport nicht erreichen. Wollte er auch nicht. Sein letztes Springen bestritt er 1989 und zog sich dann 1991 vollkommen vom Skispringen zurück.

Boulevard-Leben
Währenddessen wurde er aber immer mehr Teil der Boulevard-Welt. Er war schon immer beliebt, aber seine natürliche Art und seine legendären Sprüche (z.B.: „Das Leben ist die beste Zeit eines Menschen“), machten ihn noch berühmter. So war die finnische Presse in den letzten drei Jahrzehnten voll mit seinen Eskapaden. Mal begann er eine Karriere als Pop-Musiker, mal startete er ein Telefonsex-Service, mal arbeitete er in einem Striptease-Lokal.

„Wenn er nicht trinkt, ist er der netteste Mensch der Welt“
2004 stach er mit einem Messer auf einen seiner Nachbarn ein, nachdem er gegen ihn im Fingerhakeln verloren hatte. Der Nachbar plädierte trotzdem auf Freispruch: „Bitte, lasst Matti laufen. Wenn er nicht trinkt, ist er der netteste Mensch der Welt.“ Seine Ehefrau schlug er auch mehrere Male, für die beiden Delikte wurde er insgesamt mit 42 Monaten Gefängnis bestraft. Manche sagen, er war vielleicht der berühmteste Finne, der je gelebt hat. Viele meinen, der größte Skispringer aller Zeiten. Obwohl er Selbiges von Gregor Schlierenzauer sagte (Bild oben).

Unerreichbarer Überflieger
Matti Nykänen war ein Skispringer, der den Sport so prägte wie Maradona den Fußball oder Muhammad Ali das Boxen. Skispringen wurde mit ihm allseits bekannt, es wurde zu einer multimedialen Unterhaltung der Sonderklasse. Mit Überfliegern, die für die Menschen unerreichbar zu sein scheinen. So eine Legende war Matti Nykänen, und so eine wird er auch für immer bleiben.

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(Bild: KMM)



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