Emotionale Sitzung

Vor fünf Jahren wurde die Landkarte neu gezeichnet

Steiermark
15.12.2018 09:00

Es war der emotionale Höhepunkt einer Debatte, die jahrelang die steirische Politik prägte: Am 17. Dezember 2013 wurden im Landtag die vielfach umstrittenen „Zwangs-Gemeindefusionen“ beschlossen. Viele Bürgermeister lauschten gebannt. Zwei von ihnen ziehen nach fünf Jahren unterschiedlich Bilanz.

Wenn nicht gerade Schulklassen anwesend sind, verirren sich meist nur eine Handvoll Politikinteressierte auf die Zuschauerränge im Landtagssaal. Ganz anders war es kurz vor Weihnachten 2013: Es gab zu wenige Sitzplätze für die große Zuhörerschar, die vor allem aus Kommunalpolitikern aus allen Regionen bestand.

Ein brisanter Beschluss stand bei dieser Sondersitzung auf der Tagesordnung: die Zusammenlegung von Gemeinden, knapp 80 davon gegen ihren Willen. Die Opposition zog alle Register der Kritik, die SP-VP-Regierungspartner blieben bei der Reform. Anfang 2015 wurde sie schließlich Realität. Aus 539 wurden 287 Gemeinden.

Standpunkte unverändert
Die „Steirerkrone“ fragte bei zwei Bürgermeistern, die die Debatte damals verfolgten, nach ihrer Bilanz. Vorweg: Der jeweilige Standpunkt hat sich verfestigt.

Der Gleisdorfer Christoph Stark stand vor einer Fusion mit vier Umlandgemeinden. „Der Standort wird wirtschaftlich abgesichert“, sagte er damals. Und heute? „Gleisdorf und die ganze Region haben sich positiv entwickelt.“ Zwar sei die wirtschaftliche Dynamik um Gleisdorf grundsätzlich gut, die Fusion habe aber weiteren Schwung gebracht.

Die administrative Zusammenlegung sei weitgehend abgeschlossen. Das Zusammenwachsen in der neuen Großgemeinde dauert hingegen noch länger. Großes Thema sei die Fusion aber nicht mehr, so Stark.

„Wege werden weiter, Ältere sind Verlierer“
Ganz anders bewertet August Friedheim die Reform. Der frühere Bürgermeister von Nestelbach wehrte sich damals vehement (und erfolglos) gegen die “Ehe„ mit Ilz, heute ist er dort Vizebürgermeister - und damit einer der wenigen federführenden Fusionskritiker, die noch in einem hohen Amt sind: “Die meisten anderen haben das Handtuch geworfen."

Friedheim: „Es ist eingetreten, was ich befürchtet habe.“ Er sieht keine Einsparungen, im Gegenteil. Zudem würden die Zentren gestärkt und die Ränder geschwächt: „Die Wege werden weiter, gerade ältere Menschen sind Verlierer.“ Die Ortschefs der neuen Großgemeinden hätten immer mehr Aufgaben, es bleibe kaum Zeit für Gespräche.

Der Beschluss vor fünf Jahren hat also Narben hinterlassen. Wie tief sie sind, wird wohl auch die Gemeinderatswahl 2020 zeigen.

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