Nach Haiti-Beben

Mann überlebte mit Cola, Bier und Keksen elf Tage

Ausland
24.01.2010 14:49
Trotz der offiziellen Einstellung der Suche nach Verschütteten ist in Haiti am Samstag noch ein Überlebender aus den Trümmern geborgen worden. Der junge Mann wurde elf Tage nach dem verheerenden Erdbeben in einem eingestürzten Hotel gefunden. Im Spital berichtete Wismond Exantus (Bild), er habe sich bei dem Beben unter einen Tisch geflüchtet. In diesem engen Raum habe er auf dem Rücken liegend ausgeharrt und mit Hilfe von Cola, Bier und Keksen überlebt.

"Gott hat mich in seinen Armen geborgen. Er hat mir Kraft gegeben", sagte Exantus. Rettungskräfte werteten seine Geschichte als Ermutigung, die Suche nach Verschütteten fortzusetzen. "Das Leben hört nicht auf, wenn eine Regierung sagt: 'Hört auf'", sagte ein Mitarbeiter eines französischen Rettungsteams. Die haitianische Regierung hatte zuvor erklärt, angesichts schwindender Hoffnung für die Verschütteten solle ab sofort die Versorgung der Überlebenden im Fokus der internationalen Hilfe stehen.

Indes wird eine neue österreichische Hilfslieferung für die Erdbebenopfer ins Katastrophengebiet geschickt. Das Innenministerium stellte 400 Familienzelte zur Verfügung, sagte Sprecher Rudolf Gollia. Die 30 Tonnen schwere Ladung wird gemeinsam mit Lieferungen aus Ungarn und Slowenien transportiert. Österreich hat mit den beiden Staaten ein Flugzeug gechartert. An Bord befinden sich auch Hilfsgüter des Roten Kreuzes.

Über 150.000 Todesopfer
Seit dem Erdbeben am 12. Jänner wurden nach UNO-Angaben rund 130 Verschüttete gerettet. Die Zahl der offiziell bestätigten Todesopfer hat mehr als 150.000 erreicht. Das teilte die haitianische Kommunikationsministerin Marie-Laurence Jocelyn Lassegue am Sonntag mit. Die Zahl stamme von dem staatlichen Unternehmen CNE, das für die Bestattung der Leichen aus dem Großraum Port-au-Prince in einem Massengrab nördlich der Hauptstadt zuständig sei. Nicht mitgezählt seien die Opfer in anderen Städten sowie Tote, die von ihren Familienangehörigen verbrannt wurden.

Am Samstag kamen rund 2.000 Menschen zur Beerdigung des Erzbischofs von Port-au-Prince zusammen. Das Begräbnis von Monsignor Joseph Serge Miot war eine von wenigen Trauerfeiern seit der Katastrophe, viele Teilnehmer beweinten bei dieser Gelegenheit auch ihre getöteten Verwandten. "Wir haben das Gefühl, alles verloren zu haben", sagte ein junger Haitianer, dessen dreijährige Tochter bei dem Beben umgekommen war.

Eine Milliarde Dollar Schaden
Die haitianische Handelskammer schätzt, dass sich der wirtschaftliche Schaden infolge des Bebens auf bis zu eine Milliarde Dollar belaufen könnte. Nur rund 30 Prozent der Unternehmen hätten eine Versicherung, die ihnen die Schäden ersetzen könnte, sagte der Präsident der Handelskammer, Reginal Boulos. "Viele dieser Leute haben Kredite. Einige werden sie nicht zurückzahlen können. Es könnte zu einem wirtschaftlichen Kollaps kommen." Allein die Wiederherstellung der Stromversorgung dürfte noch drei bis vier Monate dauern, sagte Boulos.

Für zahlreiche Menschen geht es unterdessen immer noch ums blanke Überleben - auch für diejenigen, die keine äußeren Verletzungen davongetragen haben. Weil das Warenangebot knapp ist, schießen die Preise in die Höhe. Für einige Grundnahrungsmittel wie Reis oder Brot haben sie sich bereits verdoppelt oder gar verdreifacht.

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