Luftblase geplatzt

Betrugsprozess in Graz: Mega-Event wurde Schuldenfalle

Steiermark
12.01.2010 23:10
Es hat alles so gut geklungen: Ein Mega-Event in der Grazer Helmut-List-Halle sollte vor nunmehr fast fünf Jahren Investoren für ein großes Pharmaprojekt ködern. An jenem Abend wurde an Unterhaltung und Vortragenden allerhand aufgeboten - dennoch platzte das Projekt, und Hunderttausende Euro gingen verloren. Am Dienstag musste sich der ehemalige Geschäftsführer des "Pharma-Experiments" nun in Graz wegen schweren gewerbsmäßigen Betrugs verantworten.

Das Projekt klang wahrlich vielversprechend: große Gewinne für die Investoren und 700 neue Jobs. Die exklusive Veranstaltung, die die "Medicorp Pharma Group" vorstellen sollte, war ein glanzvoller Event. Umrahmt von einem anspruchsvollen Kulturprogramm, für das unter anderem Pianist Markus Schirmer und das Theater im Bahnhof verantwortlich zeichneten, gab es Vorträge von Experten wie Zukunftsforscher John Naisbitt, Quantenphysiker Anton Zeilinger oder Schlafforscher Manfred Walzl.

Doch was bald folgte, waren nicht Geldflüsse von willigen Investoren, sondern immer vehementere Forderungen von Vortragenden, Künstlern und Lieferanten, die - bis auf wenige, die auf Vorauszahlung bestanden hatten - noch kein Geld gesehen hatten. Allen voran eine PR-Agentur, die den Abend in der List-Halle organisiert hatte.

Geschäftsführer in Deutschland verhaftet
Der 39-jährige Geschäftsführer wurde nach mehrjähriger Flucht im Dezember 2009 in Deutschland verhaftet. Bei der Verhandlung bekannte er sich nicht schuldig. Der Staatsanwalt warf dem Angeklagten vor, dass seine englische Pharma-Firma, für die er Aktien verkauft hatte, nie existiert habe. Doch der Beschuldigte nannte nun plötzlich einen Geldgeber: "Ich wollte keine Investoren nennen", meinte er zur Erklärung, warum er bisher geschwiegen hatte. "Wieso? Das ist ja keine schlechte Sache, Sie wollten ja kein Puff betreiben", meinte Richter Günter Sprinzel.

Die Schuld für den Mega-Flop sah der Angeklagte vor allem bei der PR-Agentur, die nach seinen Angaben das Budget für die Veranstaltung sehr stark überzogen hatte (der Event soll mehr als eine halbe Million Euro gekostet haben). "Die Rechnungen waren überhöht, darum habe ich sie nicht bezahlt", so die Erklärung des ehemaligen Geschäftsführers. Für einen siebenminütigen Vortrag wären beispielsweise über 13.000 Euro in Rechnung gestellt worden, außerdem ein Vermögen für eine Tonanlage - obwohl die Halle selbst über eine perfekte Tonausrüstung verfügt.

Forderungen "nicht gerechtfertigt"
"Warum zahlen Sie das nicht?", fragte der Richter. "Weil es nicht gerechtfertigt ist", so der Befragte. "Warum haben Sie das dann unterschrieben?", hakte der Richter nach. "Das war ein Fehler", gestand der Angeklagte ein.

Nun muss geklärt werden, ob die Firma überhaupt existiert, was genau mit der PR-Agentur vereinbart war und wer wie viel Honorar einfordert. Eine Fortsetzung der Verhandlung wird es auf jeden Fall geben, ein Termin stand aber noch nicht fest. Immerhin könnte das englische Amtshilfeverfahren eine Weile dauern.

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