Nicht beendet sei hingegen der Protest, so die Studenten, die mittlerweile aber auch untereinander ziemlich zerstritten sind. Denn nicht alle sind mit dem Ende der Besetzungen einverstanden, so mancher Hardcore-Rebell schläft immer noch auf dem Campus.
Weiterer Protest in Gängen und Aulas
Doch die in der Zwischenzeit in Gänge, Aulas und Hörsäle außerhalb der Lehrzeiten verlegte Widerstandsbewegung dürfte wohl nicht mehr allzu viele interessieren. Zu sehr ging die berechtigte Forderung nach besseren Studienbedingungen im zuletzt zwar noch besetzten, aber leeren Audimax und im vehementen Bestehen auf der Versorgung von Obdachlosen unter.
Doch wie geht es jetzt weiter? Fragen der Rahmenbedingungen an den Unis und die Finanzierung sind ja noch lange nicht geklärt. "Probleme zu thematisieren ist nur der Anfang, jetzt muss die Politik Lösungen dafür finden", sagt Georg Winckler, Rektor der Universität Wien.
Ein erster Schritt ist die Auszahlung der von Noch-Wissenschaftsminister Johannes Hahn zugesagten 34 Millionen Soforthilfe. Kommende Woche endet die Antragsfrist, zahlreiche Gesuche sind bereits im Ministerium eingetroffen.
Hahn gedanklich schon in Brüssel?
Damit allerdings ist die Uni-Misere nicht vom Tisch. Vom gestarteten Hochschuldialog erwarten sich vor allem die Studenten wenig. "Es ist ein großes Problem für den Dialog, wenn es keinen zuständigen Minister und damit auch keine Verbindlichkeiten gibt", so ÖH-Vorsitzende Sigrid Maurer. Tatsächlich haben viele den Eindruck, dass Johannes Hahn auch vor seinem Amtsantritt als EU-Kommissar am 1. Februar schon lange – zumindest gedanklich – mehr in Brüssel als bei den heimischen Studenten ist. Und noch immer gibt es keinen Nachfolger.
ÖVP-Chef Josef Pröll sieht darin allerdings überhaupt kein Problem. "Wir haben einen Minister und wenn der geht, wird es einen neuen oder eine neue geben“, heißt es aus dem Büro des Vizekanzlers. ÖH-Vorsitzende Maurer sieht das anders: „Wir haben ein Verantwortungsvakuum, aber der Politik ist das offenbar egal."
"Wir wollen jetzt etwas verändern"
Die Besetzer, die zum Beginn des Hochschuldialogs anonym und mit großen Sonnenbrillen – weil es in ihrer praktizierten Basisdemokratie ja keine offiziellen Vertreter gibt – erschienen, wollen sich dennoch mit vollem Elan im Hochschuldialog einbringen. "Wir sind zwar durchaus skeptisch, dass dabei etwas herausschaut, aber uns geht es darum, die Situation der Studierenden zu verbessern. Wir wollen etwas verändern", so Theresia von der AG Mittwoch.
Im Internet haben die Studenten eine eigene Plattform eingerichtet, bei der jeder seine Vorschläge einbringen kann. Noch bis Juni tagen die fünf Arbeitsgruppen, dann sollen – hoffentlich – Ergebnisse präsentiert werden. Die Hochschüler arbeiten auch an weiteren Protestmaßnahmen, etwa an einem Gegengipfel zur Bologna-Konferenz im März.
von Doris Vettermann, Kronen Zeitung
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